Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
Vom Netzwerk:
zogen sich zurück wie bei einem fauchenden Tier und offenbarten große, perlweiße Zähne. Eine Hand griff sogar nach dem Dolch an seinem Gürtel. Linden wappnete sich gegen einen Angriff.
    Dann fuhr Beren herum und lief zu seinen wartenden Männern zurück. Linden wußte, daß er sich einen Feind gemacht hatte.

30. KAPITEL
     
     
    Am späten Nachmittag war der alte Sonnenpavillon völlig verlassen. Der runde Raum lag ganz oben in einem Turm im ältesten Teil des Palastes. Nur noch wenige Leute nahmen sich die Zeit, hier hinaufzukommen, da nun der neue, größere Sonnenpavillon der Lieblingstreffpunkt der Damen am Hofe war. Das machte diesen Raum perfekt für einen Sommernachmittag in völliger Abgeschiedenheit.
    Auf der Westseite fielen die letzten Sonnenstrahlen durch die Fenster. Sherrine räkelte sich in einem der Plüschsessel, die überall im Raum standen, und betrachtete das Muster aus Licht und Schatten auf dem honigfarbenen Holzparkett. Sie war froh, daß bislang niemand auf die Idee gekommen war, die Dielen gegen Steinfliesen auszutauschen. Das Eichenholz strahlte eine Behaglichkeit aus, an der es den Fliesen mangelte.
    Sie war angenehm schläfrig, genug, um sich in die weichen Kissen zu schmiegen und entspannt auf Tandavis Rückkehr von ihrem Posten vor dem Sitzungssaal des Rates zu warten. Die viertägige Unterbrechung der Sitzungen war lästig gewesen. Sie war froh, daß es nun weiterging. Linden genoß es, nach ermüdenden Sitzungen den Abend mit ihr zu verbringen.
    Sie fragte sich, ob er mit ihrer Dienerin zurückkehren würde. Sicherlich hatte er mittlerweile seine Verpflichtungen gegenüber seinem Yerrin-Freund erfüllt und würde heute mit ihr zu Abend essen. Sie lächelte bei der Vorstellung, was dem Essen folgen würde.
    Und natürlich würde sie alles daransetzen, ihm neue Informationen zu entlocken. Schließlich durfte sie nicht vergessen, weshalb sie sich mit ihm eingelassen hatte. Sie streckte sich mit der trägen Geschmeidigkeit einer Katze. Dies war mehr Vergnügen als Geschäft – ganz so, wie sie es mochte.
    Plötzlich vernahm Sherrine näherkommendes Gekicher. Sie verdrehte die Augen, ahnend, wer in wenigen Augenblicken ihre Ruhe stören würde: Niathea und deren dümmliche Freundinnen. Sie fragte sich, ob man sie aufgefordert hatte, den anderen Pavillon zu verlassen, weil sie zu laut gewesen waren. Das war mehr als einmal vorgekommen.
    Sie platzten durch die breite Schwingtür in den Raum. Niathea sagte gerade: »Meine Lieben, ich sage euch, ich habe gesehen …«
    »Hallo, Niathea«, sagte Sherrine mit honigweicher Stimme. Sie verachtete das Mädchen und scheute nicht davor zurück, es offen zu zeigen.
    Niathea blieb überrascht stehen, den Mund offen, die rotbraunen Locken wie immer wirr von ihrem Kopf abstehend. Ein glänzender feiner Schweißfilm überzog ihr Gesicht. Die anderen standen hinter ihr wie eine Handvoll gackernder Hühner, die sich im sicheren Schatten ihrer Henne verbargen.
    Sherrine legte sich einen der vielen bissigen Sprüche zurecht, die sie für Leute reservierte, die ihr auf die Nerven gingen. Die Worte blieben ihr auf der Zunge kleben, als sie die bedeutungsvollen Blicke sah, die sich die Mädchen aus den Augenwinkeln zuwarfen. Mehr als eine Hand wurde vor den Mund geschlagen, um ein Lächeln zu verbergen. Einige machten sich nicht mal die Mühe. Ihr höhnisches Grinsen jagte Sherrine einen Schauer über den Rücken. Sie traten hinter Niathea hervor und reihten sich neben ihr auf, als versuchten sie, den bestmöglichen Platz in einer spektakulären Theateraufführung zu ergattern. Am schlimmsten aber war der Ausdruck falschen Mitgefühls auf Niatheas Gesicht.
    Sherrines Mund wurde trocken. Etwas in ihr zog sich zusammen, als sie Niatheas Augen schadenfroh aufblitzen sah. Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten und wäre aus dem Pavillon gerannt, doch lieber würde sie sterben, als der Ziege diese Genugtuung zu geben.
    Also blieb sie sitzen, lächelte sogar. »Ja, Niathea?« fragte sie affektiert. »Wie ich sehe, möchtest du unbedingt etwas loswerden – etwas, das ich zweifellos schon weiß. Aber wenn es dir Freude bereitet …« Sie stieß ein übertriebenes Seufzen aus.
    Niatheas Gesicht lief puterrot an. Für einen Moment verzerrte sich ihr Gesicht, als würde sie an Sherrines Worten ersticken. Dann kehrte ihr Lächeln zurück, jetzt so giftig, daß Sherrine es bereute, sie gereizt zu haben. Niathea trat einige Schritte vor, die Arme vor ihrem

Weitere Kostenlose Bücher