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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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nun verschwunden. »Sie – die Seefahrerin – nannte ihn ›Linden‹«, sagte Niathea triumphierend. »Alle nannten ihn so, aber man konnte die Zärtlichkeit in ihrer Stimme hören, als sie seinen Namen aussprach. Und er hat es ihr nicht verboten – o nein. Als sie vor dem Geschäft waren, blieb er einen Moment mit ihr stehen und küßte sie, bevor sie den anderen folgten. Und er legte einen Arm um ihre Schultern.«
    Niatheas Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. Sie strich ihre verschwitzten Locken aus der Stirn und beugte sich herunter, ihr Gesicht nur Zentimeter von Sherrines entfernt.
    Sherrine preßte sich in die Kissen.
    Niatheas Augen blitzten, und der Giftstrom aus ihrem Mund sprudelte wie ein Fluß, der zu lange eingedämmt worden war. »Die ganze Zeit hast du damit geprahlt, daß Linden Rathan dich erwählt hat, hast es uns immer wieder vorgebetet, hast dich damit gerühmt, daß er nur dir allein gehöre. Nun, die Zeiten sind vorbei. Du wurdest wegen einer thalnianischen Bohnenstange verlassen – einer Seefahrerin, die braungebrannt ist und schwielige Hände hat wie jeder gewöhnliche Bauer hinterm Pflug.
    Ich habe gesehen, wie er sie angeschaut hat, Sherrine. Du hast ihn verloren – für immer.«
    Sie wußte nicht mehr, wie sie den Sonnenpavillon verlassen hatte. Nur das höhnische Gelächter klang ihr noch in den Ohren.
    Tandavi fand sie benommen durch die Gänge stolpernd. Die schlanken Arme der Dienerin fingen sie auf und hielten sie auf den Beinen.
    »Mylady! Was ist los?« fragte Tandavi.
    Sherrine wischte sich über die Augen. Einen Moment starrte sie Tandavi an, ohne sie zu erkennen. Dann faßte sie sich ein wenig und flüsterte: »Was hat Linden Rathan dir geantwortet?«
    Nach seiner Antwort würde sie wissen, ob Niathea gelogen hatte – oder ob sie ihn tatsächlich verloren hatte. Als Tandavi nicht sofort antwortete, schüttelte Sherrine sie. »Sag schon!«
    »Er – er – er schien verärgert und meinte, er müsse sich mit dem Barden treffen, von dem er Euch – Au! Mylady!« Tandavi riß sich von Sherrine los.
    Wie betäubt sah Sherrine das Blut in den tiefen Kratzern, die ihre Fingernägel in Tandavis Arme gegraben hatten. Fasziniert betrachtete sie das Muster aus rotem Blut auf weißer Haut.
    »O Götter, Tandavi – verzeih mir. Ich wollte dir nicht …« Plötzlich kam sie wieder zu sich. O Götter, anscheinend nahm die Sache sie stärker mit, als sie dachte, wenn sie sich sogar bei einer Dienerin entschuldigte.
    Tandavi schluckte überrascht. »Nicht so schlimm, Mylady«, sagte sie. »Aber was ist los mit Euch …?«
    »Nichts. Sei still. Laß mich nachdenken.« Sherrine lehnte sich an die kühle Granitwand des schmalen Ganges, froh, daß nur selten jemand in diesen älteren Teil des Palastes kam. Je weniger Leute sie in diesem Zustand sahen, desto besser. Sie preßte die Handballen gegen ihre Augen und zwang sich zur Ruhe.
    Sie würde Linden nicht kampflos aufgeben. Das war undenkbar; das ließ ihr Stolz nicht zu. Selbst wenn ihre Rivalin eine Adlige wäre, würde sie sich nicht tatenlos abservieren lassen. Aber daß sie für eine Frau von niederem Stand verlassen werden sollte!
    Außerdem war da noch ihre Mutter. Sie hörte Anstella schon giften: »Dummes Ding – kannst du denn nichts richtig machen? Er hat dich wegen einer Seefahrerin verlassen?«
    Im Geiste sah sie das Bild von schwieligen braungebrannten Händen auf Lindens heller Haut. Sie sah die Hände an seinem Rücken hinabgleiten … Sie kniff ihre Augen zu, vertrieb das Bild. Sie mußte die Sache genau durchdenken.
    Als erstes mußte sie den Namen ihrer Rivalin herausfinden. Aber wie? Sie konnte kaum den Hafen nach einer thalnianischen Frau absuchen, die ein Schiff befehligte.
    Wie, wie, wie?
    »Gerd Warbek.« Sherrine nahm die Hände von den Augen. Bestimmt wußte der Kaufmann, wer die Schiffskapitäne waren oder wie man es herausfinden konnte. Er würde einige Tage brauchen, aber Warbek würde es für sie herausfinden. Der Mann würde alles tun, um die Patronage der Colranes zu behalten.
    Sie stieß sich von der Wand ab. »Genau. An ihn werde ich mich wenden. Komm, Tandavi. Ich muß etwas mit Gerd Warbek besprechen. Und später etwas mit einer bestimmten thalnianischen Seefahrerin.«

31. KAPITEL
     
     
    »Es ist herrlich hier oben!« sagte Linden. »Man kann meilenweit sehen.«
    Maurynna lächelte ihm schief zu. Sie saßen auf der höchsten Rahe, links und rechts neben dem Großmast. Jeder hatte einen

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