Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
rechtzeitig zurück, um Kief Shaeldar mit einem Satz in die Luft springen und mit kurzen, kräftigen Flügelschlägen zum Himmel aufsteigen zu sehen.
Sie riß sich von Otter los und blieb stehen, ohne auf den in ihr Gesicht peitschenden Regen zu achten. Einen Moment später zerrte der Luftzug der Flügelschläge an ihrem Körper. Nun verstand sie, warum Otter sie fortgezogen hatte. Wären sie näher dran gewesen, hätte der Luftzug sie umgestoßen.
Dann begann sich wieder alles in ihrem Kopf zu drehen, und sie stürzte in die Ewigkeit. Aus weiter Ferne hörte sie Otter ihren Namen rufen, aber sie war in ihrem hinab trudelnden Geist gefangen und konnte nicht antworten. Einen wunderbaren Moment lang flog sie an Kief Shaeldars Seite am sturmgepeitschten Himmel; im nächsten versank sie in Dunkelheit.
49. KAPITEL
Kas Althume wartete so geduldig wie möglich, während der Diener ihm den durchnäßten Umhang abnahm. Das längliche, triefnasse Bündel in seinen Armen erschien ihm gleichzeitig wie eine Trophäe und eine Warnung. Aber er ließ seiner Miene nichts anmerken, so wie er es im Laufe vieler Jahrzehnte seines langen Lebens gelernt hatte, und er wirkte weder zufrieden noch beunruhigt.
»Nein – das trage ich«, sagte er zu dem Diener, als der Mann sich erbot, ihm das Bündel abzunehmen.
Der Diener verneigte sich und sagte: »Prinz Peridaen ist in seinem Arbeitszimmer.«
Kas Althume schritt den Gang hinunter, das schwere, in Pols Umhang gewickelte Schwert in den Armen wiegend. An der Tür zum Arbeitszimmer drückte er die Klinke hinunter und schob die Eichentür mit dem Ellbogen auf. Zu seiner Erleichterung saß Peridaen allein am Kamin.
»Wo ist Anstella?« fragte Kas Althume. Er schloß die Tür hinter sich.
Peridaen schaute von dem Schachspiel auf, über dem er brütete. »Bei Sherrine. Das Mädchen sah aus wie – was ist das?«
Lächelnd lüftete Kas Althume den Umhang. »Tsan Rhilin«, sagte der Magier. Er sah auf das Großschwert in seinen Armen hinunter, stolz wie ein Adler auf sein Junges.
»Allmächtige Götter!« Peridaen sprang auf und warf dabei seinen Stuhl um. »Zeigt her!« Mit zwei langen Schritten hatte er Kas Althume erreicht.
Der Magier legte dem Prinzen das Schwert in die wartenden Hände.
Peridaen betrachtete die schlichte Lederscheide. »Paßt irgendwie nicht zu einem so legendären Schwert«, sagte er und strich über die einfachen Ledergurte. »Und das Schwert selbst man sieht ihm nicht an, daß es magisch ist.« Er zog es halb aus der Scheide. »Es sieht einfach wie ein hervorragend geschmiedetes Schwert aus«, sagte er und schob es wieder in die Scheide zurück.
»Es ist nicht magisch – jedenfalls nicht von allein.« Kas Althume ging zum Tisch und schenkte sich Wein ein. »Es gibt eine Yerrin-Legende über Schwester Mond und das Schwert sein Name bedeutet ›Mondtänzer‹ auf AltYerrin.« Er trank einen Schluck und fuhr dann fort. »Angeblich nahm es Rani eo’Tsan einem untoten kelnethischen Harfner ab – obwohl mir nie klar wurde, wo der es herhatte – und gab es Bram Wolfson.«
»Und Wolfson gab es Linden Rathan.« Peridaen strich über den Griff, der mit feinem gewundenen Draht umwickelt war, damit er besser in der Hand lag. »Die beiden waren irgendwie miteinander verwandt, nicht wahr?«
Er schien den Blick nicht von dem Schwert lösen zu können, schlicht wie es sein mochte. Kas Althume beobachtete ihn voller Verachtung. So sehr Peridaen die Drachenlords auch hassen mochte, der von ihnen ausgehenden Faszination konnte er sich dennoch nicht entziehen. Es ärgerte Kas Althume, daß selbst ein so mächtiger Magier wie er auf den Schutz des Hochadels angewiesen war.
Könnte doch nur ein einzelner Magier die Macht an sich reißen, so wie in den Legenden. Schade, daß dazu mehr Magie vonnöten war, als ein einziger Magier entfachen konnte.
Und wer hatte je von Magiern gehört, die sich lange genug vertrugen, um ein Bündnis einzugehen?
»Wir haben Wichtigeres zu besprechen als die Geschichte dieses Schwerts«, raunte der Magier.
Das riß Peridaen aus den Gedanken. Er legte das Schwert auf den Tisch. »Götter, ja! Natürlich. Anscheinend muß ich Euch nicht fragen, ob Eure Mission zumindest teilweise erfolgreich war. Daß Ihr Tsan Rhilin habt, beweist, daß Eure Magie funktioniert hat. Aber warum in aller Welt habt Ihr es genommen, Kas? Das war sehr gefährlich. Und was ist mit dem Rest? Habt Ihr herausgefunden, was wir wissen müssen?«
»Einiges.« Kas
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