Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Krümelchen.«
    »Ist da ein Drache drin?«, fragte Viktor.
    Der Fresssack schwieg, dann nickte er unwillig. »Er … ist aus der Heimat …«
    »Und alles für einen Krieg mit der Mittelwelt? Für eine Handvoll Magier, die sich sowieso gegenseitig ausrotten?«
    »Ein Drache ist kein Panzer, der gegen das Fußvolk vorrückt, Viktor. Ein Drache ist auch ein Symbol. Ein Zeichen. Der Inbegriff der Kraft. Es gab einmal eine Zeit, da glaubte
der Mensch an sich und war bereit, die ganze Welt herauszufordern … alle Welten. Diese Zeit ist vergangen. Ihr habt die Drachen selbst getötet. Aber ein heiliger Ort … bleibt nicht leer. Ihr seid jetzt natürlich ganz andere Menschen. Ihr könnt nachts sorglos über einen Friedhof gehen, eure Toten schlafen für immer. Und die Elektrizität ist für euch keine Erfindung der Gnome, sondern eine selbstverständliche Angelegenheit. Und eure Herrscher fürchtet ihr nicht, ihr verachtet sie nur. Ihr habt den Drachen in eurem Herzen verbrannt, Viktor. Für immer verbrannt.«
    »Wir alle?«
    »Das weiß ich nicht.« Die Stimme des Fresssacks wurde plötzlich weicher. »Manchmal denke ich, alle haben es getan! Niemand braucht sie mehr, jene Fähigkeit, ein Schwert zu erheben und gegen den Machthaber zu kämpfen. Na gut, dann ist sie eben beim Teufel! Wozu auch? Alle haben es doch schon verstanden: Auf dem Schlachtfeld ist der Krieger nicht allein, und dem Schicksal die Wahl zu überlassen ist eine scheußliche Sache; dann schon besser, sich im sicheren Grüppchen zusammenrotten, die Zähne fletschen, als Truppe durch die Gegend ziehen … Und sie stampfen und stampfen, jene … und wenn sie wieder fort sind, stehen die Häuser leer, die Herzen sind tot und die Städte brennen; und des Nachts schreien sie, wissen aber selbst nicht, warum … Sie haben keinen Drachen im Herzen, keinen Feind, gegen den sie ihr Schwert erheben könnten …«
    Der Fresssack hustete und fügte etwas verwirrt hinzu: »Schwert, das meine ich im übertragenen Sinn … du weißt schon.«
    »Aber wie ist euer Drache? Der Erschaffene Drache?«
    »Oho!« Der Fresssack drohte Viktor mit erhobenem Zeigefinger. »Da hast du was aufgeschnappt, hä? Hast also die
Weihen empfangen und ein paar Informationen eingeholt … Er wird anders sein, Viktor, vor allem anders. So einen fordert man nicht heraus, selbst wenn er einem widerwärtig ist. So einem dienen sie nicht aus Liebe und auch nicht aus Angst, sondern nur, um einen Moment lang im Einklang mit ihm zu sein!«
    Viktor lächelte nur.
    Der Fresssack atmete tief ein. »Du willst sagen, dass sich trotzdem welche finden werden, die gegen ihn sind, welche mit einem Drachen im Herzen?«
    »Ja.«
    »Aber sag mal …« Der Fresssack blickte Viktor neugierig ins Gesicht. »Sag, ist es einfach, einen Drachen zu töten?«
    »Es ist schwer. Man … man muss dafür beinahe selbst ein Drache sein.«
    »Richtig.« Der Fresssack nickte zustimmend. »Es ist keine einfache Aufgabe, die Verkörperung der Kraft zu sein. Man muss dem Drachen wenigstens ebenbürtig sein. Und was noch … hast du verstanden, was man noch braucht?«
    »Hass.« Das Wort kam Viktor schwer und gezwungen über die Lippen.
    »Genau!« Der Fresssack hob den Finger. »Man kann sagen, was man will, aber darin waren die Drachen unterlegen. Ihr Zorn war ungeheuerlich und ungestüm … aber vor der reinen Zerstörung fürchteten sie sich doch. Und sie liebten das Leben. Liebten es sehr …«
    »Und dieser hier?«
    Der Fresssack dachte nach. »Wie soll ich es am besten erklären … dass du es verstehst. Nimm eine Pferdeherde. Und dazu Wölfe. Das eine oder andere Tier werden sie reißen, und von dem einen oder anderen Tier bekommen sie einen Huf an die Stirn. Und jetzt nimm eine Schafherde und …«

    »Einen Hund.«
    »Natürlich. Er wird sie wohl hüten … aber Fleisch liebt auch er.« Der Fresssack lachte auf. »Nur ist der Hund den Schafen viel vertrauter als der Wolf. Es gibt weniger Blut, und sie fühlen sich in Sicherheit. Sollen die Schäflein nur immer an ihren Gräsern knabbern, damit sie Fett ansetzen. Und womit der Schäfer den Hund füttert, das geht das Schaf nichts an.«
    »Menschen sind keine Schafe.«
    »Denkst du?« Der Fresssack zuckte mit den Schultern. »Vielleicht siehst du mehr … aber ich bezweifle es. Wenn ein durchdringender Schrei ertönt …« Er holte tief Luft und plapperte mit dünner Stimme weiter: »Wie lange kann man so weitermachen? Immer das Gleiche, mit dem Schicksal kämpfen, sich

Weitere Kostenlose Bücher