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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Blut.
    »Das wird dich nicht vor dem Tod bewahren, Y Ddraig Goch!«, schrie er und wirbelte durch die Luft. »Und dein Liebchen erst recht nicht.« Ansatzlos stieß er wieder nieder und knackte den Schädel des Bullen mit zwei seiner Klauen;
    Blut schwappte zu den Ohren und dem Maul hinaus. Er riss das zertrümmerte Haupt vom Hals und schleuderte es lachend in den Fluss. »Ist das die Macht der Altvorderen?«, höhnte er. »Mehr vermögt ihr nicht? Vielleicht sollte ich Vouivre umbringen, anstatt mit ihm einen Pakt einzugehen! Ihr seid es nicht wert, dass man euch schont.« Er flog eine Schleife und setzte zu einem neuen Angriff an.
    Ddraig starrte auf Gwalchgwyns Leichnam, dann zu dem nahenden Asiaten und wieder zum toten Bullen. Sie war verwirrt, zu viel spielte sich in ihr ab – und deswegen drehte sie sich um und rannte. Hektisch schlug sie mit den Schwingen, mähte dabei kleinere Bäume um, als seien es Streichhölzer, und riss tiefe Furchen ins Gras.
    In einem Hügel vor ihr erschien der Eingang in eine Erdhöhle, obenauf erhoben sich die Steinquader eines Hünengrabes. Der Geruch, der herausdrang, war noch deutlich in ihrer Erinnerung. Sie hatte Gwalchgwyns Behausung gefunden.
    Die Rettung! Sie zwängte sich in den Spalt, schob sich tiefer und tiefer in den Gang, der steil nach unten führte, bis sie eine Kammer erreichte. Dort wandte sie sich um und stieß mit letzter Kraft eine Lohe in den Schacht aufwärts, woraufhin ein lautes Brüllen erklang. Sie hatte den Asiaten erwischt. Vergeh zu Asche!
    Aus einiger Entfernung hörte sie hastiges Scharren, und so setzte sie eine zweite Lohe hinterher.
    Erschöpft lehnte sie sich an die kühle Wand und lauschte. Es blieb still.
    Wer immer du warst, für deine Taten finde und vernichte ich dich! Ddraig brüllte ihre Schmerzen und ihren Hass hinaus, was die Kammer und den Gang zum Beben brachte.
    Sobald sie genesen war, würde sie die Spur des Asiaten aufnehmen. Vouivre würde ihr verraten, wo sie ihn finden konnte. Für den Pakt mit dem Asiaten wirst du sterben, Franzose. Das Maß ist voll.
     
31. Dezember 1926, in der Nähe von Kiew, Zarenreich Russland
    Ealwhina sah den Lastwagen vor sich durch die Überreste des Triglav fahren und die Soldaten auf der Ladefläche sitzen. Die drei Männer stierten sie an, als sei sie ein Ungeheuer, und rauchten unaufhörlich. Sie waren bleich, ab und zu redeten sie miteinander, um sie dann wieder mit undefinierbarem Ausdruck in den Augen anzustarren.
    Ihr war es gleichgültig, was Menschen über sie dachten, die sie nicht zu ihren Freunden zählte. Auf das Glotzen gab sie nichts, sie war es gewohnt. Lästig wurde es erst nach einer Stunde, und so lange würde sie nicht in Gegenwart der Soldaten sein.
    »Was haben Sie denen getan, Mylady?«, erkundigte sich Wassilij besorgt und schlug gegen den Motor des Scheibenwischers, damit sich die Metallstangen bewegten; sie verhakten sich unentwegt. Der Regen hatte zugenommen und verwandelte die Piste in eine Rutschbahn; das Schlittern des Automobils fing er mit Gegensteuern ab. Schlamm spritzte von den Lkw-Reifen bis zu ihnen, klatschte als Schlieren und Punkte gegen die Scheibe.
    »Das frage ich mich allerdings auch«, log sie und spürte die Murmel sowie die Splitter des Weltensteins in der Tasche ihres Kleides. Erwärmen sie sich, oder bilde ich mir das ein?
    »Das ist nicht gut«, sagte er dumpf und wurde hinter dem Lenkrad kleiner. »Gar nicht gut. Die behalten uns hier.«
    Ealwhina antwortete nichts darauf.
    Bald erreichten sie die freie Fläche und schauten auf den Haupteingang mit der Kaserne und den Garagen. Die schweren Doppelschranken aus Eisenträgern waren geschlossen.
    Der Lastwagen hielt vor den Garagen an. Die Soldaten sprangen von der Ladefläche herab in den Matsch. Zwei liefen in die Unterkunft, nicht ohne die Frau nochmals angestarrt zu haben, während der dritte ins Wachhaus eilte.
    Damit bin ich euch los. »Fahren Sie bis an die Schranke.« Ealwhina sah abwartend zu den großen Fenstern, hinter denen sie die Männer erkannte. Der Soldat erstattete den Offizieren Bericht; zu ihrem Missfallen schien er dabei sehr ausführlich vorzugehen. Dann marschierten sie gemeinsam zur Tür, die aufschwang und insgesamt acht Männer ins Freie entließ. Habe ich mich zu früh gefreut?
    »Gar nicht gut«, wiederholte Wassilij. »Mylady…«
    Der Wagen wurde von den Soldaten umstellt, sie legten auf die Insassen an. Einer der Offiziere trat ans Fenster und zeigte an, dass die Scheibe

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