DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
reichen. Er bündelte seine Kräfte und ein hell leuchtender Strang Gedanken schoss durch die Nacht und verschwand irgendwo unter ihm. Eric schrak zusammen als er erkannte, dass er vergessen hatte sich im Zaum zu halten. Doch niemand hatte es bemerkt. Er sah die vielen Wächter, wie sie weit von ihm entfernt an ihren zugewiesenen Plätzen schwebten und nach Eindringlingen Ausschau hielten. Keiner würde seine Aufmerksamkeit auf das Innere der Festung richten. Schon nach wenigen Sekunden bemerkte er, wie sich in seinem Kopf deutlich Bilder formten. Wieder sah er Jack in dem kleinen, hohen Verlies liegen. Aber seine Augen waren nicht müde, sie sahen ihn voller Erstaunen an. Eric gelang es, in die Gedanken seines Freundes vorzudringen. Voller Erregung vergas er beinahe, dass er nicht sprechen durfte, dass er sich auf die Verbindung mit dem widerspenstigen Sturm zu konzentrieren hatte. Doch dann erkannte er, dass Jack nicht einmal zu wissen schien, dass er sich auf einer fliegenden Insel befand und nicht die geringste Chance gehabt hatte lebendig zu entkommen. Eric sah die Gedanken. Jack war gerade gesprungen da rutschte er zusammen mit dem Fliehenden in die Zone des Zeitlochs. Einen Lidschlag später befand er sich auf einem Felsen, vor ihm lag der Verräter auf dem Boden und bemühte sich aufzustehen. Jack war vor Schreck wie versteinert. Mit ungläubigem Blick starrte er regungslos auf die Armee, welche vor ihm und in jede Richtung kein Ende zu nehmen schien. Er sah wenige hundert Meter vor sich eine Mauer, die so hoch war dass er sich fragte, wer sie hatte bauen können. Dahinter sah er die gigantischen Türme einer Festung aufragen welche einen so ausgeprägten und starken Geruch der Angst und der Finsternis verströmte dass ihm beinahe schlecht wurde. Er sah eine Schneise in den Unmengen an bewaffneten Kreaturen vor sich welche einen schmalen, langen Pfad direkt vor die Tore der Mauer bildete. Er schloss die Augen. Das war sein Ende, von hier aus würde er nicht zurückkommen oder weglaufen können. Das Zeitloch war verschwunden. Der Verräter vor ihm stand auf, sah ihm direkt in die Augen. Sein vor Todesangst starres Gesicht verwandelte sich in eine hässliche, spottende Maske. Eric hatte nicht genug Zeit das Gesicht klar zu erkennen denn gerade als Jack sich jetzt voller Wut und Verzweiflung auf ihn stürzen wollte, wurde er heftig vom Boden gerissen und stieß einen lauten, hallenden Schmerzensschrei aus der sich über die Mengen hinweg fortpflanzte. Eric sah wie Jack fiel, der Felsen kam schnell näher. Es mussten über vier Meter gewesen sein. Ein letzter Impuls zeigte ihm einen großen Blutfleck, der auf dem grauen Stein zurückblieb. Die Schlieren an seiner einen Seite zeigten, dass jemand den Urheber über den Boden schleifte und zur Mauer brachte. Das Bild verschwand kurz, dann sah Eric nicht mehr als Bruchstücke. Jack schien bewusstlos zu sein, der Angriff hatte ihn schwer verletzt. Von was war Jack attackiert worden? Er hatte keine Vorstellung davon. Was auch immer es war, es stellte eine gewaltige Bedrohung für jeden dar, der sich dem in den Weg stellte. Eric wunderte sich dass Jack nichts bemerkt hatte. War es denn nicht einmal zu hören gewesen? Er schauderte. Jack war wach, hielt die Augen mühevoll offen und doch konnte Eric seine Hoffnung erkennen. Er schien jedoch nicht die Kraft aufbringen zu können, ein Gespräch anzufangen. Eric war froh, dass es gereicht hatte um zu rufen. Einen langen, quälenden und zugleich hoffnungsvollen Moment lang kreiste er über den Gebäuden, dann verabschiedete er sich von Jack mit dem Gedanken, dass er ihn finden würde. Schon morgen. Oder früher.
Der Regen wurde schwächer, schlagartig verbesserte sich die Sicht. Eric erkannte dass der Rest des Landes genauso gut bewacht war. Er sah allerdings keine dunklen Massen die sich später als bewaffnete Gestalten entpuppten, sondern nur kleine Grüppchen die in beachtlichem Abstand zu einander verteilt waren und das Gelände überwachten. Eric durchfuhr ein kleiner Schlag. Hier wäre ein Angriff vielleicht gar nicht so schlecht. Zwischen den gigantischen Massen der Armee und diesen kleinen Wachtrupps befand sich die Festung, ein beinahe unüberwindbares Hindernis für jeden, der schnell auf die andere Seite wollte. Er prägte sie sich ein, jeden Stein, jede noch so kleine Schlammpfütze, jeden Fels, jede Spur in der klebrigen, aufgeweichten Asche, jede einzelne der kleinen Grüppchen. Er stellte sich vor, wie sie
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