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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Ufer.
    »Aha«, rief er böse aus. Voller Abscheu packte er die Schöße seines verdreckten Umhangs und watete ins Wasser. Bis zur Brust schritt er hinein und erreichte die Tür; sein Gesicht war von Schmerz verzerrt, aber dennoch folgte der Magier seinem Vorgänger.
    Ganz zum Schluss erschien der nicht sehr groß gewachsene Magier des Wassers mit Namen Torn. Er tauchte aus den Wellen auf und lächelte zufrieden über das Chaos, das der Drachentöter angerichtet hatte; dann trat auch er auf die Bruchstelle zu.
    Das Wasser schloss sich über dem Brunnen und verschluckte die Tür, die bereits wieder hermetisch verschlossen war.

19
    Vermutlich war es kein Traum im eigentlichen Sinne des Wortes. Eher eine Art Ohnmacht. Viktor fiel lange ins Dunkel und kam schließlich von jenem Dämmerlicht umgeben wieder zu sich, das er schon aus seinen Alpträumen kannte.
    Viktor wunderte sich kein bisschen, als der Fresssack auftauchte. Verwunderlich war nur, dass er sich nicht wie bisher an der Küste wiederfand. Zum ersten Mal war Viktor geradewegs an den Fuß der Berge versetzt worden. Als wäre er von einer geheimen Kraft dorthin geschleppt worden. Die matten, durchsichtigen Hänge leuchteten von innen heraus, die Luft roch nach Schwefel und Benzin.
    Nein, bestimmt nicht. Sein Körper fühlte sich auf bekannte Weise leicht und fast trunken an. Weder Tel noch Loj waren zu sehen …
    Der Herr seiner Träume gab mit einem Blick auf Viktor ein zustimmendes Nicken von sich. Und dann sah er zu einem riesenhaften Krater hinüber, über dessen Öffnung eine dichte milchig-weiße Rauchwolke hing. Er flüsterte: »Die Zeit wird knapp. Ich wundere mich selbst, wie knapp …«
    Viktor antwortete nicht. Auch er blickte dorthin, wo sich die weiße Wolke über die Ränder aus durchsichtigem,
grauem Felsen schob. Der Rauch stieg in dicklichen weißen Schichten aus dem Trichter auf, breitete sich aus und streckte schmale Fühler nach allen Seiten aus, als wollte er die Umgebung sondieren. Einer dieser biegsamen weißen Fühler berührte auch Viktor … zuckte zaghaft und sprang zurück.
    »Der Brei ist fertig.« Der Fresssack hüstelte. Seine Stimme hatte einen träumerischen Klang angenommen, er sprach ein bisschen schleppend und langsam, wie ein verweichlichter Adeliger, der in Erinnerungen an seine Heldentaten auf dem gesellschaftlichen Parkett schwelgt. »Wie viel Kraft es gekostet hat! Nein, du würdest es nicht glauben … Der Auszug, ja, der ist schon lange her. In jenen Zeiten … du verstehst schon.«
    »Nein.«
    Der Fresssack warf ihm einen schnellen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Lüg nicht, du verstehst alles. Als sich der Blick der Menschen veränderte … als die Welten sich voneinander trennten. Glaubst du, dass das allen leichtfiel? Glaubst du, dass das Alte in Vergessenheit geriet? Mag es auch am Anfang so ausgesehen haben, als sei es für immer. Ach nein! Alles ist eng miteinander verbunden, Viktor.«
    Er wunderte sich nicht, dass der Fresssack seinen Namen kannte.
    »Wie viele Jahre, wie viele Jahrhunderte …« Wieder änderte sich der Ton des Fresssacks, diesmal nahm er einen melodischen, gemessen melancholischen Klang an. »Und immer ist es ein und dasselbe! Als damals die Magier fortgingen, das Ufer einnahmen und das Völkchen der Elfen zur Ordnung riefen – da hat sich nichts geändert! Ja, schön, es war ihre Zeit. Das verstehe ich! Aber man muss wissen,
wann sie abgelaufen ist! Neue Zeiten – neue Lieder! Oder nicht?«
    Viktor schwieg. Der weiße Rauch wallte immer dichter und dichter. Die Erde unter seinen Füßen zitterte leicht.
    »Herrscher und Sklaven, Helden und Hasenfüße, großartige Ritter und gemeine Verräter. Liebe und Hass, Gut und Böse …« Der Fresssack spuckte zu Boden. »Es reicht. Wie lange noch? Du, als du noch auf der Anderen Seite lebtest … ich weiß es, ich weiß alles, na, schau mich nicht so an! Weißt du noch, wie es da war? Sag selbst! Hast du an Märchen geglaubt?«
    »Nein.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich habe an nichts geglaubt.«
    »Genau darum geht es!« Der Fresssack verschränkte die Arme. »So kann es nicht mehr weitergehen, so nicht! Neue Zeiten brechen an, Viktor!«
    »Bist du sicher?«
    »Und wie!« Der Fresssack legte die Arme auf seinem Wanst zusammen. Zufrieden starrte er in den brodelnden Rauch. »Wenn du wüsstest, wie viel in die Sache investiert wurde, wie viel zusammengeklaubt, auf den Futterböden zusammengescharrt, bis zum Boden ausgekratzt wurde, noch das kleinste

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