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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wie es nur seine ungeschickten Klauen gestatteten …
    Und mit jedem Quentchen Kraft, das ihm noch verblieben war, trieb er die abgebrochene Hälfte der geknickten Lanze dem Unhold tief mitten in den nun über ihm liegenden Leib.
    Der riesige Körper bäumte sich auf und erzitterte. Ein wildes Kreischen brach aus dem Idiotenmund neben Jims Ohr. Der Unhold ließ Jim los, taumelte nach hinten hoch, kam schwankend auf die Beine und überragte Jim so, wie das steinerne Gebäude sie beide überragte.
    Wieder schrie der Unhold, stolperte umher wie ein Betrunkener, tastete ungeschickt nach dem abgebrochenen Lanzenende, das aus seinem Leib herausragte. Er riß an dem Schaft, kreischte wieder; senkte seinen unnatürlichen Kopf und schnappte danach wie ein verwundetes Tier. Die Lanze splitterte zwischen seinen Zähnen. Langsam, wie ein schlechter Schauspieler in einem alten Film, rollte er auf die Seite und zog wie im Kampf die Beine an. Ein allerletzter Schrei wurde durch ein Gurgeln in seinem Halse erstickt; schwarzes Blut rann ihm aus dem Mund. Er lag still.
    Unsicher rappelte Jim sich hoch und blickte sich um. Seltsamerweise zogen sich jetzt die Nebel vom Damm zurück, und das schwache Licht des späten Nachmittags dehnte sich weit über den felsigen Abhang, den Turm darüber, die klare Ebene darunter. Im rötlichen Licht sah Jim, daß der Wurm tot war, buchstäblich entzweigehauen. Aragh lag grinsend da, mit einer Schiene an seinem gebrochenen Bein. Brian, in blutiger, verbeulter Rüstung, stützte sich erschöpft auf sein verbogenes Schwert. Er war nur ein paar Schritte von Carolinus entfernt. Dafydd lag am Boden, sein Hemd war ihm halb vom Leibe gerissen, eine Harpyie bedeckte weit ausgestreckt, bewegungslos seine Brust. Danielle stand über ihm, immer noch einen Pfeil auf der Sehne ihres eigenen Bogens schußbereit. Als Jim sie ansah, senkte sie langsam die Waffe, warf sie beiseite und ließ sich neben dem Waliser nieder.
    Ein wenig weiter entfernt hob Secoh gerade seinen blutigen Kopf von den unbeweglichen, ineinander verbissenen Körpern Smrgols und Bryaghs. Der Teichdrache starrte Jim benommen an. Mühsam ging Jim zu ihm hinüber.
    Er blickte auf die beiden riesigen Drachen nieder und sah, daß Smrgol seine Kiefer in Bryaghs Kehle geschlagen hatte. Das Genick des jüngeren Drachen war gebrochen.
    »Smrgol…«, krächzte Jim.
    »Nein …«, ächzte Secoh. »Hat keinen Sinn! Es ist vorbei mit ihm… Ich habe ihm den anderen zugetrieben. Er bekam ihn zu fassen – und dann ließ er nicht mehr los…« Der Teichdrache brach in Schluchzen aus und senkte den Kopf.
    »Sie haben alle tapfer gekämpft«, krächzte eine fremde, mißtönende Stimme.
    Jim wandte sich um und erblickte neben seiner Schulter den Ritter. Brians Gesicht war so weiß wie Meerschaum unter dem jetzt unbedeckten, zerzausten braunen Haar. Sein Gesicht schien über den Knochen eingeschrumpft zu sein, er sah aus wie ein alter Mann. Er schwankte.
    »Wir haben gesiegt«, sagte Carolinus. »Aber um welchen Preis!«
    Er wandte sich Danielle zu. Jim und der Ritter begleiteten ihn. Sie war immer noch neben Dafydd; aber sie hatte die Harpyie von seinem Oberkörper weggezogen und auch die Fetzen seines Hemds entfernt. Brians Helm, jetzt mit Wasser gefüllt, das sie aus den Pfützen neben dem Damm geholt hatte, stand neben ihr, und sie wusch sanft ein rotes Rinnsal ab, das von Dafydds Halsgrube über seine linke Schulter bis zu den mittleren Rippen lief.
    Jim, der Zauberer und der Ritter stellten sich zusammen zu den beiden. Ohne Hemd wirkte Dafydds Oberkörper doppelt so mächtig wie angekleidet. Für einen Bildhauer war dieser Brustkorb eine Entdeckung: die Schultern waren zurückgezogen, gerade, und hatten unglaublich breite Knochen, dicke Muskelstränge zogen sich quer über den hageren Rumpf des Bogenschützen von der Brust zum Bauch, wie von einem Anatomen für ein Vorführmodell geformt. Aber jetzt war der Körper schlaff und bewegungslos.
    »Wirklich«, sagte Dafydd zu Danielle, so schwach, daß ihn die drei Zuschauer nicht hätten verstehen können, wäre nicht jetzt um sie her völlige Stille gewesen. »Ihr verlangt das Unmögliche. Wie der Zauberer sagte, ist der Biß tödlich, und ich fühle den Tod in mir.«
    »Nein«, sagte Danielle und hupfte die zerfetzte Schramme ab, die die Zähne der Harpyie ihm zugefügt hatten.
    »Aber es ist so«, beharrte Dafydd, »auch wenn ich wünschte, daß es anders wäre, weil ich Euch nämlich liebe. Aber zu jedem

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