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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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dieser Küste lag Simbala, die Heimat der geheimnisvollen und mit Argwohn betrachteten Windsegler.
    Wenn Johan einmal Zeit zum Spielen hatte, kam er gern mit seinen Freunden Doly und Marl zu den Klippen, und dann saßen sie dort stundenlang und starrten nach Osten in der Hoffnung, die prächtigen, langsam fliegenden Windschiffe Simbalas zu sehen. Es war allgemein bekannt, dass die Sim Magier und Zauberer waren und dass auch der kleinste von ihnen mit einem einzigen Blick Getreidehalme zum Schrumpfen bringen konnte. Obwohl Johan und seine Freunde sich eigentlich vor dem Zauber der Sim hüten sollten, gingen sie immer wieder zu den Klippen.
    Die Fandoraner hatten noch nie ein Windschiff aus der Nähe gesehen, und bis zur letzten Woche war auch noch nie eins über die Straße von Balomar herübergekommen. Johan erinnerte sich, wie Kuriere ganz aufgeregt von einem Schiff erzählt hatten, das ohne Warnung vom Himmel heruntergestürzt war, mit Segeln, die flatterten wie der Wintermantel einer alten Hexe, bis es in den Dachboden eines Stadthauses in Gordain krachte. Aus der kleinen Gondel unter den Segeln hatte sich ein Schauer glühender Kohlen ergossen, und das daraus resultierende Feuer hatte ein halbes Dutzend Häuser beschädigt. Man fand keinen Steuermann in dem Schiff, und der Absturz wurde der Zauberkunst Simbalas angelastet.
    Johan segelte in einem schwindelerregenden Bogen über dem Wasser. Die Sim, so hatten die Kuriere gesagt, waren bestimmt Magier. Wie sonst könnten sie Boote zum Fliegen bringen? Aber hier bin ich, dachte Johan, ich fliege ebenso schnell wie jeder beliebige Sim, und ich bin kein Magier. Er hatte gesehen, wie Amsel die Schwinge selbst gebaut hatte, ohne Zauberei. Vielleicht hatten die Sim ihre Windschiffe genauso gebaut wie Amsel seine Schwinge?
    Viele Leute, darunter auch sein Vater, machten sich Sorgen, weil sie einen weiteren Angriff der Magier von Simbala für möglich hielten. Und wenn sie nun keine Magier waren, sondern Menschen wie Amsel und er selbst? Vielleicht waren die Sim gar keine Leute, vor denen man sich fürchten musste. Vielleicht hatte Amsel recht, wenn er sagte, dass man sich vor dem Unbekannten nicht fürchten sollte, nur weil es unbekannt war.
    Erfüllt von der Freude des Fliegens, war Johan sicher, er würde seinen Vater und alle anderen überzeugen können, dass Amsel ein Mann mit Weitblick war. Johans Träume stiegen höher als die Schwinge, die er flog, und er stellte sich vor, wie sein Freund Amsel, dieser scheue und seltsame Mensch, die Fandoraner großartige Dinge lehrte. Und er, Johan, würde dann als sein Lehrling in all die wunderbaren Geheimnisse und Erfindungen eingeweiht, die Amsels Waldhaus füllten …
    Johan flog durch den strahlenden Tag, glücklicher, als er je gewesen war. Er flog und träumte, und vor lauter Träumen sah er das Schreckliche nicht, das sich ihm näherte – bis es viel zu spät war.
    Anblick und Geräusch des Schreckens kamen gleichzeitig: Als Johan landeinwärts steuerte und die weiße Sichel eines Strandes zweihundert Fuß unter ihm überquerte, sah er, wie sein kleiner Schatten überlagert wurde von einer riesigen, fledermausflügeligen Schwärze. Er hörte einen ohrenbetäubenden gellenden Schrei, und gleich darauf traf ihn ein Orkan, von Riesenflügeln verursacht. Dann stürzten die Träume in Dunkelheit und der Träumer in den Tod. Johan hatte kaum Zeit, zu begreifen, dass dies das Ende seines Lebens bedeutete; das zerrissene Leder und der zerbrochene Rahmen stürzten hinab, und er stürzte mit ihnen. Schreiend und in den hohnlachenden Wind greifend, sah er für einen winzigen Augenblick den Drachen, dessen aufgerissenes Maul die Welt auslöschte. Der Schmerz war barmherzig kurz.
    Der Junge war spät dran. Der Tag ging zur Neige, und Johan war noch nicht nach Hause gekommen, um mit dem Ackerpferd das Nordfeld zu pflügen oder um die Jitefasern trockenzuwringen. Johans Abendessen aus Haferflocken und Fisch war schon kalt. Er war schon öfter zu spät gekommen, und Jondalrun war zornig.
    Jondalrun war ein grauer, abgestumpfter Mann, ein fandoranischer Bauer. Er besaß zwei kleine Felder, ein kleines Haus und eine Scheune, und er arbeitete von Tagesanbruch bis zur Dunkelheit. Er bebaute sein Land und kümmerte sich um das Vieh. Im Sommer brachte er seine Erzeugnisse Tag für Tag auf den Markt in das etwa eine Meile entfernte Tamberly. Er war einer der Gemeindeältesten, einer von dreien, die gelegentlich zu einer Sitzung zusammenkamen,

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