DrachenKind (German Edition)
springen. Also los, und nicht scheitern!“
Eric nickte und suchte sich einen besonders großen aus. Der saß vor dem kleinen Strauch und ahnte nichts. Dann streckte er sich noch einmal, duckte sich und schlich immer näher heran. Bei jeder kleinsten Bewegung des Hasen erstarrte Eric unverzögert wie zu Stein, bis der Hase meinte doch nichts Gefährliches gehört zu haben. Seine Muskeln spannten sich an und er spürte die Kraft der Natur in sich aufsteigen. Mit einem Satz und einem lauten Brüllen sprang er die restlichen Meter weit und krallte sich den Hasen, der hilflos in den Fängen seines Jägers herum zappelte und mit den Läufen erstaunlich heftig um sich schlug. Eric lähmte ihn mit seinen Gedanken, entschuldigte sich und betäubte ihn. Dann rammte er seine Reißzähne in den Nacken des Tieres und legte es auf den zugeschneiten Waldboden. Dank der Kälte floss nicht ein einziger Tropfen Blut, der Hase lag tot im Schnee und Jack kam herbei gerannt und machte einen Hüpfer vor Freude. Eric beobachtete die Gedanken des Hasen, wie sie sich langsam entfernten, schmerzlos und gleichgültig. Er hatte das erledigt, was seine Bestimmung gewesen war. Er hatte der Natur gedient und war zur Mahlzeit eines anderen Tieres geworden. Eric fühlte sich nicht schuldig oder schlecht. Er freute sich richtig über die bevorstehende Mahlzeit, ein spätes Abendessen mit Mia, Jack und Seath.
Als sie nach einem gemütlichen Gang wieder bei dem Baum ankamen, wo Jack die ersten beiden Hasen vergraben hatte, waren fast zweieinhalb Stunden vergangen. Alles in allem recht wenig Zeit. Jack grub die Beute wieder aus und ärgerte sich leise über ihre Sperrigkeit. Sie waren angefroren, beide Hasen. Jack trug sie indem er beide an einem der langen Hinterläufe nahm und sie halbwegs mitschleifte. Eine lange Spur entstand, als sie sich auf den Rückweg machten.
Kapitel 30
Das kleine Feuer wurde schon bald hörbar, nach weiteren Schritten auch sichtbar. Eric konnte Mias Kräuter riechen. Offensichtlich hatte sie einige der wichtigsten mitgenommen. Jack lief schneller, der Gedanke an ein warmes Essen machte ihn glücklich. Die letzten fünfzig Meter bis auf die andere Seite des Kessels rannte er fast. Eric hatte es nicht so eilig. Er hörte Mias freudige Begrüßung und sah, wie sie Jack gewitzt über den Rücken streichelte, als wäre er ein ziemlich großer Hund. Jack warf den beiden ihre Beute vor die Füße und forderte sie auf sie zum Essen fertig zu machen. Seath nahm die schweren Hasen und legte sie neben die Feuerstelle, wo sie schnall aufzutauen begannen. Sie schloss die Augen, entfernte geschickt die Innereien und das Fell. Dann kramte sie aus dem immer noch nicht leeren Rucksack einen Topf hervor, füllte ihn mit Schnee und stellte ihn auf die glühenden Steine, die sich im hell lodernden Feuer befanden. Hier in der Felsspalte waren sie wirklich gut vor Wind und Wetter geschützt.
Eric überlegte ob er sich zurückverwandeln sollte, aber ihm gefiel das warme Fell und er beschloss es nicht zu tun. Zumindest bis zum Essen nicht, er hätte lieber zehn Finger als zehn lange Krallen. Damit ließ es sich bestimmt angenehmer und sauberer essen. Nachdem Eric seinen Hasen auch vor die Feuerstelle gelegt hatte, legte er sich neben Jack. Der hatte sich dicht neben das Feuer gelegt und bewachte argwöhnisch das Abendessen, als fürchtete er es könnte jeden Moment gestohlen werden. Seath sah sie beide an und fragte:
„Ihr seid wohl ziemlich erfolgreich gewesen. Habt ihr jemanden getroffen?“
„Nein, keinen. Nur doofen Hasen, und die wir mitgebracht. Wann fertig?“
„Ganz ruhig, ja? Ich muss sie erst mal richtig zubereiten, wir werden schon vernünftiges Essen haben! Ich mache eine Suppe, mit Gemüse, Kräutern und einem Hasen…Die anderen brate ich später für euch, klar?“
Jack blinzelte ungläubig und mit einem leisen, geschlagenen Knurren schloss er die Augen und genoss die Wärme des Feuers im Gesicht. Eric versank wieder in Gedanken. Er dachte wieder an die Schale aus seinem Traum.
„Was wäre, wenn diese riesige Schale in meinem Traum der Zugang zur Welt des Herrschers wäre?“
Mia hielt inne und ihre Hand mit einem Kräuterbüschel sank langsam in den Beutel zurück, aus dem ein würziger Geruch sich angenehm im Zelt breit machte. Seath sah ihn verwundert an.
„Wie kommst du darauf? Hattest du in deinen Träumen irgendwelche Hinweise darauf? Denk an unseren Tempel, das große Loch im Boden das immer den Himmel draußen und das
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