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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Adapterschleuse testen, dann ist alles klar.”
    Die Glumpe zieht sich ächzend und stöhnend auseinander und wälzt sich wie ein gewaltiger Wurm durch die Kryokaverne.
    Skamander rutscht nach unten und spürt plötzlich festen Boden unter den Füßen, hört das Tappen und Platschen nackter Sohlen, das Schurren und Schleifen von Knien und Ellenbogen, das Schaben kriechender Leiber. Auf seinen Schultern lastet das Gewicht von zwei oder drei Körpern, denen die Fähigkeit der Fortbewegung versagt geblieben ist. Eine spitze armlose Schulter drückt schmerzhaft gegen seinen Nackenwirbel, und kaum wird er sich des lästigen Drucks bewußt, da reagiert der Glump bereits auf das unterbewußte mentale Signal und ändert vorsichtig seine Lage.
    Sogar diese Kleinigkeit läßt Skamander spüren, auf welch wunderbare Weise die Glumpe aufeinander eingespielt ist. Alles regelt sich von selbst, jedes Individuum ist wie das Organ eines Körpers, und diejenigen, die laufen können, beklagen nicht, daß sie viele andere tragen müssen – wie die Beine nicht von Unrecht sprechen, da sie doch den ganzen Menschen, ohne den sie nicht sein können, tragen. Skamander fühlt das aufgeregte Schwingen der Aura Klugwarms dicht neben sich. Der Bruder schnauft und keucht, aber nicht vor Anstrengung, sondern vor unbezwingbarer Ungeduld.
    Viele Dinge; viele Namen! hat er immer wieder ehrfürchtig gerufen, als Skamander ihm von der großen Welt der Menschen erzählte, und nun kann er es kaum noch erwarten, diese vielen Dinge zu sehen. Es wird nicht leicht werden. Man muß Spezialanzüge anfertigen, die den einzelnen das Mikroklima der Glumpe ersetzen, ganz allmählich nur werden sie sich an irdische Verhältnisse gewöhnen können. Nur die psychisch Stärksten werden die Glumpe kurzzeitig verlassen können, und noch ist gar nicht abzusehen, ob nicht selbst solche starken Naturen wie Klugwarm durch die übermächtige Reiz- und Informationsflut geschädigt werden, die auf der Erde wie ein Wirbelsturm über sie hinwegbrausen wird. Vielleicht wird es auch umgekehrt sein, vielleicht richtet die Glumpe ungewollt Schaden an mit ihrem alles durchdringenden mentalen Feld. Dann wird man sie so lange isolieren müssen, bis sie gelernt hat, diese Kraft zu zügeln.
    Um Skamander herum schmatzt und gluckst es. Jede Bewegung der Glumpe wird von einer Vielzahl glitschiger Geräusche begleitet. Der lebende Fleischberg windet sich durch die Regenerationskammer. Skamander kann es zwar nicht sehen, aber er nimmt es über die Aura der Glumpe wahr.
    “Beeilt euch, Skamander…, eine riesige Eruption! Die Stoßwelle muß schon ganz nahe sein!”
    Das ist Mariggs Stimme. Seltsam, überlegt Skamander, nicht mal in Gedanken nenne ich ihn weiter Schnuckchen. Er ist ja auch nicht mehr Schnuckchen, hat diese Haut rigoros abgestreift und ist jetzt Marigg Dual Ellis… Und ich bin Skamander Ellis, habe mit der Meisterwürde seinen Namen geerbt…, ob ihn das glücklich macht?
    Goff würde Hermel Skamander Goff heißen, wenn ich ihm eines Tages die Weihen der Meister der Sterbenden Sonne geben sollte, merkwürdig… Skamander schüttelt diese Gedanken von sich ab und treibt die Glumpe zur Eile. Das Schurren der Leiber und Platschen der nackten Füße steigert sich zu einem Geräusch wie von einer Schlammlawine. Skamander rutscht auf dem zu Boden tropfenden Schleim aus, aber sofort packen vier oder fünf Hände, Klauen und Pranken zu, richten ihn behutsam auf und stützen ihn, bis er das Gleichgewicht wiedererlangt hat.
    Ungefähr eine Stunde nachdem Quadrangel ihm die furchtbare Wahrheit eröffnet hatte, ist ihm erst richtig bewußt geworden, was der Arzt gesagt hat. Er hat sich auf seine Koje geworfen und den Kopf im Kissen vergraben, damit niemand seine Tränen sah. Verzweiflung und Schmerz waren es auch, was ihn jämmerlich heulen ließ, doch mehr noch dieses Gefühl der Verlorenheit, das eine unendliche Leere in ihm erzeugte. Quadrangel hätte auch sagen können, er – Skamander – sei in Wirklichkeit eine schlafende Ratte, die nur träumt, ein Mensch zu sein, und nach dem Erwachen ohne jede Erinnerung an diesen Traum durch die stinkenden Kloaken einer Stadt waten und die scharfen Zähne in den darin schwimmenden Unrat schlagen würde – es hätte nicht stärker niederdrücken können. Ihm schien, er sei verloren für immer und ewig, ohne sagen zu können, woher dieser Eindruck konkret rührte. Und erst die mentale Wärme der Glumpe, die mit zögernden Fragen und Bitten

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