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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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um über die Probleme und Missstände zu sprechen, die in jeder kleinen Gemeinschaft auftreten.
    Jondalrun lächelte selten; er hatte selten Grund dazu. Die Haut um seine Augen war so durchfurcht und braun wie die Felder an seinem Haus, und Kopf- und Barthaar reichten ihm fast bis zum Gürtel. Gewöhnlich hatte er einen kräftigen Stock aus Eichenholz bei sich, und seine Hände waren so knorrig, dass man sie kaum vom Holzstock unterscheiden konnte. Er war ein Mann, der keinen Grund sah, mit seinem Schicksal zu hadern. Und doch gab es Zeiten, da er seinen Pflug durch die steinige Erde zog, als sei er ein Schwert im Kampfgetümmel, oder das eingebrachte Korn drosch, als benutze er eine Peitsche. Er war seit dreißig Jahren Bauer und seit zwanzig Jahren Vater. Beim Gedanken an seinen älteren Sohn, Dayon, der das Elternhaus vor vier Jahren verlassen hatte, verdüsterte sich Jondalruns Gesicht, und er schüttelte den Kopf. Würde auch Johan ein Vagabund werden, so wie sein Bruder? Warum konnte der Junge nicht verstehen, dass es immer Arbeit gab, die abgeschlossen werden musste? Das Leben war hart, und so sollte es auch sein. Es war den Menschen nicht bestimmt, wie die Sim zu leben – die wohlhabenden, dekadenten, parfümierten Simbalesen.
    Jondalrun folgte langsam dem sich windenden Pfad zu den Klippen hinauf. Er hatte Johan so gut aufgezogen, wie er konnte – wie eine Hirse- oder Gerstensaat, mit überlegter Sorgfalt und Hingabe. Die Hingabe war selten offensichtlich, doch stets vorhanden. So war er selbst aufgewachsen, und so sollte es auch ausreichen. Offenbar war es aber für Dayon nicht genug gewesen, und es schien auch für Johan nicht zu genügen …
    Besorgt schüttelte er den Kopf. Der Fehler lag nicht bei ihm. Johan hatte nicht das Recht zu spielen, wenn Arbeit zu erledigen war. Jondalrun klopfte mit seinem Stock wütend gegen seine Hand. Er hatte ihn nicht nur mitgenommen, um sich den Weg bergauf zu erleichtern, obwohl er alt war und Jahrzehnte der Arbeit unter der heißen Sonne ihn braun gebrannt und hart gemacht hatten. Er trug den Stock auch deshalb bei sich, weil er Johan eine Lektion erteilen wollte. Der Junge war zu verspielt – wie sein Bruder vor ihm. Es war an der Zeit, dass er erwachsen wurde.
    Jondalrun wusste, dass die Possen seines Sohnes mit dem verrückten Amsel, dem Irrgläubigen, zu tun hatten, mit dem Narren, der seinem Sohn ständig gefährliche Ideen in den Kopf setzte. Einmal hatte Johan ihm erzählt, dass laut Amsel alles lebendig sei – die Felsen, die Luft, das mit Lehm beworfene Flechtwerk von Jondalruns Scheune -, alles. Der einzige Unterschied sei die Menge des Lebens in allem – »Bewusstsein« hatte Amsel es genannt. Danach hatte Johan sich gescheut, die Lehmklumpen in den Furchen auseinanderzubrechen, aus Furcht, sie zu töten. Jondalrun schüttelte wieder wütend den Kopf. Amsel war gefährlich, ohne Frage. Der Einsiedler musste ein Simbalese sein, und sicher hatte er etwas mit dem Angriff der Sim auf Gordain zu tun.
    Jondalrun überwand das letzte steile Stück des Pfades und stand auf einer Klippe, von der man das Meer überblickte. Das reine Blau des Ozeans und die Erhabenheit der Spitzen und Türme der Klippen ließen ihn blinzeln. Die eisenhaltige Erde hatte Streifen in Braun- und Rottönen, die sich mit dem weißen Sand tief unten vermischten. Jondalrun beobachtete, wie die Wellen an den Felsen den Seetang abstreiften, und lauschte den Schreien der Möwen. Er holte tief Luft und genoss widerstrebend den salzigen Geschmack. Als er noch ein Junge war, hatte er viele glückliche Stunden damit verbracht, die Höhlen und Spalten dieser Klippen zu erforschen. Es war irgendwie tröstlich, zu wissen, dass sie immer noch da waren, unverändert seit seiner Jugend. Er stand dort einen langen, stillen Augenblick, betrachtete die Schönheit des Ganzen und fühlte sich schuldig, weil er es zuließ, dass er den Anblick genoss. Dann erinnerte er sich plötzlich an etwas, was seine Frau ihm vor Jahren über Dayon gesagt hatte. »Ein Paar junger Beine kann nicht ständig auf demselben ausgetretenen Weg von der Scheune zum Haus bleiben«, hatte sie gesagt. »Sie müssen auch Berge besteigen und durch die Brandung laufen.« Jondalrun starrte auf das Meer. Seine Frau war jetzt tot und Dayon schon seit Langem fort. Johan tat seine Arbeit in Haus und Hof, wenn auch manchmal verspätet. Jondalrun dachte an Abende seiner eigenen Jugend zurück, wie die Klifffischer damals volle Netze die

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