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Drachenkinder

Drachenkinder

Titel: Drachenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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mit Bauklötzen spiele? Nö! Zwischendurch mach ich auch mal was SINN volles«, sagte ich im O-Ton Loriot. »Dann hab ich was Eigenes.«
    »Und was hat der Herr Bundesbahn gesagt?« Micki zwinkerte Simon und Vanessa belustigt zu.
    »Dass die Bundesbahn die Hilfsgüter gratis zur HFA nach Berlin schafft.« Triumphierend streckte ich Micki die Zunge heraus.
    » HFA ist noch mal was?«
    »Der Verein ›Hilfe für Afghanistan‹.« Ich drehte meine Spaghetti mit der Gabel kunstvoll auf dem Löffel. »Ich bin schließlich nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen.«
    Mickis Augen ruhten halb belustigt, halb bewundernd auf mir. »Nein«, sagte er kopfschüttelnd. »Das bist du weiß Gott nicht.«
    Am selben Abend kuschelte ich mich in Mickis Armbeuge, und er knipste die Nachttischlampe aus. »Weißt du, was mir Samira, die junge Afghanin, erzählt hat?«
    »Nein, Liebes« Mein Mann strich mir übers Haar. »Wollen wir jetzt nicht schlafen?«
    »Ich kann nicht schlafen, Micki. Das kann einen doch nicht kaltlassen!«
    »Also.« Micki setzte sich auf und knipste die Nachttischlampe wieder an. »Was hat sie dir denn erzählt?«
    »Die Kinder, Micki! Die Kinder!« Ich stützte mich auf. Mit brennenden Augen schaute ich auf meinen müden Liebsten herunter. »Die Minen haben ihre Beine zerfetzt!«
    »Liebes, dein Mutterherz kann solche Informationen natürlich gar nicht ertragen. Jetzt wo Simon und Vanessa so klein und schutzbedürftig sind.«
    Wir hatten die süßen Mäuse gerade gemeinsam gebadet und ins Bett gebracht. Und weil sie Angst hatten, die Tür wie immer einen Spaltbreit offen gelassen.
    »Micki, mir will einfach nicht in den Kopf, dass ein paar Tausend Kilometer weiter südöstlich genau solche kleinen schutzbedürftigen Kinder mit offenen Wunden, ohne medizinische Versorgung, ohne sauberes Trinkwasser, ohne genügend zu essen vor sich hin vegetieren! Viele von ihnen sind Vollwaisen, weil ihre Eltern erschossen wurden! Die Kinder sind komplett traumatisiert. Man muss doch HELFEN !«
    Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen stieg. »Wer dreht sich denn gemütlich im Bett um und schläft seelenruhig ein, wenn er so etwas weiß!«
    Micki sah mich nachdenklich an. »Die meisten, Sybille. Wenn du mich fragst, neunundneunzig Prozent. Denn uns geht es gut, und unsere Kinder haben ein warmes Bett.«
    Eine unbändige Welle der Wut schlug über mir zusammen.
    »Aber MIR ist das nicht gleichgültig, Micki!« Ich schlug die Bettdecke zurück, weil mir so heiß geworden war. »Die Kinder dort leiden an infektiöser Knochenentzündung – kannst du dir diese SCHMERZEN vorstellen?«
    »Nein. Entsetzlich.« Micki schloss gequält die Augen.
    »Osteomyelitis. Das ist dort vor Ort nicht zu behandeln. Die Kinder verfaulen bei lebendigem Leib!«
    »Aber was willst du dagegen tun, Sybille?«, wandte Micki zaghaft ein.
    »Ich habe mir Folgendes überlegt: Morgen recherchiere ich, welche Ärzte auf diesem Gebiet tätig sind, und telefoniere sie alle einzeln ab. Ich werde eine kostenlose Behandlung für diese Kinder erbetteln. Und wenn meine Telefonrechnung sechsstellig wird!«
    »Wo? Hier in Deutschland? Wie sollen die verletzten Kinder denn herkommen?«
    »Ich kann einfach an nichts anderes mehr denken!« Hastig wischte ich mir eine Träne aus den Augen.
    Micki legte sanft die Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihm ins Gesicht zu sehen.
    »Ich kenne dich, Sybille. Das ist jetzt keine vorübergehende Laune. Wenn du wirklich helfen willst …« Er sah mich lange und liebevoll an. »Meinen Segen hast du.«
    Okay. Er hatte es gesagt. Ich hatte seinen Segen. Das bedeutete, dass er am Wochenende bei den Kindern blieb, während ich wild entschlossen durch die Berliner Innenstadt stapfte. Ja, genau, ich hatte mich in den Zug gesetzt und war von Wolfsburg dorthin gefahren. Es sah aus wie ein Einkaufsbummel, war es aber nicht. »Hilfe für Afghanistan«, murmelte ich vor mich hin. Die Adresse war leicht zu finden. »Ab jetzt bin ich mit im Boot.«
    Khalid Wakili arbeitete noch zu fortgeschrittener Stunde in seinem Büro. Seine Frau und die beiden Töchter leisteten ihm Gesellschaft.
    »Ich brauche Röntgenbilder und Krankenberichte der Kinder«, platzte ich gleich mit meinem Vorhaben heraus. »Dann kann ich Ärzte und Krankenhäuser anschreiben und ganz konkret um eine kostenlose Behandlung bitten.«
    Der hagere Afghane sah mich fassungslos an. »Das wollen Sie wirklich tun?« Gleich darauf griff er zum Hörer und rief, wie er sagte,

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