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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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– doch die Vorstellung, ein lebendes Schaf samt Fell zu verschlingen, verursachte ihm Übelkeit. Rathan hielt es für eine wunderbare Idee. Auf keinen Fall, sagte Linden entrüstet. Zu seiner Erleichterung gab Rathan nach. Er hoffte nur, daß er Rathan auch nachher noch würde im Zaum halten können.
    Die Schafe blökten erschrocken, als er über sie hinwegflog. Zweifellos würde der Schäfer nachschauen, was seine Herde beunruhigte, und Linden wollte in Drachengestalt von niemandem gesehen werden. Mit einigen Flügelschlägen zog er das Tempo an.
    Wenig später kreiste er in großer Höhe über der unheimlichen Waldlichtung. Mit seinen Drachenaugen sah er, daß an dem Ort ein schwaches, aber dafür um so beunruhigenderes Licht glühte.
    Also hatte er recht gehabt mit der Annahme, daß seine Drachenaugen mehr sehen würden. Trotzdem war er sicher, daß es dort unten noch andere Dinge zu entdecken gab. Er hoffte nur, daß er nicht den schlimmsten Fehler seines Lebens beging.
    Er konnte sich lebhaft vorstellen, was Kief sagen würde. »Idiot« und »Narr« wären vermutlich noch die freundlichsten Bezeichnungen. Tarina … Lieber nicht daran denken, was Tarlna sagen würde. Selbst Lleld, die ja für ihre ungestüme Art bekannt war, wäre entsetzt.
    Linden überließ Rathan die Kontrolle.
    Die Drachenhälfte seiner Seele erwachte zu vollem Bewußtsein. Linden begrüßte sie aus seiner neuen Position als »Beobachter«.
    Erwartungsvoll fragte Rathan: Ist der Augenblick gekommen, Menschenseele Linden? Wünschst du, auf die andere Seite überzutreten?
    Nein, Rathan, ich bin dieses Daseins noch nicht müde. Aber es gibt etwas, das ich dir zeigen möchte. Ich verstehe es nicht und glaube, daß du über solche Dinge mehr weißt als ich.
    Hätte er ihren gemeinsamen Körper kontrolliert, Linden hätte den Atem angehalten. So harrte er nur in schmerzender Spannung aus. Mit seltenen Ausnahmen wartete die Drachenhälfte einer DrachenlordSeele, bis ihr menschliches Gegenstück des Lebens überdrüssig war. Doch falls Rathan beschloß, daß nun seine Zeit gekommen war, gab es nichts, was Linden dagegen tun konnte; Rathan war um ein vielfaches stärker. An das gelegentliche Aufflackern von Rathans Persönlichkeit war er gewöhnt – zum Beispiel in der Frage, das frische Hammelfleisch betreffend –, doch der jetzige Zustand war überwältigend. Er betete zu den Göttern, daß er nicht die größte Torheit seines Lebens begangen hatte.
    Dann ist es entweder sehr dumm oder sehr mutig von dir, mich einfach aufzuwecken.
    Doch in Rathans Worten schwang unterschwellige Belustigung mit, so daß Linden sich seiner Sache recht sicher war. Es schien seinen seit langem gehegten Verdacht zu bestätigen, daß die Drachen ihren menschlichen Gegenstücken nur deswegen so lange die Kontrolle überließen, weil sie sie amüsant fanden.
    Rathan fuhr fort: Keine Sorge, Menschenseele Linden. Ich verspreche dir, daß ich warten werde, bis meine Zeit gekommen ist. So – was wolltest du mir zeigen?
    Dort unten. Siehst du es?
    Er spürte, wie Rathan auf die magische Lichtung hinabschaute.
    Pfui! Ist das widerlich, sagte Rathan angeekelt. Es stinkt nach dunkler Magie.
    Ungeduldig fragte Linden: Welcher Art?
    Obwohl er murrte, sank Rathan tiefer und richtete seine Sinne auf die magische Resonanz unter ihnen. Anfangs spürte er nur Dunkelheit, dann
    Eine alles verzehrende Furcht brannte sich in Lindens Bewußtsein, das Todesentsetzen einer aus dem Leben gerissenen Seele, die hilflos schreiend in die Finsternis stürzte.
    Die Seele war die seine. Er war derjenige, der gefesselt und geknebelt auf der kalten Felsplatte lag und den hinabschnellenden Dolch sah. Die Klinge fuhr über seine Kehle
    Mit einem Ruck riß Linden seinen Geist aus der Vision, während Rathan wieder hochflog und seinen drakonischen Zorn herausschrie und Linden darunter begrub. Linden fand sich eingeschlossen in Rathans Bewußtsein, all seiner Sinne beraubt, als hätte man ihn in eine Decke gewickelt und in eine Kiste geworfen. Er spürte nichts von der Außenwelt. Seine Welt beschränkte sich auf seinen gestaltlosen Körper, und er erstickte.
    Rathan! Rathan, bitte! flehte Linden, während er verzweifelt versuchte, in Rathans rasendem Zorn zu überleben. Du bringst mich um!
    Er spürte, wie der Drache tief Luft holte, und er wußte, daß Rathan diese Stätte dunkler Magie vom Antlitz der Erde tilgen wollte. Eine leise, kaum hörbare Stimme in Lindens Geist sagte:
    Nein – der Wald ist

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