Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
verflucht mächtigen – Magiers. Aber ein Magier solchen Kalibers bindet sich normalerweise an einen königlichen Schutzherrn, und ich habe in Casna niemanden über einen solchen Magier reden hören.
Daß ein solcher Magier existierte – und sich im verborgenen hielt –, verhieß nichts Gutes. Verdammt, verdammt, verdammt. Behielt Lleld etwa immer recht? Am besten, ich sehe mir den verfluchten Hügel genauer an. Irgend etwas scheint dort oben zu liegen.
Linden stieg auf den Hügel. Je höher er kam, desto stärker wurde der Schmerz, der sich nun bis in sein Knochenmark zu bohren schien. Er mußte stehenbleiben und mit aller Kraft gegen den Schmerz ankämpfen. Und trotzdem spürte er noch immer den seltsam lockenden Reiz, den er schon zuvor empfunden hatte. Linden preßte die Lippen zusammen und stieg höher.
Die Hügelkuppe war flach, als hätte ein gigantisches Schwert sie abgetrennt. Nicht ein Grashalm wuchs hier oben. Der Boden war nur festgetretener grober Sand. Es gab nichts, außer einer großen rechteckigen Felsplatte, die auf mehreren kleineren, quadratisch zurechtgeschlagenen Steinen lag. Linden ging um die Felsplatte herum und studierte sie, darauf achtend, mit der Sonne zu gehen. Er schätzte, daß sie etwa zwei Meter lang und einen Meter breit war. Die Oberkante lag in Höhe seiner Hüfte. Die Oberfläche der Felsplatte war glatt; zu glatt, als daß sie nicht bearbeitet worden war, aber Linden konnte keine Werkzeugspuren erkennen.
Das ist ein Altar, sagte eine Stimme in ihm. Ein sehr, sehr alter Altar.
Linden wußte genau, wozu ein solcher Altar in der Vergangenheit verwendet worden war. Die Vorstellung widerte ihn an, und er mußte sich zwingen, näher heranzugehen.
Die dem Altar innewohnende magische Kraft versuchte, von ihm Besitz zu ergreifen. Wie er angenommen hatte, lag hier oben das Zentrum der dunklen Magie, die die Lichtung verseuchte. Die Finsternis rief nach ihm, betörend wie lieblicher Gesang, süß wie wilder Honig. Obwohl alles in ihm rebellierte, streckte Linden dem Altar die Hände entgegen.
Tief in seinem Innern rief Rathan: Nein!
Er zog die Hände zurück, desorientiert vom plötzlichen Aufbegehren seiner Drachenseele. Einen Moment stand er wie betäubt da, dann faßte er sich wieder. Rathan hatte recht. Er war kein ausgebildeter Magier. Er lief zum Rand des Hügels, ging in die Hocke und rutschte auf dem Hosenboden den Abhang hinunter.
Der Altar rief ihn zurück, versuchte, die Fäden seiner Magie mit Lindens zu verweben, versuchte, seine dunklen Fesseln um ihn zu legen, doch Linden verschloß seinen Geist vor den Lockrufen der Felsplatte.
Er hatte fast den Waldrand erreicht, als ihm der Gestank verwesten Fleisches in die Nase stieg. Kalter Schweiß brach ihm aus. Er blieb wie angewurzelt stehen und fuhr herum, alles gleichzeitig beobachtend. Er kannte den Geruch. Plötzlich war er wieder sechzehn und zu Tode erschrocken.
Linden beruhigte sich und schüttelte den Kopf. Du Narr! Es ist nicht Satha – er kann es nicht sein! Du hast mit eigenen Augen gesehen, wie er vor mehr als sechshundert Jahren zu Staub zerfiel. Entweder du bildest dir den Geruch ein, oder hier liegt irgendwo ein Tierkadaver.
Trotzdem, er wünschte, er hätte Tsan Rhilin, sein Großschwert, dabei. Wenn es Satha war, würde der untote Harfner die Klinge erkennen, wenn nicht gar den Schwertführer. Schließlich hatte Tsan Rhilin eine halbe Ewigkeit mit Satha in derselben Gruft gelegen, bevor Rani ihn erweckt hatte.
Er schnupperte in der Luft, aber der Gestank war verschwunden. Dann konnte es kein Tierkadaver sein, sonst würde er ihn noch riechen. Hatte er es sich eingebildet? Er mußte es sich eingebildet haben. Sein Verstand weigerte sich, etwas anderes zu glauben.
Aber er war nur ein Drachenlord – keine Gottheit. Und selbst ein Drachenlord konnte sich vor den Dämonen der Vergangenheit fürchten. Linden drehte sich um und rannte.
Als er den an einem Busch knabbernden Wallach erreichte, hatte Linden sich eingeredet, daß der Gestank – wenn er ihn sich nicht eingebildet hatte – nur ein totes Tier gewesen sein konnte, vielleicht sogar eine Beute des Bären, dessen Kratzspuren er entdeckt hatte. Die sorglose Teilnahmslosigkeit des Wallachs beruhigte ihn zusätzlich. Bestimmt hätte sich der blöde Gaul losgerissen und wäre nach Hause gerannt, wenn er irgend etwas Unheilvolles gewittert hätte. »Nur ein stinkender Tierkadaver«, murmelte er, als er wieder im Sattel saß.
Er entdeckte einen
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