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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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niemandem auf… Sprich mit dem Körper mehr als mit dem Mund… Nimm nie, ohne zu geben… Gib nie alles auf einmal.
    “Sie belügen mich, Bürgerin Greiff!” hört sie Goffs harte, metallische Stimme. “Um dieses lächerlichen Schmuckgegenstandes willen hätten Sie nie das Große Gehirn betrogen. Also, warum haben Sie sich nach mir erkundigt?”
    Beinahe hätte ich es ihm gesagt, denkt sie ärgerlich, aber so nicht, Hermel Goff, ich bin keine dumme Gans, die man derart abkanzeln darf!
    “Dieser lächerliche Schmuckgegenstand hat einem Mann gehört, den Sie heute morgen getötet haben, Hermel Goff!” antwortet sie bissig, und dann setzt sie verächtlich hinzu: “Ich wollte lediglich erfahren, wie der Mörder heißt…” Sie funkelt ihn angriffslustig an und ist sehr zufrieden mit sich.
    Allmählich jedoch weicht dieses Empfinden sich verstärkender Enttäuschung, denn Goff runzelt nur kurz die Stirn, dann sagt er leise: “Sie wissen, daß ich ihn nicht umgebracht habe. Es ist der erste Unglücksfall dieser Art – wir werden in Zukunft Maßnahmen treffen, die so etwas ausschließen…”
    “Wer – wir?” Hendrikje hat die Nase gekraust, ein sicheres Zeichen dafür, daß sie nicht nachlassen wird, ihn zu verhöhnen.
    “Wir Möpse.” Goff sagt es gleichmütig, als schäme er sich nicht im geringsten dieses Spitznamens, der doch fast wie ein Spottname klingt. Dann grinst er sie an und macht dabei ein derart hochmütiges Gesicht, daß Hendrikje wieder die Fingerkuppen kribbeln.
    “Sie sind also noch stolz darauf, einer dieser Schnüffler zu sein!” stößt sie wütend hervor.
    Er schweigt eine Weile und sagt schließlich bedächtig: “Stolz – was ist das denn schon? Sagen wir lieber: Ich habe das Gefühl, mir damit ein reines Gewissen zu bewahren, nicht zu denen zu gehören, die einfach nur in den Tag hineinleben, ihre Kennziffern überbieten, damit es sich in Punkten niederschlägt, und kaum über ihre Schreibtischkante schauen können…”
    “Sie Schwein!” unterbricht Hendrikje den Mops hysterisch. “Sie elendes Schwein machen sich über Bürger lustig, die ihrer täglichen Pflicht nachgehen und damit den Fortschritt der Gemeinschaft gewährleisten, den Reichtum der Gemeinschaft und des einzelnen, die heute das Morgen schaffen, dabei vorwärts gehen, ohne rückwärts zu schauen, Sie…, Sie…”
    Als ihr die Luft wegbleibt, murmelt Goff verdrießlich: “Schön auswendig gelernt, den ganzen Quark…, statt über unsere wirklichen Probleme nachzudenken…, na ja, wozu auch…”
    “Was wissen Sie denn schon von unseren wirklichen Problemen, Sie Schnüffler, Sie haben Ihre Nase doch nur in der Gosse!” bringt Hendrikje mühsam hervor, bevor sie sich an der Qualle verschluckt und hustet.“Ich weiß zum Beispiel, daß Ihr Problem mit der Ikaros beileibe kein Einzelfall ist. Sie sehen, ich habe mich auch etwas erkundigt.” Goff bleibt immer noch ruhig, und jetzt lächelt er sogar.
    Hendrikje schnauft überrascht und weiß nichts zu antworten. Er hat sich nach ihr erkundigt! Wie kommt er dazu? Aber klar doch, er mußte sie wahrscheinlich überprüfen, und er ist sicherlich beauftragt worden, mit ihr zu sprechen. Diese Erkenntnis enttäuscht sie. Aber wenn es nun doch anders ist?
    “Wir sind da.” Goff sagt es leise, und Hendrikje schreckt aus ihrenÜberlegungen. Der Amigo hält vor dem Aufgang zu ihrem Appartement.
    Eine Weile zaudert sie. Was wollte er überhaupt von ihr? “Was wird jetzt mit mir geschehen?” fragt sie ängstlich, denn auf einmal wird ihr bewußt, daß sie es ja ist, die Folgen ihres Handelns befürchten müßte.
    “Was soll geschehen…? Es ist nicht mein Auftrag, Vertrauensbrüche aufzudecken.” Er zuckt nur gleichmütig die Schultern.
    Hendrikje liegt eine ironische Erwiderung auf der Zunge, nein, sein Auftrag ist wahrlich ein anspruchsvollerer! Aber sie unterdrückt den aufsteigenden Ärger diplomatisch und bemüht sich um ein Lächeln. “Und warum sind Sie dann zu mir gekommen, Bürger Goff?” fragt sie mit kokettem Augenaufschlag und hat beinahe schon wieder vergessen, daß sie diesen Mann eigentlich mit eisiger Verachtung strafen müßte.
    Er blickte sie lange eindringlich an, dann sagt er gedehnt: “Wenn Sie das wissen wollen, Hendrikje Greiff, dann kommen Sie heute abend zur Achternak-Pylone. Ich werde dasein.”
    Hendrikje schwankt zwischen ängstlicher Befürchtung und überraschter Eitelkeit. Sollte er so frech sein, einfach nur eine Lustpartnerschaft

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