Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Pfad, der in die gewünschte Richtung führte, und gab dem Wallach die Sporen.
Es war wichtig, daß er so schnell wie möglich in die Stadt zurückkehrte und den beiden anderen Drachenlords von seiner Entdeckung berichtete.
Es dämmerte, als er Casna erreichte. Sobald er in seinem Stadthaus war, zog Linden sich mit der Order, daß er nicht gestört werden wollte, in sein Schlafgemach zurück. Noch immer mitgenommen von dem, was er im Wald gesehen und gespürt hatte, warf er sich in einen Sessel und tastete mit seiner Geiststimme nach den anderen Drachenlords.
Es dauerte nur einen Augenblick, bis Kief und Tarina sich meldeten; ihm kam es wie eine Ewigkeit vor.
Linden? Was ist los? Wo steckt Ihr? fragte Kief.
Warum seid Ihr noch nicht hier? mischte Tarina sich ein.
Verwirrt fragte Linden: Was bedeutet ›hier‹? Wo seid Ihr?
Auf Lord Sevrynels Anwesen, antworteten beide zugleich. Tarina sagte: Ein weiteres seiner spontanen Feste. Er gibt es, um seine neuen Zuchtstuten aus Kelneth zu präsentieren. Seid Ihr nicht benachrichtigt worden?
Ihm fiel der blauorange gewandete Reiter ein, mit dem er fast zusammengeprallt wäre. Nein, ich war reiten. Und zum Henker mit Sevrynel und seinen Festen! Ich muß Euch etwas Wichtiges berichten. Könnt Ihr irgendwo ungestört reden?
Er spürte, wie sie sich ein wenig zurückzogen, während sie das Problem erörterten. Gebt uns ein paar Augenblicke Zeit.
Er wartete voll schmerzender Ungeduld, bis er wieder ihre Geiststimmen vernahm. Er sagte: Was ich Euch zu berichten habe, wird Euch nicht gefallen.
Dann erzählte er ihnen von seiner Entdeckung.
Als er fertig war, folgte ein Moment des erstaunten Schweigens. Dann, so leise, daß er es kaum verstand, sagte Tarina: O Götter, nein.
Seid Ihr sicher? fragte Kief. Die Nüchternheit in dessen Geiststimme sagte Linden, daß sich der ältere Drachenlord eher an einen Strohhalm klammerte, als tatsächlich seine Geschichte anzweifelte.
Völlig sicher. Aber ich bin kein ausgebildeter Magier. Keiner von uns ist es. Ich konnte nur Eindrücke und Gefühle wahrnehmen.
Das müssen wir näher untersuchen, sagte Tarina.
Richtig, und ich glaube, ich weiß, wie, sagte Linden. Irgendwo in seinem Hinterkopf war ihm eine Idee gekommen. Er verbarg sie vor den anderen. Sie gefiel ihm nicht, doch er sah keine andere Möglichkeit.
Doch Kief mußte etwas an seinem Tonfall bemerkt haben. Ihr habt doch nichts Unbesonnenes vor, oder?
Nein, sagte Linden und versuchte, seine Emotionen zu zügeln. Ich möchte nur in Drachengestalt über die Lichtung fliegen. Ich glaube, ich werde mehr ›sehen‹ können.
Könnte funktionieren. Wann wollt Ihr es tun?
Wenn es ganz dunkel ist. Ich möchte nicht gesehen werden. Schließlich wollen wir den oder die Verantwortlichen nicht wissen lassen, daß wir den Altar entdeckt haben.
Kief fragte: Sollen wir Euch begleiten?
Nein, sagte Linden. Es könnte Verdacht erregen, wenn Ihr plötzlich geht. Die Leute würden sich fragen, warum. Besser, ich fliege alleine.
Dann tut das, sagte Kief.
Doch Tarina versuchte, ihm die Idee auszureden. Sie willigte erst ein, als er sie entnervt anfuhr: Habt Ihr eine bessere Idee?
Nein, mußte sie zugeben.
Ich auch nicht, sagte Linden. So, ich werde jetzt etwas essen und mich eine Weile ausruhen; dann mache ich mich auf den Weg.
Widerwillig zogen sich die anderen zurück.
Linden griff sich erleichtert an die Schläfen. Endlich war die Unterredung beendet. Er wußte nicht, wie lange er das volle Ausmaß seines Plans vor ihnen hätte verbergen können.
Er hoffte, daß er keinen Selbstmord begehen würde.
»Wo bleibt er bloß?« flüsterte Peridaen Anstella zu, während sie die Gäste beobachteten, die in Graf von Rockfalls großem Festsaal herumstanden.
»Woher soll ich das wissen«, raunte Anstella zurück. »Er sollte längst hier sein. Schau – Sevrynel redet mit den anderen Drachenlords. Vielleicht wissen sie, wo er steckt.«
»Sevrynel sieht nicht glücklich aus«, sagte Peridaen und trank einen Schluck Wein. »Und ich bin es auch nicht. Ich will, daß die Sache endlich vorüber ist.«
»Still. Er kommt.«
Als ihr Gastgeber nahe an ihnen vorbeiging, winkte Anstella ihn heran.
»Eure Lordschaft«, fragte sie, als er zu ihnen trat, »kommt Linden Rathan nicht?«
Falls das überhaupt möglich war, sackten Sevrynels hängende Schultern noch ein Stück tiefer. »Nein, verehrte Baronesse. Die anderen Drachenlords haben ihn gerade im Geiste gesprochen. Er hatte etwas zu
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