Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
zu trocken. Die Flammen würden sich in alle Richtungen ausbreiten und sogar die Felder erfassen. Die Erkenntnis erschreckte Linden so sehr, daß er mit doppelter Anstrengung versuchte, wieder in Rathans Bewußtsein vorzudringen. Doch es war so, als würde er mit zusammengebundenen Händen und Füßen gegen ein Eisentor schlagen.
Die riesige Schnauze öffnete sich. Linden spürte das Knistern der Flammen durch den langen Drachenhals aufsteigen.
Mit einem Kraftaufwand, der ihn beinahe entzweiriß, rang Linden mit Rathan um die Kontrolle ihres Drachenkörpers. Er konnte die Flammen nicht mehr aufhalten, dafür war es zu spät, aber vielleicht
Als der große Kopf hochruckte, schoß ein gigantischer Feuerball harmlos in den Nachthimmel und verglühte wie eine Sternschnuppe. Rathan schrie auf und richtete seinen Zorn auf Linden.
Vergiß nicht deinen Schwur! rief Linden, während der Zorn des Drachens ihn auseinanderzureißen begann. Die Götter mochten ihm beistehen, er hatte nie gedacht, auf diese Weise zu sterben.
Dann plötzlich Frieden. Einen Moment glaubte Linden, er wäre tot. Ganz allmählich dämmerte ihm, daß er am Leben war. Gerade noch.
Mit nur mühsam unterdrückter Wut sagte Rathan: Ich erinnere mich an meinen Schwur, Menschenseele. Aber ich werde mich auch daran erinnern, daß du mich daran gehindert hast, diesen Schandfleck auf Mutter Erdes Körper zu zerstören. Ich verstehe, warum du das getan hast. Trotzdem fordere ich jetzt von dir, daß du diesen Ort vernichtest. Hast du mich verstanden, Menschenseele Linden?
Ja, ich habe verstanden, Rathan, sagte Linden schwach.
Gerade noch war er all seiner Sinne beraubt, gefangen in Rathans unbändiger Kraft. Dann war Rathan verschwunden. Linden schoß kopfüber vom Himmel, bevor er merkte, daß er wieder ihren Körper kontrollierte. Nur sein rasendes Flügelschlagen bewahrte ihn davor, auf den Boden zu krachen. Zitternd und unter Schock schwang er sich zum Himmel empor und glitt auf dem Wind durch die Nacht.
Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefaßt hatte. Anfangs irritierte ihn das unbekannte Terrain unter ihm. Dann wurde ihm klar, daß er in südöstliche Richtung geflogen war, weiter als je zuvor. Unter ihm lag die Küste.
Nahe am Ufer ragten schroffe Felsen aus dem Wasser. Aber zwischen ihnen und den Klippen lag ein breiter Strand, der ihm genügend Platz für die Verwandlung bot. Er flog auf ihn zu und begann, sich noch in der Luft zu verwandeln. Augenblicke später landete er auf gestiefelten Füßen und ging, als der Sand unter ihm nachgab, in die Knie, um die Wucht des Aufpralls abzudämpfen. Dann zog er, so schnell er konnte, seine Kleider aus.
Linden rannte den Strand hinunter und warf sich in die Fluten. Das saubere Salzwasser sollte die Verderbtheit des Opferaltars von ihm spülen, den Geschmack seiner eigenen Sterblichkeit, die Erinnerung an die Angst und den Schmerz; von all dem wollte er sich befreien. Er kämpfte mit den Wellen, ließ sich von ihnen so lange umherwirbeln, bis er sich gereinigt fühlte.
Götter, welch ein Narr er gewesen war. Er war sich nicht sicher, ob er es verdient hatte, das Ganze ungeschoren überstanden zu haben. Aber er war dankbar dafür. Er schleppte sich aus dem Wasser, erschöpft wie noch nie in seinem langen Leben, und zog sich an.
Er verwandelte sich von neuem. Doch dieses Mal geschah es mit einer leichten Verzögerung; das war ihm bislang nur wenige Male passiert, als er entweder krank oder verletzt gewesen war. Es war ein Hinweis seines Körpers, daß er eigentlich nicht kräftig genug war, um seine Energie so freizügig zu vergeuden. Er würde die Warnung beherzigen und sich, sobald er wieder in Menschengestalt war, ein paar Tage lang nicht verwandeln.
Als er in der Luft war, beschloß er, die Küste entlang zu fliegen, bis er wieder über vertrautem Terrain war. Der Aufwind über den Klippen würde ihm eine Menge Kraft sparen.
Mit ausgebreiteten Flügeln glitt er über die Küste hinweg nach Westen. Nach einer Weile sah er den Strand, wo sie das Picknick veranstaltet hatten. Die Erinnerung hob seine Laune ein wenig.
Kurz darauf erblickte er auf der Landzunge die kreisförmig angeordneten magischen Steinsäulen mit dem Trilith in der Mitte. Erschöpft, aber neugierig sank er ein Stück tiefer.
Seine Drachenaugen sahen, daß von dem Areal ein schwaches silbernes Glühen ausging. Die Steine selbst leuchteten heller, wie silberne und goldene Säulen. Wieder spürte er das Summen in seinen
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