Drachenritter 02 - Der Drachenritter
Euch zeigen könnt, ohne Euch in Gefahr zu begeben, und daß Ihr Malvinnes magischem Doppelgänger entgegentretet.«
»Ich kann es gar nicht erwarten«, sagte der Prinz mit zusammengekniffenen Augen und ineinander verkrampften Händen, »meinem Doppelgänger mit der Waffe in der Hand gegenüberzutreten.«
»Wenn alles gutgeht, werdet Ihr das auch, Hoheit«, sagte Jim, »aber solange wir unsere Männer nicht bei uns haben, wäre es zu gefährlich, wenn Ihr Euch zeigen würdet.«
»Was schlagt Ihr also vor, Sir James?« fragte der Prinz.
»Haltet Euch hier verborgen, Hoheit«, antwortete James. »Ich habe mir die Kapelle genau angesehen. Es gibt nur einen freien Zugang, der gerade breit genug ist für einen Mann. Es handelt sich dabei um ein ehemaliges Seitenschiff, und der Gang endet vor einem Steinhaufen, der zu einem noch erhaltenen Teil des Dachs hochführt. Wie es scheint, geht es von dort aus nicht mehr weiter. Tatsächlich aber läßt sich einer der unteren Steine leicht von einer Person entfernen. Hinter der ehemaligen Rückwand der Kapelle befindet sich ein Loch. Wenn Ihr Euch am hinteren Ende des Seitenschiffs aufhaltet, könnt Ihr mühelos durch das Loch schlüpfen und den Stein hinter Euch wieder einsetzen, falls jemand in die Kapelle kommt. Oder bleibt an Ort und Stelle, wenn jemand draußen ist, aber laßt Euch bloß nicht blicken. Aragh, der sich auf keinen Fall unter Menschen begeben sollte, und Sir Raoul können zu Eurem Schutz hierbleiben.«
»Ich glaube, ich weiß etwas Besseres, Sir James«, sagte Sir Raoul.
Jim und die anderen wandten sich zu dem französischen Ritter um.
»Ich kann mich unter die französischen Abteilungen mischen, deren Anführer mich nicht persönlich kennen«, sagte Raoul. »Auf diese Weise würde ich eine Menge über die Absichten König Jeans und seiner Streitkräfte in Erfahrung bringen. Es könnte sein, daß Ihr diese Informationen brauchen werdet.«
»Ich weiß nicht, Sir Raoul«, wandte Jim skeptisch ein. »Der Prinz braucht Schutz, und Aragh kann es zwar mit mehreren leichtbewaffneten Menschen aufnehmen, nicht aber mit Bogen- oder Armbrustschützen.«
»Ich werde schon überleben«, sagte Aragh. »Und falls nicht, dann sollte mich der Tod eben hier ereilen und nicht anderswo.«
»Laßt Sir Raoul gehen«, sagte der Prinz mit einem Unterton von Geringschätzung. »Allerdings sollte einer von Euch mir auf jeden Fall seinen Schwertgurt samt Schwert überlassen. Es gehört sich nicht, daß ein Angehöriger des Königshauses und ein Plantagenet unbewaffnet ist.«
Seine Bitte löste allgemeines Unbehagen aus. Keinem der Anwesenden, am wenigsten aber den Rittern, behagte die Vorstellung, sich von seiner wichtigsten Waffe zu trennen. Andererseits fiel es ihnen schwer, dem Prinzen etwas abzuschlagen – vor allem aber Brian und Giles. Keiner von beiden trug die goldenen Sporen, die Zeichen der Ritterschaft waren; und abgesehen von den Sporen waren es das Schwert und der Schwertgürtel, die sie als Männer von Stand auszeichneten. Für Raoul – falls er denn überhaupt bereit gewesen wäre, sein Schwert einem englischen Prinzen zu überlassen – hätte es einen schwerwiegenden Nachteil bedeutet, wenn er sich nur mit einem Dolch bewaffnet unter die französischen Streitkräfte gemischt hätte, um Erkundigungen einzuholen. Für Brian und Giles – und übrigens auch für Jim – wäre es nicht ganz so heikel gewesen, auf ihr Schwert zu verzichten. Gleichwohl kamen sie um die Tatsache nicht herum, daß sie kein Schwert für den Prinzen erübrigen konnten, wenngleich sie seine Bitte eigentlich nicht abschlagen konnten.
»Ich wüßte vielleicht einen Ausweg«, meinte Dafydd leise. »Ich hole meine Ausrüstung und bin gleich wieder da.«
Bevor ihn jemand fragen konnte, was er damit eigentlich meinte, war er auch schon verschwunden. Kurz darauf kam er mit einem langen Bündel zurück, und als er die Umhüllung entfernte, kam nicht nur ein Ritterschwert, sondern auch ein juwelenbesetzter Schwertgürtel zum Vorschein.
»Dieses Schwert steht einem Ritter von Rang wohl an«, sagte der Prinz mißtrauisch. »Aber woher habt Ihr es?«
»Ein ehemaliger Gouverneur Eures königlichen Vaters aus der walisischen Marsch«, antwortete Dafydd, »beschloß irgendwann, ein Turnier zu veranstalten. Und er verfiel darauf, daß es für das englische Publikum unterhaltsam und für die Waliser unter ihnen lehrreich sei, zu sehen, wie drei englische Ritter mit Lanzen und in voller Rüstung
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