Drachenlied
befindet!«
»Ach so. Das ist ganz einfach. Hier im Benden-Weyr.«
Elgion ließ sich auf den Stuhl zurückfallen, so traurig und enttäuscht, dass T’gellan beschloss, mit der Wahrheit herauszurücken.
»Erinnern Sie sich noch an den Tag, als wir Sie vor den Fäden retteten? Damals brachte auch T’gran jemanden in den Weyr.«
»Diesen Jungen?«
»Es war kein Junge, sondern ein Mädchen. Menolly. Sie hatte in jener Höhle gehaust... Aber was ist denn los?«
»Menolly! Hier? In Sicherheit? Wo ist der Meisterharfner? Ich muss ihn sofort sprechen. Kommen Sie, T’gellan, helfen Sie mir!«
Elgions Erregung war ansteckend, und obwohl T’gellan keine Ahnung hatte, worum es ging, unterstützte er den Harfner bei seiner Suche. Er entdeckte Meister Robinton im Gespräch mit Manora an einem versteckten Tisch des Weyrkessels.
»Meister, Meister, ich habe sie gefunden!«, schrie Elgion und baute sich neben Robinton auf.
»Was? Die Liebe deines Lebens?«, fragte Robinton freundlich.
»Nein, Meister. Petirons Schülerin.«
»Der alte Mann hatte eine Schüler in ?«
Elgion sah zu seiner Genugtuung das Staunen in den Zügen des Meisterharfners. Er nahm ihn am Arm und versuchte, ihn hochzuzerren.
»Sie lief aus der Burg am Meer weg, weil man ihr dort
nicht erlaubte, Musik zu machen. Zumindest nehme ich das an. Sie ist Alemis Schwester...«
»Was höre ich da über Menolly?«, fragte Manora und stellte sich den beiden in den Weg.
»Menolly?« Robinton hob die Hand, um Elgions aufgeregte Worte zu unterbrechen. »Das reizende Kind mit den neun Feuerechsen?«
»Was wollen Sie von Menolly, Meister Robinton?« Manoras Stimme klang so streng, dass der Harfner stehen blieb.
Er holte tief Atem. »Meine hochverehrte Manora, der alte Petiron schickte mir zwei Balladen, die sein ›Schüler‹ geschrieben hatte. Zwei der schönsten Melodien, die ich während meiner ganzen Laufbahn als Harfner zu Ohren bekommen habe. Er wollte wissen, ob sie etwas taugten...« Robinton drehte die Augen zur Decke. »Ich sandte ihm sofort Antwort, aber inzwischen war der alte Mann gestorben. Elgion fand meine Botschaft ungeöffnet vor, als er in der Halbkreis-Bucht eintraf, und er konnte um nichts in der Welt diesen Schüler ausfindig machen. Der Fischer-Baron schwindelte etwas von einem Pflegling, der auf seine eigene Burg zurückgekehrt sei. Was nimmt Sie denn so mit, Manora?«
»Es ist - wegen Menolly. Ich wusste, dass irgendetwas dem Mädchen das Herz gebrochen hatte, aber nicht, was es war. Sie - sie kann vielleicht nie wieder spielen, Meister Robinton. Mirrim verriet mir, dass sie eine schlimme Narbe an der linken Hand hat.«
»Und ob sie spielen kann!«, riefen T’gellan und Elgion gleichzeitig.
»Ich hörte aus jener Höhle eine Panflöte - und die kann man nur mit zwei Händen greifen«, erklärte Elgion hastig.
»Und ich sah, wie Menolly diese Flöte versteckte, als wir die Höhle ausräumten«, fügte T’gellan hinzu. »Außerdem hat sie ihre Feuerechsen zum Singen abgerichtet.«
»Was!« Blitze sprühten in den Augen des Meisterharfners und er ging zielstrebig auf die Küchenkaverne zu.
»Nicht so rasch, Meister«, bremste ihn Manora. »Erschrecken Sie das Kind nicht!«
»Ja, das weiß ich. Ich unterhielt mich bereits eine Weile mit ihr, und jetzt begreife ich auch, weshalb sie so scheu war.« Der Meisterharfner runzelte die Stirn und schaute T’gellan so lange an, bis der Bronzereiter unruhig wurde. »Woher wissen Sie, dass ihre Echsen singen können?«
»Weil sie gestern Abend einen Begleitchor zu Oharans Musik anstimmten.«
»Hmm, das ist ja sehr aufschlussreich. Passt auf - wir machen es so...«
Die meisten Besucher waren aufgebrochen und Müdigkeit überfiel Menolly. Aber immer noch tauchte der Meisterharfner nicht auf, um seine Echseneier abzuholen. Und sie wollte nicht gehen, ehe sie ihn noch einmal gesehen hatte. Er war so freundlich zu ihr gewesen und sie hütete die Erinnerung an dieses Zusammentreffen wie einen kostbaren Schatz. Der Meisterharfner von Pern hatte sie auf den Armen getragen, Menolly - Menolly von den Neun Feuerechsen. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in die Hände. Nicht einmal die raue Narbe störte sie in diesem Moment.
Sie nahm die Musik nicht gleich wahr, so sanft und verhalten klang sie. Oharan saß an einem Tisch in der Nähe und fingerte verträumt an seiner Gitarre herum.
»Magst du mich nicht begleiten, Menolly?«, fragte Oharan nach einer Weile leise.
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