DrachenKind (German Edition)
ich mich mit der Natur verbündete. Ich fand ihn, kurz bevor der Krieg begann. Und ich liebte ihn. Genau hier war mein Lieblingsplatz. Eines Tages jedoch unterbrach ich meine Meditationen hier und konnte sie nicht mehr fortsetzen. Ich hatte einen Zustand vollkommener Stille erreicht, hatte mich von den Gesetzen der Zeit und der Natur getrennt. Ich war nur noch, ohne Grenzen, ohne eine Umgebung, ohne Anfang oder Ende. Und ich verspürte nichts als Angst. Die Angst vor der Zukunft ohne Zeit, ohne einen Geist. Ich war schon immer ein Freund der Natur, hatte schon viel erlebt. Aber diese Angst war mit nichts zu vergleichen. Sie hätte mich fast getötet. Ohne Zeit, Raum und andere endliche Dinge war es mir nicht möglich zu erkennen, wo sie anfing und wo sie mich verließ. Es war nur Angst, Ratlosigkeit, das Wissen um die Zeit, in der wir uns nun befinden. Ich hatte Angst davor, eine ewige Folter zu durchleben, ohne meinen Geist. Schon damals also wusste ich, dass es genau so kommen musste. Aber ich verstand es nicht. Ich verbündete mich mit der Natur, ließ ihre Kraft durch mich hindurchfließen, unendlich und immer. Ich kann nun erkennen, was ich damals fühlte. Und ich habe verstanden, was wir tun müssen.“
Eric hörte zu und erinnerte sich schlagartig an den letzten Blick, die unbegrenzte Angst und den unendlichen Schmerz. Den Verrat. Der Adler hatte gesagt, er sei ein Verbündeter der Natur.
„Du bist nicht ihr Verbündeter. Sie ist deine Verbündete. Sie hat sich dir überlassen um zu bestehen.“
Eric sah sich an der Spitze eines Berges, den er noch nie hatte erklimmen wollen. Er hatte nie etwas Besonderes sein wollen, aber jetzt war mehr als nur das Gegenteil eingetreten. Die Natur beherrschen. Das würde er auf gar keinen Fall tun, niemals. Er hatte gehofft, sie würde ihm helfen. Aber keinesfalls unterliegen. Wer sollte ihm denn dann noch den Weg zeigen, wenn sogar die Natur selbst ihm nur unterlag?
„Das hast du falsch verstanden,“ sagte der Adler nachdenklich, „du bist nicht der Herrscher über sie, und sie ist nicht dein Diener, aber sie wird alles tun was du verlangst. Solltest du sie herausfordern, wäre das das Ende allen Lebens. Sie ist nicht steuerbar, du kannst sie lediglich um etwas bitten und hoffen, dass es so eintritt. Ich habe gehört, dass du die Macht besitzt über alle Elemente zu herrschen. Das ist etwas Anderes. Sie verbinden deine Seele zu dem, was sie ist. Und machen dich zu dem, was du bist. Die Natur besitzt keine Intelligenz, sie ist einfach nur. Darum kann sie sich in manchen Fällen eben nicht wehren. Das sollst du für sie tun. Dass sie sich dir überlassen hat bedeutet nur, dass es infolge der vier Gesetze so kommen musste. Der Herrscher ist nicht zu besiegen, wenn sich nicht alles gegen ihn stellt. Und du hast ja gesehen, einige Teile der Natur besitzt er schon.“
Eric verstand ihn nicht. Was hatten die Gesetze damit zu tun? Egal. Der Adler schien zu wissen, was er meinte, und das reichte ihm. Und die Tatsache dass die Natur weiterhin sich selbst gehörte. Er sollte nur helfen, nicht kontrollieren.
Der Steinadler war langsam von einer hauchdünnen Schicht Asche überzogen, die der unheimliche Wind mit sich riss. Er schüttelte sich und fand sich in einer kleinen Wolke wieder, die fast sofort verschwand. Erics Schuppen hatten eine zu glatte Oberfläche, die Asche haftete nicht. Er war froh darüber. Er hatte den Geruch langsam entschlüsselt, konnte ihn endlich richtig wahrnehmen. Die Asche erinnerte ihn an Papier und Schwefel. Ob das nun stimmen konnte oder nicht war ihm egal, es roch so. Der Adler meinte:
„Jetzt, wo ich dir gesagt habe, was ich für wichtig halte, solltest du mir vielleicht etwas von deinem letzten Traum erzählen. Ich konnte sehen, was passierte, aber ich konnte es nicht fühlen. Bitte erzähl mir davon was du gespürt und gedacht hast, als diese Gestalt dich angegriffen hat.“
„Erst dachte ich es sei ein Verbündeter, seine Ausstrahlung und sein Geruch kamen mir sehr bekannt vor und ich glaubte mich zu erinnern, dass es jemand sei der helfen wollte. Aber plötzlich hat mich mein Inneres gewarnt, ich bemerkte instinktiv dass etwas mit dieser Gestalt nicht in Ordnung war. Ich wollte mich von ihr entfernen, wollte mich verwandeln aber da hatte sie schon zugestochen. Ich konnte mich kaum noch bewegen oder klar denken. Ich habe versucht, mich zu wehren, hat auch funktioniert, bis der zweite Stich kam. Ich glaube das war so ziemlich an der Schwelle vom
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