Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

fordern!”
    “Sie spinnen, Doktor!” antwortete Goff fassungslos. “Diese Scheusale kommen in irgendeine Anstalt, die können ohne uns nicht überleben – das hat doch nichts mit den Mungos zu tun.”
    Nie wird Skamander den Blick des Bordarztes vergessen. Die eisblauen Augen verengten sich zu Schlitzen, aus denen lodernder Haß sprühte, aber irgendwie fühlte Skamander, daß dieser Haß nicht Goff galt.
    “Sie armer, bedauernswerter Dummkopf!” zischte Quadrangel höhnisch. “Und ob es mit den Mungos zu tun hat! Was meinen Sie denn, warum ich stundenlang am Computer gesessen habe? Warum ich Statistiken, Geburtenregister und alle möglichen Archivmaterialien angefordert habe? Und sagen Sie nicht, der MOBS hätte nicht gewußt, was es mit dem Mungoismus auf sich hat! Dann nenne ich Sie einen gewissenlosen Lügner!
    Natürlich wollte ich herausfinden, wie es zu diesen extremen Mutationen kommen konnte. Wie Sie sicherlich wissen, verfügen die menschlichen Chromosomen über ein Schutzsystem, das mutagene Einflüsse in gewissen Grenzen kompensieren und sogar akute Schädigungen beheben kann. Dieses Schutzsystem ist nicht etwa eine genetische Gesundheitspolizei, vergleichbar mit Leukozyten, sondern eine zusätzliche Informationsmatrix, ein kodierter Befehl im Befehl. Diese Matrix ist aus den Nukleinsäuresequenzen in den Genen von Skamanders Vater teilweise gelöscht worden. Wollen Sie wissen, wie das geschah?”
    Goff starrte dumpf vor sich hin, und Skamander – dem kalter Schweiß den Nacken herabrann – hatte den Eindruck, Goff wisse bereits, was der Arzt sagen würde.
    “Reden Sie weiter!” stieß Skamander hervor. Quadrangel blickte ihn an, und das erstemal, seit er den Bordarzt kannte, glaubte Skamander, einen winzigen Funken, wie das Aufflackern eines warmen Leuchtens, in dessen Augen zu sehen.
    “Ihr Vater war ein Optimierter, das ist Ihnen sicherlich bekannt”, fuhr Quadrangel leise fort. “Ich habe die DNS einer Computeranalyse unterzogen und…”, er räusperte sich, hüstelte nervös, “festgestellt, daß bei der Rekombination der zu optimierenden Gene an alles gedacht wurde – nur nicht an die Schutzmatrix. Dieser Kode ist bei jedem Menschen ganz charakteristisch über die DNS verteilt wie die meisten Erbinformationen. Gerade diese Art von Verschlüsselung genetischer Befehle ist ja der Grund, warum nicht beliebige Optimierungen möglich sind und nicht jeder Genotyp optimierbar ist. Aber an die Schutzmatrix hat niemand gedacht. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung spricht dagegen, daß es auch nur einen einzigen Optimierten mit völlig intaktem Schutzsystem gibt…”
    “Deshalb bin ich ein Mungo…”, flüsterte Skamander, plötzlich begreifend.
    Quadrangel nickte traurig. “Ja, das ist der Grund. Ich bin nicht gleich daraufgekommen. Der Mechanismus war mir klar, soweit es die Glumpe betraf…, dann aber fiel mir ein, daß Sie…, es konnte doch kein Zufall sein! Dabei ist es ganz einfach: Die Glumpe war dem Zentrum der mutagenen Wirkung weit näher, die Entfernung betrug nur ein Drittel der Distanz zwischen Erde und Sonne. Die Intensität der Wirkung nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab – die Erde empfing nur ein Bruchteil der Strahlung und der Schwerewellen.”
    “Aber… die Glumpe ist…” Skamander konnte kaum noch sprechen. “… alle sind anders…, und die Mungos…”
    “Das ist es ja gerade, was mir erst nicht einleuchten wollte”, antwortete Quadrangel, “aber auch das ist letztlich einfach zu erklären. Verzeihen Sie den rohen Vergleich, doch scheint er mir am bildlichsten: Wenn Sie einen Wasserstrahl aus unmittelbarer Nähe auf eine Hecke richten, so werden Blätter zerfetzt, Zweige geknickt, die Zerstörung oder vielmehr deren Grad wird von kleinsten Unterschieden und Zufälligkeiten abhängen, jedes Blatt wird anders zerrissen, durchlöchert, jeder Zweig auf andere Weise geknickt. Treten Sie aber ein paar Schritte zurück, wird ein Nebel aus feinsten Tröpfchen auf die Hecke niedergehen – das Resultat weist Regelmäßigkeit auf. Verstehen Sie? Es gibt eine Hierarchie der Mutabilität. Nicht jedes Gen reagiert gleich empfindlich, und die Optimierung folgte letztlich einem Grundschema, nur bestimmte Erbinformationen wurden verändert. Damit folgten aber auch die Schädigungen der Schutzmatrix einem gewissen Schema… Es ist also kein Wunder, daß sich die Defekte in Form eines genau definierten Syndroms manifestieren.”
    “Also ist die genetische Optimierung die