DrachenKind (German Edition)
immer noch gut riechen und es hört sich an als wäre es mehr rechts.“
Sie schlichen ein Stück an der Schneewehe entlang nach rechts, bis Eric Jack ein Zeichen gab. Noch bevor er einen weiteren, fragenden Gedanken loswurde, sprang Jack mit einem langen, hohen Satz über den Schneewall und Eric hörte, wie er sich geschickt auf den Hasen stürzte und ihm das Genick brach. Ihm wurde ganz mulmig zumute. Ob Jack ihn wohl betäubt hatte? Wohl eher nicht. Eric schüttelte sich bei dem Gedanken. Dann sprang auch er leichtfüßig in hohem Bogen über den Wall. Er landete direkt vor Jack, der da im Schnee lag und auf ihn wartete. Zwischen seinen großen Vorderpfoten lagen zwei Hasen, beide recht gut genährt und schneeweiß, kaum zu erkennen.
„Ich haben gleich zwei erwischt, sie beide nebeneinander gesessen. Der eine fast abgehauen, aber ich schneller.“
Jack strahlte, Eric glotzte. So viel Geschick würde er wahrscheinlich nicht aufbringen. Aber Jack war bei allem, was Essen zur Folge hatte oder dorthin führte, sehr geschickt und kreativ. Jacks langer, orangeschwarzer Schwanz peitschte aufgeregt den Schnee. In Gedanken bat er Eric, sich in einen Drachen zu verwandeln und beide Hasen zu braten, aber Eric lehnte ab. Das war zu auffällig. Er schlug vor, sich lieber auf den Rückweg zu machen, nachdem sie noch ein paar gefangen hatten, denn Mia und Seath hatten sicher ein Feuer gemacht. Jack schien sich ernsthaft zu einer Zustimmung durchringen zu müssen, doch dann meinte er:
„Also gut, ich werden dir zeigen, wie man sie jagen. Und du dich nicht stellen so an, das ist Natur. Und ich wissen, auch Drachen haben Jagdinstinkt. Fertig?“
Eric zögerte kaum, der Hunger trieb ihn dazu alles an Unbehagen und Mitleid zu verdrängen. Immerhin konnte er die Tiere betäuben bevor er die langen Fangzähne hineinschlug.
„Ja, bin bereit.“
„Gut, dann komm. Ich vergraben beide hier bei diesem Baum.“
Jack buddelte mühevoll ein tiefes Loch in den fest gefrorenen Boden, legte die Hasen liebevoll hinein und strich den Schnee sorgfältig glatt, nachdem das Loch wieder zu war. Dann bedeutete er Eric ihm zu folgen und sie begaben sich tiefer in den kleinen Wald hinein.
Jack freute sich über die Gewissheit, dass Eric sichtlich Spaß am Jagen hatte und darüber, dass sein Freund nicht mehr so scheu war was das anging. Er hatte schon gedacht, dass Eric lieber verhungern würde als sich was zu beschaffen, aber offensichtlich hatte er da falsch gelegen. Eric genoss den nächtlichen Spaziergang durch den Schnee. Der Wind hatte sich gelegt und im Wald bemerkte man gar nichts mehr von ihm. Die Stille verzauberte sie beide. Jack dachte, dass es ein Segen war als Tiger so gut im Dunkeln sehen zu können. Eigentlich müssten sie ja tagsüber jagen, aber mit Erics Sinnen war es total egal. Der teilte alle Eindrücke mit seinem Freund, der sich dankbar zeigte und ihm die Kniffe erklärte, welche einen sicher zum Mittagessen bringen würden. Jack bewunderte die Ruhe seines Freundes, ließ sich von ihr anstecken und lernte, die Umgebung und seine Umwelt zu kennen und in sich aufzunehmen, sie zu genießen. Mit einem leichten Schaudern dachte er wieder an den Brief, den Mia ihm auf das Bett gelegt hatte. Er würde alle guten Kräfte seinerseits brauchen, wenn es stimmte, was dort stand.
Nach einer Stunde hatten sie das andere Ende des kleinen Wäldchens erreicht und dort saßen tatsächlich sechs Hasen, betrachteten den Mond und nagten an ein paar roten Bären, die an einem kleinen Strauch wuchsen. Eric wunderte sich. Er hatte nicht erwartet, um diese Zeit noch etwas zu finden. Es war vielleicht schon vier Stunden vor Mitternacht, also dachte er, die Hasen müssten schon in ihren unterirdischen Heimen sitzen und sich vor Kälte und anderem Schützen. Aber auch sie schienen von den Veränderungen der letzten Jahre beeinflusst, ihr Rhythmus war durcheinander geraten, genau wie die Gewohnheiten der anderen Tiere und Menschen, die sich nun mit so vielem Unbekannten zusammenschließen und es akzeptieren mussten. Jack blieb stehen, Eric sah seine Gedanken. Im Gegensatz zu Jack war Eric dank seines schneeweißen Pelzes bis auf die schwarzen Streifen nicht richtig vom Schnee zu unterscheiden, seine Katzengleiche Gangart machte ihn leise und hielt sie beide unentdeckt. Jack dachte ihm eine Warnung zu:
„Erinnern dich an mein Rat, du müssen schnell sein, sonst sie weg und dann wir ohne mehr nach Hause. Du müssen dich entspannen, konzentrieren und dann
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