Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
erledigen und hat meine Einladung nicht erhalten. Schade, ich wollte doch so gerne hören, wie er meine neuen Mädchen findet …« Er wandte sich um und trottete kopfschüttelnd weiter.
»Verflucht, wieso muß er gerade heute …«, begann Peridaen.
»Sag Ormery Bescheid«, fiel ihm Anstella ins Wort, »und überlaß den Rest mir.«
Mit dem Wissen, daß er dem Diener auftragen würde, Sherrine und Kas Althume zu unterrichten, ließ Anstella Peridaen stehen. Sie würde sich um Sevrynel kümmern.
Sie holte ihn ein und hakte sich bei ihm unter. Er blinzelte sie überrascht an. Bevor er etwas sagen konnte, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln, wohl um die Wirkung desselbigen wissend.
Es wirkte. Der Mann sah aus, als hätte ihn der Blitz getroffen.
»Armer Sevrynel«, sagte sie, ihre tiefe rauchige Stimme voller Mitgefühl. »Es tut mir ja so leid. Aber vielleicht könnt Ihr das Fest wiederholen. Ich weiß, daß Linden Rathan sich ärgert, daß er es verpaßt hat. Sherrine sagte mir, daß er von Euren Pferden sehr beeindruckt war.« Sic tätschelte seinen Arm.
Ein dümmliches Grinsen legte sich über Sevrynels Züge. »Wirklich?«
»Wirklich.«
»Hm. Laßt mich nachdenken.« Er zwirbelte ein Ende seines Schnurrbarts um einen Finger. »Morgen?« murmelte er.
Anstella verkniff sich ein triumphierendes Grinsen.
»Nein, morgen nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Lady Velia gibt morgen einen Empfang, und ich bin eingeladen. Nein, nicht morgen abend.«
Sevrynel setzte eine nachdenkliche Miene auf und murmelte leise vor sich hin. Anstella hätte ihn am liebsten gewürgt. Wären sie auf diesen Narren nicht angewiesen …
Glücklich sagte Sevrynel: »Aber übermorgen würde gehen.«
»Verehrter Sevrynel«, sagte Anstella, »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue. Wundervoll.«
Sie zog ihren Arm weg. »Dann also bis übermorgen, Eure Lordschaft.«
41. KAPITEL
Spät in der Nacht schlüpfte Linden aus dem Haus, sattelte den Wallach und ritt allein aus der Stadt.
Es dauerte mehr als eine Stunde, bis er fand, wonach er suchte: eine große Wiese mit einem Bach, so daß der Wallach grasen und trinken konnte, und auf der anderen Seite des Baches eine zweite Wiese, die ihm genug Platz für die Verwandlung bot – und weit genug entfernt war, um den dummen Gaul nicht in Panik zu versetzen.
Mit wenigen geübten Handgriffen nahm er dem Wallach den Sattel ab. Sofort begann das Tier, sich über das saftige Gras herzumachen. Linden überließ es sich selbst und watete durch den Bach. Er weigerte sich, an das vor ihm Liegende zu denken.
Während er durch das hohe Gras trottete, kehrten uralte Erinnerungen zurück. Vor vielen Jahrhunderten hatte er als Mitglied von Brams und Ranis Kriegerverband in einer lauen Sommernacht dasselbe getan, was er nun vorhatte. Und genau wie damals spürte er Erregung und Nervosität in sich aufsteigen. Er machte immer größere Schritte, bis er schließlich zu rennen begann und dankbar jeden Gedanken an das Kommende verdrängen konnte.
Schließlich blieb er stehen und schaute zurück, um zu prüfen, ob er weit genug entfernt war. Linden lachte beinahe, als er sah, welche Strecke er zurückgelegt hatte. Er legte den Kopf in den Nacken, hob die Arme und zerschmolz, bevor er es sich anders überlegen konnte.
Einen Moment schwelgte er in der Kraft seines Drachenkörpers, dann hob er sich mit einem Satz in die Luft und stieg mit mächtigen Flügelschlägen zum sternengesprenkelten Nachthimmel auf. Als er glaubte, hoch genug zu sein, spreizte Linden die Flügel und hing einen Moment wie ein riesiger Falke in der Luft. Er orientierte sich kurz und flog dann in östliche Richtung.
Die Luft strich über ihn hinweg wie warme Seide. Nur Schwester Mond sah ihn über die Wiesen und Felder hinweggleiten, die hinter Casna lagen.
Sein scharfer Drachenblick durchbohrte die Nacht und hielt permanent nach etwas Ungewöhnlichem Ausschau. Er reckte den langen Hals vor und ließ seinen Kopf von einer Seite zur anderen wandern.
Er sah nichts, das ihn als Mensch interessierte – aber etwas, das den Drachen in ihm ansprach: Schafe. Sie standen nahe bei einer Holzhütte in einem Gehege am Rande eines Feldes, das ein gutes Stück vom Wald entfernt war. Der Schäfer ging kein Risiko mit den hiesigen Wölfen ein. An Drachen hatte er offenbar nie gedacht.
Linden sank tiefer. Der plötzlich aufsteigende Duft von saftigem Hammelfleisch ließ ihm das Wasser in der Schnauze zusammenlaufen
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