Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
selbst das Schwert
geführt hatte, das Kethrenan niedergestreckt hatte, war es seine
Tat gewesen. Aus lauter Eifersucht.
Zum ersten Mal hatte er versucht, Menschen zu lenken. Und
zum letzten. Sie hatten sich für ihn als zu unberechenbar
erwiesen. Ursprünglich hatte er ihnen befohlen, auch Elansa
umzubringen. Er war jedoch rechtzeitig genug eingetroffen, um
zu sehen, wie sie bewußtlos auf der Straße lag, während die
Räuber darum stritten, wer sie ermorden sollte. Aufgrund einer
plötzlichen Sentimentalität, die ihn selbst überrascht hatte,
hatte er ihnen befohlen, Elansa den Stahlanhänger wieder um
den Hals zu hängen und sie liegen zu lassen.
Natürlich wußte er alles über den Graustein – daß er viel
Macht besaß, zum Guten wie zum Bösen. Seit seiner Kindheit
hatte er den Schlag desselben Pendels in sich gespürt. In
seinem Körper lebte jemand, der den Tod eines Elfen anordnen
konnte, um sich dann mit dem Kind der mißbrauchten Frau
dieses Elfen anzufreunden. Um dann das Kind zu töten, als es
erwachsen war.
Er bemerkte unten eine Bewegung und lehnte sich über das
Geländer. Die Trommeln schlugen laut, und die Trompeten
erschollen; das war der Zeitpunkt der Zeremonie, wo Gilthanas
in seiner traditionellen, grauen Robe durch den Eingangssaal
des Sonnenturms kommen, zu einer kleinen Tür hinten im
Turm gehen und durch diese Tür verschwinden sollte. Dahinter
würde Porthios am Ende des Yathen-Ilara, des Pfads zur
Erleuchtung, auf ihn warten.
Ach, Miral hatte diese höllischen Elfentraditionen so satt. An
die einfachsten Überlieferungen hielten sie sich, während sie
die wichtigste, die Qualinesti einmalig rein machte,
abzuschaffen drohten. Er würde… Miral verwarf den
Gedanken und versuchte, sich wieder auf den Yathen-Ilara zu
konzentrieren.
Dort würde das heutige Fest zu Ende sein, denn Gilthanas
war tot.
Das war sein, Mirals, Spiel mit den Adligen, mit Porthios
und besonders mit der Stimme. Ein letzter Streich, bevor sie
starben. Der Magier stellte sich vor, wie sie alle in ihren
golddurchwirkten Festkleidern dastanden und warteten. Sie
glaubten so fest an ihren Reichtum, ihren Status, ihre
Überzeugung, daran, daß sie das alles irgendwie verdient
hätten. Sie würden sich fragen, wo Gilthanas war. Irgendwann
würden sie unruhig werden und sich flüsternd umschauen.
Normalerweise hätte Gilthanas an der kleinen Tür gewartet.
Damit hätte das eigentliche Kentommen begonnen, wo
Solostaran die Zuschauer mit den uralten, vorgeschriebenen
Worten begrüßen sollte, um ihnen zu erklären, daß er im Hain
ein Kind verloren hätte und nun ohne Erben wäre. Die drei Ulathi wären – immer noch maskiert – vorgetreten und hätten
ihre Zeilen gesprochen. Der Gong hätte Gilthanas in den
Korridor geschickt, wo er Porthios ins Erwachsenenleben
geschickt hätte. Porthios hätte von der Stimme einen Kelch mit
dunkelrotem Wein gereicht bekommen, der Solostarans reines
Blut symbolisierte – und Porthios förmlich zum Erben erklärte.
Und von diesem Moment an hätte man Porthios offiziell als
Erwachsenen angesehen.
Miral lachte. Anstelle dieses ganzen Firlefanzes, den die
Elfen so liebten, würde Miral aufstehen und Porthios aus dem
heiligen Korridor zu den anderen herausrufen, um dann die
Worte zu sprechen, die alle Türen versiegeln würden. Damit
würde es aus sein mit der Zeremonie.
Und mit ihrem Leben. Und wenn alle tot waren, würde er die
Stimme sein.
Wieder schlugen die Trommeln. Miral lehnte sich vor, um
seinen Gesang anzustimmen. Dann hielt er sprachlos inne.
Gilthanas hatte den Turm betreten.
Kapitel 17
Der Mörder wird gestellt
    Miral war wie erstarrt, als die Gestalt in der grauen Robe den
Turm betrat. Das Murmeln der Gäste verstummte, und die
Zuschauer sahen erwartungsvoll zu, wie Gilthanas am inneren
Rand des Turms entlang lief.
    Aber Gilthanas ist tot, schrie es in dem Magier.
Irgend etwas an Gilthanas war jedoch verändert, dachte er.
Der Mann wirkte größer; die Robe saß etwas stramm um seine
Schultern. Die Gestalt in der Robe sah eher Tanis ähnlich als
Gilthanas.
Aber Tanis war doch auch tot.
Mirals Blick folgte der grauen Robe, die mit geschmeidigen
Bewegungen zum richtigen Portal rannte, um dann dort zu
warten.
Solostaran kam in seinen gold-grünen Gewändern aus einem
Nebenraum und ging quer durch den Saal zum Podium.
Feierlich stieg er die Stufen zur Plattform hoch und drehte sich
der Menge zu, um die kleine Rede zu halten, die seit
zweitausend Jahren alle Eltern beim

Weitere Kostenlose Bücher