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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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leicht wurde, alle Erschöpfung und Schmerz vergingen und seine Sicht sich klärte; ihm schien, dass sich an seinem Rücken Flügel entfalteten, die bereit waren, ihn in den Himmel zu tragen,
in einen anschwellenden, vor Blitzen klirrenden Himmel; jeden Augenblick würde unter Donnern und zuckenden Flammen ein blindmachender Regen niedergehen …
    Aber plötzlich wurde der Flammenstrom unterbrochen. Loj Iwer warf die junge Magierin zu Boden. Mit einem einzigen Hieb ihrer Krallen verpasste sie dem Mädchen vier tiefe Wunden auf der Brust, aus denen Blut quoll. Mit unweiblicher Stärke schleuderte Loj den zusammensackenden Körper beiseite.
    Viktors verzweifeltes »Nein!« kam viel zu spät.
    Und Tel glitt schon am Meeresufer entlang; mit gebieterischer Stimme forderte sie ihn auf: »Komm! Mir nach!«, und zwang Viktor, das unglückliche Opfer zurückzulassen. Er wandte sich der Brandung zu, die heftig, aber gleichmäßig dahinrollte, unbehelligt von dem am Ufer tobenden Sturm. Und mitten in den kochenden Wellen öffnete Tel die Tür.
     
    Ritor hätte niemals gedacht, dass der Drachentöter über solche Kräfte verfügte. Es war zum Verzweifeln. Keine Formel hatte es vermocht, den unerwartet starken Schutzwall des Mannes zu durchdringen. Oder wenigstens jene beiden zu erreichen, die sich an seiner Seite befanden.
    Im Städtchen herrschte völliges Chaos. Der Drachentöter schlug mit tödlicher Gewalt zu, mitleidlos, schonungslos. Ritor spürte den versengenden Hass dort vor ihm, den Hass, der zur Kraft geworden war. Grimmige Wirbelstürme entwurzelten jahrhundertealte Platanen und Zypressen. Eine Serie von Schlägen zerstörte Ritors Wall, und die Kraft von beinahe fünfzig Magiern wurde vollständig davon absorbiert, diesen blindwütigen Einfall aufzuhalten.
    Der wild gewordene Wind fegte Dächer von den Häusern, Ziegel formten wundersame rote Fächer in der Luft. Dachstühle
und Mauern stürzten ein, Fundamente barsten, unter den Trümmern wanden und krümmten sich die plötzlich außer Kontrolle geratenen Schutzformeln der Erde. Ritor fühlte Andrzej, der eben noch sein Feind gewesen war. Aber jetzt wäre der Magier der Luft sogar bereit, die Hilfe der Angeborenen anzunehmen.
    Der Drachentöter kannte die Grenzen seiner Kraft selbst nicht.
    Ritor hörte die schrecklichen Schreie derer, die lebendig begraben waren, das Weinen der Kinder, ihr Flehen um Hilfe – und er konnte nichts tun. Was ist los, Andrzej, was zögerst du noch, beißt du dir wieder einmal selbst die Zähne an deinen verworrenen Zauberformeln aus? Pfeif auf deine Weisheit, und gebiete deinem außer Kontrolle geratenen Element Einhalt!
    »Meister!«
    Asmund war bereits verletzt, über seine Wange lief Blut.
    »Ich halte ihn noch, Lehrer!«
    »Wo sind Solli, Sandra und Boletus?«
    »Sie kommen schon!«
    Den Magiern gelang es, eine Barrikade gegen die auf sie zustürmenden Formeln des Drachentöters zu errichten.
    »Zum letzten Mal, Freunde …«
    Sie mussten nichts wiederholen. Ihre Kräfte vereinigten sich.
    Und dieses Mal erwischten sie ihn beinahe. Ritor fühlte den Schrecken des Feindes, spürte dessen Schmerz und Verzweiflung … und genau darum gelang es ihm noch, »In Deckung!« zu rufen, als Schmerz und Angst des Drachentöters sich in Hass und damit in die tödlichste aller Waffen verwandelten und sich gegen die Urheber des Angriffs richteten.

    Der Gegenschlag war verheerend. Die unsichtbare Streitaxt des Drachentöters zerstörte beiläufig ein Haus in der Nähe, ehe sie auf die fünf Magier niederstürzte, ihnen die Luft aus der Brust presste und diese in eine Mischung aus Wasser und Sand verwandelte. Pflastersteinhagel prasselte auf Ritor und seine Gefährten herunter; der Zauberer sah, wie Solli blutüberströmt zu Boden fiel; wie Sandra mit verzweifelter Anstrengung einen Steinblock von Asmunds Rücken wälzte; wie sie selbst stürzte, unfähig, die schneidende Wasserpeitsche zu parieren; und wie Asmund röchelnd und Blut spuckend zusammenbrach und sich dabei an die Brust fasste.
    Ritor benötigte nur wenige Sekunden, um zu begreifen, dass der Kampf verloren war. Der Drachentöter hatte sie abgeschüttelt. Er war schon am Ufer und empfing die Kraft des Feuers.
    Solli war tot, tot war auch der hakennasige Eduljus; und Sandra befand sich im Schmerzschock, die ganze linke Seite war eine riesige Wunde, ihr Blut vermischte sich mit klebrigem Dreck; Asmund krümmte sich zu Ritors Füßen, fast alle seine Rippen waren gebrochen, aber

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