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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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direkt ins Gesicht scheinen würde, aber soweit er sehen konnte, war der Weg menschenleer.
    Von plötzlichem Entdeckerdrang getrieben, lenkte Linden sein Pferd in den schmalen Weg hinein. Es gefiel ihm, daß niemand zu sehen war. Er wollte alles hinter sich lassen, das ihn an das Gewimmel in Casna erinnerte. Kief würde ihm wahrscheinlich die Ohren waschen, weil er ohne Eskorte und ohne sein Großschwert, Tsan Rhilin, aufgebrochen war. Aber die Gesellschaft von ein oder zwei stummen Wachen wäre an diesem Morgen unerträglich gewesen, und das Großschwert war zu auffällig.
    Dennoch trübte allein der Gedanke an Kiefs – und zweifellos auch Tarinas – Verärgerung Lindens Stimmung. Er trieb den Wallach zu schnellem Galopp an.
    Zu seiner Überraschung war es plötzlich ein Vergnügen, das Pferd zu reiten. Mit seinen geschmeidigen, weit ausholenden Schritten schien es förmlich über den Boden zu fliegen. Das entschädigte zumindest für den schlurfenden Gang und das steifbeinige Traben des Wallachs. Schade, daß er in den Straßen der Stadt nicht galoppieren konnte.
    Die Sonne stieg höher. Als der Weg nach einer Weile nach Süden bog, verringerte Linden das Tempo. Er roch Salz in der Luft und nahm an, daß er sich der Küste näherte.
    Er ließ den Wallach gemächlich traben. Zwar schien ihm die Sonne nicht mehr in die Augen, aber sie stand nun so hoch, daß es drückend heiß wurde. Der Weg bog wieder nach Osten. Linden überlegte, ob er ihm folgen oder nach Norden in die Wälder reiten sollte, die er aus der Luft gesehen hatte, als sie in Casna angekommen waren.
    Er war sicher, daß der Weg bald an den Meeresklippen entlangfuhren würde. Vielleicht gab es irgendwo einen Strand, zu dem er hinunterklettern konnte. Der Gedanke an ein erfrischendes Bad gab den Ausschlag.
    Er ritt weiter. Und wünschte bald, er hätte Wein und etwas zu essen mitgenommen. Oder wenigstens einen Wasserschlauch. Die Sonne und die salzige Luft machten ihn durstig.
    Der Weg führte in einer Viertelmeile Entfernung an einer Art Monument aus kreisförmig angeordneten Steinsäulen vorbei, die auf einer wie ein Schiffsbug ins Meer ragenden Landzunge standen. Er ritt darauf zu, um das Monument näher in Augenschein zu nehmen. Die Steinsäulen, neun an der Zahl, standen friedvoll in der Sonne. In ihrer Mitte thronte ein mächtiger Trilith. Ihre Schatten lagen wegen der fast senkrecht stehenden Mittagssonne nahe an den Sockeln. Hinter ihnen glitzerte die See.
    Linden fragte sich, wer sie aufgestellt hatte, und warum. Die Steinsäulen waren von einer so starken Aura des Ewigen umgeben, daß er sich im Vergleich dazu jung vorkam. Er stieg vom Pferd und band die Zügel an einer verkümmerten, windschiefen Fichte fest, dann lockerte er den Sattelgurt und ging zu den Säulen.
    Sie überragten ihn mindestens um das Doppelte. Er blieb vor dem Trilith stehen und legte eine Hand auf die Oberfläche. Der Stein war angenehm kühl. Aus seinem Innern drang ein schwaches Pulsieren, das – er war sich ganz sicher – nur magischen Ursprungs sein konnte. Es glich dem Summen der tiefsten Saite einer Harfe – doch keine Harfe konnte einen so tiefen Ton erzeugen. Er spürte es in den Knochen, schwach, aber deutlich: eine der Erde innewohnende Zauberkraft wie die seine.
    Die Zauberkraft schlummerte tief im Innern des grauen Triliths und hatte seltsamerweise eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er legte die Stirn an den rauhen, kühlen Stein und ließ all seine Frustration über den Rat und seine Sorgen wegen Rann an die Oberfläche seiner Gedanken treten. Es schien ihm, als würde seine Verdrossenheit aus ihm herausgesaugt und in den Stein fließen.
    Einen Moment dachte er, daß sich das Pulsieren veränderte. Er preßte beide Hände gegen den Stein und konzentrierte sich mit all der ihm gegebenen Kraft. Nein, nein, nichts hatte sich verändert – glaubte er zumindest.
    Er trat von dem Trilith zurück und lief durch den Säulenkreis zum Klippenrand. Dort sah er, daß ein schmaler Pfad zum Strand hinunterführte, aber er war höllisch steil. Mit Schwertern markiert, konnte es der Pfad sein, den Gifnu, Herrscher der neun Höllen, einen verurteilten Königsmörder mit seinem Opfer auf dem Rücken hochklettern ließ.
    Nein, wenn er den Pfad wieder hinaufstieg, wäre die Abkühlung dahin, die ihm ein Bad im Meer verschaffen würde. Er mußte sich noch etwas gedulden.
    »Bah«, sagte er und ging zu seinem Wallach zurück.
    Es war das ferne Glitzern zwischen den Bäumen,

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