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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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unförmigen Körper des eisernen Ungetüms, saugte sich an seinen blutroten Längsseiten fest, und der Erschaffene Drache wurde von heftigen Krämpfen
geschüttelt. Seine Flügel schlossen sich mit einem Mal um den Körper, und er stürzte wie ein Stein abwärts, überschlug sich im Fall; und von seinem Gebrüll begannen die grauen Körper der Berge auf der Erde zu zittern.
    Du fällst, du bist am Ende!, wollte Viktor rufen.
    Jedoch, das Ungetüm aus der Welt der Angeborenen weigerte sich hartnäckig zu sterben. Wieder gewann sein Flug die alte Gleichmäßigkeit zurück. Wieder stützten sich seine riesigen Flügel auf die Luft. Und obgleich der Drachentöter die Weihe der Luft erlangt hatte, konnte er das Element nicht zwingen, vor den bleiernen Flügeln des Feindes zurückzuweichen, damit dieser wie ein Stein auf die spitzen Felsen tief unter ihnen stürzte …
    Der Drachentöter konnte nur hassen. Und vernichten. Im Angriff. Er war ebenso wenig fähig, etwas zu schöpfen, wie ein Wurm in der Lage war zu fliegen.
    Der Erschaffene Drache erhob sich wieder in die Lüfte. Seine Augen brannten vor bösartigem Hohn. Ich habe drei Schläge von dir eingesteckt, schien er zu sagen. Nun bin ich an der Reihe. Pass auf dich auf, Drachentöter!
    Was konnte ihm jetzt den Rücken stärken?, fragte Viktor sich. Der wahnsinnige »Lauf zum Meer«, die Weihen, die er ohne jedes echte Verständnis erlangt hatte? Was genau sollte er jetzt mit ihnen anfangen? Hier in dieser fremden, absurden Welt, wo er wie ein Spielzeug war, eine Marionette in den Händen kunstfertiger Puppenspieler? Und der geliehene Hass, konnte der ihm helfen? Ritor, ja, der hatte wahrhaftig gehasst …
    Der Erschaffene Drache näherte sich. Das triumphierende Geheul des Ungetüms schlug sogar die bedrohlichen Wolkenberge in die Flucht. Ein graues Himmelsgewölbe wurde sichtbar; die eisernen Kieferknochen wichen auseinander,
und eine Welle kochenden Pechs ergoss sich von oben auf Viktor.
    Er schrie auf.
    Sein Schrei entrang sich seinem Kehlkopf, brach hervor, als ob er sich selbst in die Kraft verwandelt hätte, die danach strebte, den Feind zu vernichten. Die Welt wurde dunkel; es schien, als fiele er, eingehüllt in eine rauchende Flamme, zur Erde; klebriges Feuer leckte über seine Schuppen und suchte nach einem Spalt.
    Wind, Wasser, Feuer! Zu Hilfe! Erde!
    Ein Sturzregen. Schrecklich, wenn der ganze Himmel sich in eine einzige Flut verwandelt. Aber auch die war nicht imstande, das klebrige Feuer aus brennbarem Pech zu löschen; endlich, zusammen mit dem Wind riss das Wasser die lodernde Hölle von Viktors Panzer.
    Mit einem Mal breitete sich unter ihm ein kleiner Wald gigantischer Gräser aus. Myriaden riesiger grüner Halme. Viktors glühender, gepanzerter Körper prallte mit ungebremster Kraft auf sie herab.
    Die Grasriesen federten seinen Sturz. Ihr grüner Saft wusch die Reste des giftigen Pechs ab, das ihn stark an Napalm erinnerte.
    Viktor hatte wieder seine alte Gestalt angenommen, er stand da, die Hand am Schwertgriff. Und am Himmel segelte stolz der Erschaffene Drache.
    Dein Hass ist zu schwach, Drachentöter. Das ist nicht deine Welt.
    »Was ist?« Viktor wunderte sich nicht, als er die Stimme des Fresssacks an seinem Ohr vernahm. »Ist was schiefgelaufen? Na ja, es musste schieflaufen.«
    Das grüne Dickicht starb vor seinen Augen dahin, die gigantischen Halme lösten sich in graue Asche auf.

    »Mit den Elementen richtest du hier nichts aus«, sagte der Fresssack zufrieden. »Unser Drache, sieh nur, da kreist er … Und du, Viktor, bist schon am Ende deiner Kräfte. Was glotzt du so? Glaubst du mir nicht? Dann versuch es doch noch mal, flieg auf. Oder spuck Feuer. Das bringt alles nichts. Denn du bist nur dem Namen nach der Drachentöter. Du hast viele Zweifel.«
    »Weil ich noch nicht alle Weihen durchlaufen habe. Und die Dracheninsel«, krächzte Viktor. Merkwürdigerweise war er unversehrt, das klebrige Feuer hatte nicht die kleinste Verbrennung hinterlassen. Nur eine heftige Schwäche war zurückgeblieben; er hatte das Gefühl, wenn der Fresssack ihn jetzt anpusten würde, flöge er davon wie das schwerelose Knäuelchen eines Pappelflaums.
    »Nein.« Der Fresssack schüttelte den Kopf. Er winkte dem Erschaffenen Drachen. »Das nützt auch nichts … obwohl du natürlich dorthin gelangen kannst. Dein Mädelchen wird dich schon hinführen. Mit ihr hast du Glück gehabt … sie ist geschickt. Aber dann auf der Insel …« Er seufzte mitfühlend.

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