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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Äste und Zweige der Weiden zum Wehen. »Der Sieger darf verlangen, wonach auch immer ihm der Sinn steht.« Sie drückte sich ab und schwang sich lachend in die Höhe.
    »Ich bin dennoch schneller!«, rief er ihr nach und sprintete los.
    Ddraig ließ sich vom kühlen Morgenwind emportragen und blieb über Gwalchgwyn, um ihn beobachten zu können. Er läuft meisterlich! Seine Bewegungen strotzten vor Kraft und Eleganz, ein Bulle auf dem Höhepunkt seiner Juvenilität. Die Krallen schleuderten Erde auf, er wich Hindernissen gekonnt aus und blieb mit dem Körper dicht am Boden. Sie freute sich auf den Tag mit ihm und darauf, ihren besonderen Hunger zu stillen. Gegen Abend würde sie sich von ihrem erschöpften Auserwählten zurückziehen.
    Die Weide kam rasch näher, und Ddraig tat ein, zwei Schläge mit den Schwingen, um sich einen Vorsprung zu erarbeiten. Ich weiß schon, was ich von dir…
    Ein Schatten fiel auf sie; im nächsten Moment schlugen sich spitze Krallen in ihren Nacken. Knisternd bohrten sie sich durch die Hornplatten ins Fleisch, messerscharfe Zähne legten sich um ihren Hals und bissen zu.
    Die Drachin stieß vor Schmerz und Überraschung einen Schrei aus und versuchte, den Angreifer mit hektischen Flugbewegungen abzuschütteln. Sie hörte seine Schuppen klirrend aneinanderreihen, roch ihn und wusste, dass sie bislang keine vergleichbare Witterung aufgenommen hatte: Es war ein ihr unbekannter Drache.
    Ddraig schwand der Atem. Heiß lief ihr das eigene Blut den Schlund hinab. Durch die umklammerte Kehle bekam sie nicht mehr genügend Luft, aus ihrem Flug wurde ein Trudeln, das sie geradewegs in den Clwyd stürzen ließ. Der Einschlag war hart, doch der unbekannte Feind ließ nicht von ihr ab. Das Wasser schäumte, wirbelte und war aufgewühlt, Bläschen stiegen auf und raubten ihr die Sicht.
    Schwach drehte sie sich um die eigene Achse, um den Angreifer am Grund oder an der Seite des Flussbettes abzustreifen. Sie sog das Nass ein, das in ihrer verwundeten Kehle zischend auf ihr heißes Blut traf. Erhitzte Luft schoss blubbernd aus den Nüstern. Ddraigs Gegenwehr erlahmte.
    Plötzlich schwanden Druck und Krallen, die Klauen wurden mit Gewalt aus ihr gezogen, und ihr wurden schwere Wunden geschlagen. Sie schrie und spie gasflammenfarbenes Feuer vor Qualen.
    Der Clwyd explodierte in einer Dampferuption. Für mehrere Augenblicke gab es den Fluss nicht mehr; die Böschung und die Steine standen in Flammen, bevor das nachdringende Wasser die Drachin wieder umschloss und die Lohen löschte.
    Ddraig breitete die Schwingen aus und wurde von der Strömung emporgetrieben; prustend kam sie an die Oberfläche und kroch ermattet an Land. Ihr Kopf kam ihr viel zu schwer vor, schwarzes Drachenblut tropfte auf die Erde und brannte sich in den Boden. Sie schwankte, brach in die Knie. Ich bin leichte Beute.
    In einiger Entfernung vernahm sie ein dunkles Gebrüll, das von Gwalchgwyn stammte und sich rasch näherte.
    Der Drachenbulle ging rückwärts, die Augen gen Himmel gerichtet. Auch er war von etlichen Bisswunden fürchterlich gezeichnet. Der Feind hatte ihm Panzerung samt Fleisch herausgerissen, Ddraig sah die Knochen hervorstehen oder schwach unter dem Blut schimmern.
    Ein goldenes Flirren stürzte senkrecht auf Gwalchgwyn herab und warf ihn nieder. Der Bulle schnappte um sich und jagte gelbes Feuer aus seinem Rachen gegen den Feind.
    Ddraigs Sicht verschwamm. Sie erkannte undeutlich, wie die Flammen gegen das goldene Schuppenkleid brandeten und daran abglitten. Ich muss ihm helfen. Sie stemmte sich auf die Beine und machte einige Schritte vorwärts. Ein chinesischer Drache!
    Die schlangenhaft-grazile Statur des Feindes war unbestritten asiatisch. Der merkwürdig anzusehende Kopf und die Flügel beseitigten jeglichen Zweifel, es mit einem westlichen Drachen zu tun zu haben.
    Gwalchgwyn wollte sich herumwälzen, der Schweif zischte heran und sollte den Gegner, der auf ihm saß, in den Rücken treffen.
    Doch der Asiate hörte das Surren und warf sich in allerletzter Sekunde zur Seite. Gwalchgwyn schlug sich das scharfe Ende selbst tief in den Leib und schnaufte auf.
    Du wirst mit deinem Leben bezahlen! Ddraig hatte die Kämpfenden fast erreicht und schleuderte einen blauen Flammenstrahl gegen den Angreifer.
    Ihr extrem heißes Feuer brachte den Asiaten dazu, mit mehreren Flügelschlägen Abstand zu nehmen und wütend auf sie herabzufauchen. An seiner Schnauze und seinen vier Klauen haftete Gwalchgwyns und ihr

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