Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
Vom Netzwerk:
Arm darum geschlungen, um sich gegen die sanfte Dünung abzustützen. Es war einer ihrer Lieblingsplätze, zu dem sie oft hinaufkletterte, um ungestört nachzudenken, wenn die Seenebel im Hafen lag. »Hör auf, mich zu veralbern. Du weißt genau, daß du viel höher fliegen und viel, viel weiter sehen kannst.«
    Er grinste und sah dabei aus wie ein reueloser, frecher kleiner Junge. »Stimmt. Aber dabei habe ich nicht so nette Gesellschaft. Oder so schöne.«
    »Linden!« Pures Wohlbehagen durchströmte sie. Aber verflucht, der plötzlichen Hitze in ihrem Gesicht nach zu urteilen, wurde sie schon wieder …
    »Besonders wenn du rot wirst.«
    »Du bist ein noch schlimmerer Scherzbold als Otter«, stellte sie fest. Dann sagte sie leiser: »Trotzdem, danke.«
    Mit den Fingern seiner freien Hand strich er ihr sanft über die Wange. »Maurynna – Liebste –, das habe ich ernstgemeint. Wirklich. Jedes Wort.«
    Sie küßte seine Handfläche und dachte: Das ist ein Traum. Es muß ein Traum sein. So was kann es in Wirklichkeit nicht geben.
    Aber die Hand, die nun die ihrige ergriff, war groß und warm und kräftig. Er schob seine Finger zwischen ihre. Sie war überglücklich.
    Eine Weile saßen sie schweigend da. Es war ein angenehmes Schweigen, mit einer inneren Nähe zwischen ihnen, die sich Maurynna fest einprägte für die Zeit, wenn diese Idylle mit seiner Rückkehr nach Drachenhort oder ihrer Weiterfahrt zum nächsten Hafen endete.
    Dann setzte sich Linden ein wenig auf und zog seine Hand weg. »Schau – dort kommt eine der königlichen Barken den Fluß hochgefahren.« Er deutete auf das Boot.
    Verdammt. Ihre Finger vermißten schon die seinen. Seufzend legte Maurynna eine Hand über die Augen, um nicht in die Abendsonne zu schauen, und sah den Fluß hinunter.
    Mit geübtem Seefahrerblick entdeckte sie sofort die Barke zwischen all den Wasserfahrzeugen, die über den Uildodd schipperten. An Bug und Heck flatterten die königsroten Banner, und wo das Holz der Reling und des Rumpfes nicht rot gestrichen war, war es mit einer goldfarbenen Lackschicht überzogen. Die Bemalung wirkte auf sie grell und billig, wie eine übergewichtige, übertrieben geschminkte Hure.
    Trotzdem, die Barke war solide gebaut. Gajji mußte sich getäuscht haben … Dem Gedanken folgend, sagte sie laut: »Muß ein schlimmer Sturm gewesen sein an jenem Tag.«
    Linden wußte sofort, wovon sie sprach. Es war, als hätte er ihren Gedanken gelesen. »Du meinst an dem Tag, als Königin Desia ertrunken ist? Der Sturm war nicht besonders schlimm. Zumindest hat man mir das gesagt.«
    Maurynna runzelte verwundert die Stirn und sagte: »Dasselbe hat mir ein erfahrener Seemann erzählt. Warum ist die Barke dann gesunken?«
    Linden sah sie an und zuckte mit den Schultern. »Anscheinend war selbst das bißchen Sturm zuviel für das Boot. Ich hörte, daß das Wasser hinten hineindrang.«
    »Am Heck«, korrigierte Maurynna ihn beiläufig. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Linden. Ich kenne mich mit Schiffen aus. Diese Barken liegen zwar wie trächtige Kühe im Wasser, aber nicht so tief, daß ein leichter Sturm das Heck überspült – und mehr als ein leichter Sturm sei es nicht gewesen, meinte Gajji.«
    »Aber warum …?« fragte Linden. Er wandte den Kopf und schaute wieder auf die Barke hinunter, als würde diese seine Frage beantworten.
    »Ich weiß nicht«, sagte Maurynna. »Aber es ist wirklich eigenartig.«
    Linden wollte etwas sagen, doch ein Rufen von unten unterbrach ihn.
    »Ahoi, ihr da oben! Habt ihr vergessen, daß wir heute abend bei Almered und Falissa eingeladen sind?« Otter schaute zu ihnen hoch, die Hände in die Seiten gestemmt. Trotz der verzerrten Perspektive konnte Maurynna erkennen, daß eine Stiefelspitze des Barden ungeduldig auf und ab wippte.
    Sie schlug sich eine Hand vor den Mund; sie hatte die Einladung vergessen. »O Götter.«
    Sie sah an sich hinunter. Flickenbesetzte Tunika und zerbeulte Kniehosen. Linden trug auch nichts Besseres. Sie hatten ihre ältesten Sachen angezogen, um in der Takelage herumzuklettern, während sie Linden alles erklärte. Obwohl er noch immer »Seil« statt »Tau« sagte, lernte er schnell.
    Nein, diese Kleider konnte sie nicht tragen. »Ich muß nach Hause und mich umziehen«, sagte sie.
    Einen Moment schaute er sie erschrocken an. Dann blinzelte er und sagte: »Oh! Natürlich. Ich auch. Wir beeilen uns besser.«
    Sie schwang sich bereits von der Rahe und kletterte so schnell sie konnte

Weitere Kostenlose Bücher