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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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torkelte weiter.
    Lady Sherrine fauchte: »Du wagst es, seinen Namen in den Mund zu nehmen? Deinesgleichen hat ihn ›Drachenlord‹ zu nennen, du stinkende Kanalratte!« Sie riß ihr Pferd in einer engen Kurve herum.
    Die Zeit dehnte sich. Jeder Moment schien ewig zu dauern. Maurynna sah alles in schrecklicher Klarheit. Sie stand wie erstarrt da, wie in ihren schlimmsten Alpträumen. Der Waldlilienduft überwältigte sie beinahe.
    Der Peitschenschlag auf ihrem Gesicht riß sie aus ihrer Lähmung. Das spitze Ende schlitzte ihr ein Augenlid auf. Sie schrie. Es schien, als wäre ihr ein glühend heißer Dolch übers Auge gefahren. Sie fiel fast in Ohnmacht.
    Jemand fing sie auf, als sie auf das harte Kopfsteinpflaster fiel, und ließ sie langsam auf die Knie hinunter. Sie glaubte, es war Maylin. Sie faßte sich mit beiden Händen ins Gesicht und kämpfte gegen die drohende Ohnmacht an. Warmes Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor und lief an ihren Händen hinunter. Irgendwo hinter ihr begann Kella hysterisch zu weinen.
    Maurynna schluckte schwer. Sie weigerte sich, vor Lady Sherrines Augen ohnmächtig zu werden. Statt dessen konzentrierte sie sich auf die Härte des Kopfsteinpflasters unter ihr und auf Maylins Stimme, die Lady Sherrine mit allen nur erdenklichen Obszönitäten bedachte. Benommen dachte sie: Nur gut, daß ich ihr Thalnianisch beigebracht habe.
    Sie hörte Lady Sherrine aufseufzen und eine männliche, ihr nicht bekannte Stimme sagen: »Ihr seid zu weit gegangen, Mylady. Am besten, wir bringen Euch nach Hause.«
    Sie sah aus ihrem unversehrten Auge hoch. Lady Sherrine starrte erschrocken auf sie hinunter.
    Der Adligen glitt die Peitsche aus den Fingern. Eine der Wachen nahm ihre Zügel. Lady Sherrine nickte. Ihre Lippen bewegten sich stumm, während ihre schrägstehenden Augen ununterbrochen auf Maurynnas blutüberströmtem Gesicht ruhten.
    Hinter dem Fackelschein erklang eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit, scharf und gefährlich wie ein Schwert.
    »Was, zu Gifnus neun Höllen, geht hier vor?« fragte Linden.

32. KAPITEL
     
     
    Linden ließ seine Eskorte auf der Straße zurück und lenkte seinen Wallach zwischen den braungold gewandeten Wachen hindurch, die den kleinen Vorhof der Vanadins füllten. Otter folgte direkt hinter ihm. Was taten Sherrines Männer hier? Ein Frösteln kroch Linden über den Rücken.
    Die Soldaten wichen aus dem flackernden Fackelschein zurück. Einer hielt Sherrines Zügel. Der Mann Heß sie fallen und trat eilig in die Dunkelheit, so daß Sherrine nun allein war.
    Sie wendete ihr Pferd und sah Linden an. Ihre Augen waren riesengroß. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden. »Das habe ich nicht gewollt«, flüsterte sie. »Wirklich, ich …«
    Linden gefror der Atem in der Brust. Maurynna war etwas zugestoßen. Und Sherrine war dafür verantwortlich. Er sprang aus dem Sattel.
    Sherrine war klug. Sie versuchte nicht, ihn aufzuhalten. Er lief an ihrem Pferd vorbei.
    Maurynna kniete auf dem Kopfsteinpflaster, blutverschmierte Hände vor eine Gesichtshälfte geschlagen. Noch während er sie betrachtete, sah er Blut über ihre goldenen Armspangen rinnen und zu Boden tropfen.
    Er stand da, wie zu Stein erstarrt. Er wagte es nicht, sich zu bewegen. Falls er es täte, würde er die Beherrschung verlieren und in seinem Zorn vermutlich jemanden umbringen. Sherrine hatte es gewagt, seine Seelengefährtin zu verletzen!
    Dann, mit einer Geschwindigkeit, die die Umstehenden ungläubig staunen ließ, war er an Maurynnas Seite. Behutsam nahm er sie aus Maylins Armen. Sie schmiegte sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter. Ihr Schluchzen war kaum zu hören.
    »O Götter«, sagte Otter von hinten. »Was ist passiert? Wer …«
    Maylin, ihr Gesicht weiß wie Salz, spie es auf thalnianisch aus: »Na, wer wohl? Natürlich die da auf dem Pferd, die Hexe mit dem Engelsgesicht! Sie kam einfach her, ohne Befehl des Palastes, nur mit ihren Soldaten im Schlepptau – und rief Maurynna heraus. Dann schlug sie Rynna mit der Peitsche übers Gesicht.« Sie deutete auf das Kopfsteinpflaster hinter ihm.
    Linden sah über die Schulter. Auf dem Kopfsteinpflaster lag eine Reitpeitsche mit einem kunstvoll geschnitzten Knochengriff. Blut klebte am Peitschenende. Angewidert und rasend vor Wut, sagte er: »Wachen, bringt eure Lady nach Hause. Lady Sherrine, Ihr werdet mich morgen in der vierten Stunde nach Sonnenaufgang in meiner Residenz aufsuchen. Geht.«
    Elenna kam nach vorne.

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