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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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anbahnen zu wollen – obwohl er doch sicherlich auch in Erfahrung gebracht hat, daß sie mit einem Partner aus dem Nest zusammen lebt? Aber dann weiß er auch um ihre Affäre mit Ireas und denkt vielleicht, mit der kann man schon mal… Der wird sich wundern, die Beine sollen ihm steif werden, weiter nichts!
    “Die Achternak-Pylone? Ist das nicht die Säule mit dem Mann oben drauf?” Ihre Stimme klingt honigsüß.
    “Naja, so könnte man das bezeichnen…”
    “Da steht doch so eine merkwürdige Inschrift dran, ein Gedicht von einem Lebensmüden oder so etwas, mit einem Farbspray rangekleckert, nicht wahr?” fragt sie, um sich zu vergewissern.
    “Ja, das ist die Stelle”, ruft Goff aus dem anfahrenden Amigo. “Und der Lebensmüde – das war ich…” Er winkt ihr grinsend zu und ist Sekunden später im Fahrzeugstrom untergetaucht.
    Hendrikje steht da, fassungslos und mit geöffnetem Mund, nestelt automatisch eine Qualle aus dem Etui und kaut darauf herum. Sie erinnert sich: Welche Farbe hat der Tod…
    Was ist das für ein Mann, denkt sie beunruhigt, verdammt noch mal, wer ist das: Hermel Goff?

KAPITEL 4
    Bruno von der Hohen Aue hat auf Handsteuerung umgeschaltet. Die Greifer an den acht gelenkigen Spinnenbeinen seines Wantentrailers huschen von einer Trosse zur anderen, entwirren Knoten und Schlingen.
    In den Kopfhörern schrillt Schnuckchens Stimme: “Zehn hoch zweiunddreißig erg, Kosmander! Wir müssen aus dem Verdrillungsbereich hinaus!”
    Bruno lacht kurz auf. Schnuckchen hat gut reden: aus dem Verdrillungsbereich hinaus!
    Die Ikaros schlingert und stampft, als wäre sie ein Sektkorken, den die Kabbelseen eines Wirbelsturms gepackt haben. Schon die erste Stoßwelle des Flares hat alle Segel zerfetzt – das riesige Omegasegel treibt irgendwo in weiter Ferne den Sternen entgegen, seine Brassen peitschen wild auf und nieder. Wanten, Pardunen, Stags, Genaue; Gordings und Dirken – alles ist zu kaum entwirrbaren Knoten verschlungen, und Flakke hat schon einigemal befohlen, einfach zu kappen, damit er die Masten einziehen kann.
    Siebzehn Trailer sind draußen, werden von dem gewaltigen Ausbruch geschüttelt und gestoßen, daß Quadrangel die blauen Flecke und Beulen, die er demnächst zu behandeln hat, sicher nicht zählen kann – und da sagt Schnuckchen: “Wir müssen aus dem Verdrillungsbereich hinaus!” Er meint damit die Zone, in der die Feldlinien so ineinander verdreht sind, daß sie diese gewaltige Energie speichern konnten, die nun durch unvorhersehbare Instabilitäten freigesetzt wird.
    Flakke hätte damit rechnen müssen, sagt sich Bruno, aber er will es dem Kosmander nicht zum Vorwurf machen. Eigentlich gibt es kaum noch ein Gebiet diesseits und jenseits des Zentralmeridians, das sicher ist. Die Sonne gerät wieder außer Rand und Band, und die Ikaros muß dranbleiben, wenn sie ihre Existenzberechtigung nachweisen will.
    Bruno von der Hohen Aue steht voll hinter dem Kosmander. Selbst mit dem größten Multimirrorteleskop in der Erdumlaufbahn kann man nicht durch ein Flare hindurchfliegen – das ist ihre Chance! Hoch über ihm leuchten die ersten Loops der Bogenprotuberanzen auf, die jeden Flare-Ausbruch begleiten. Wie Gewitterwolken schieben sie sich zusammen, und ihre Krümmung läßt deutlich den Verlauf der Feldlinien erkennen.
    “Achtung, Stoßwelle!” hört er Schnuckchen rufen, der vom Aktinometerpult aus den Ausbruch verfolgt und im Augenblick der wichtigste Mann für die Trailerpiloten ist.
    Bruno läßt die Greifer ein Bündel zusammengedrehter Pardunen greifen und stemmt sich gegen die Lehne seines Sitzes. In der Brust spürt er ein seltsames Ziehen und bekommt einen Schreck. Sein Herz! Sollte die Magnetfeldabschirmung des Wantentrailers ausgefallen sein? Im selben Moment hört er Flakkes Stimme: “Achtung, Männer! Der Magnetsturm ist gleich heran, laßt euch durch die Entladungen nicht irritieren!” Und Sekunden später ruft der Kosmander erregt: “Proximer von der Hohen Aue sofort zurück an Bord! Kommen Sie sofort an Bord, von der Hohen Aue! Befehl vom Bordarzt!”
    Bruno merkt, wie sein Herz aus dem Rhythmus gerät. Kalter Schweiß rinnt ihm in die Augenwinkel. Nein, nur das nicht! Aber noch kann er klar denken.
    Es gibt keine unüberwindbare Barriere gegen alle Arten von Strahlungen und Feldern – und für ihn sind Magnetfelder am gefährlichsten, sein Herz ist noch eins der ersten Modelle, mechanisch so leistungsfähig wie ein Dieseltraktor, aber elektronisch so

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