Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
verständlicherweise begierig gewesen, so viel wie nur möglich von diesem rauhen Spiel von Brian zu lernen. Tatsache war, daß er wegen seines Wohnortes bisher nie Gelegenheit gehabt hatte, an einem Turnier teilzunehmen. Diese Kampfspiele waren an der Grenze nicht üblich.
Brian sprach nun über die anderen, die sie beim Grafen treffen würden. John Chandos würde als Teil des prinzlichen Gefolges zugegen sein. Dieses Gefolge würde groß sein, und daher war es für Brian und Geronde - und nun auch für Jim - eine Frage der Höflichkeit, die Anzahl ihrer eigenen Gefolgsleute gering zu halten. Es mußte genau abgewogen werden, wie viele Männer erforderlich waren - um Staat zu machen und eine sichere Reise zu gewährleisten. Der Graf würde ohnehin mehr Leute versorgen müssen, als mühelos zu verkraften waren. Auch die Gefolgsleute seiner Gäste würden während der zwölf Weihnachtstage etwas zu essen und ein Dach überm Kopf benötigen.
»...da Lady Angela und Geronde noch nicht zurück sind«, fuhr Brian fort und senkte die Stimme, bevor er einen Blick auf die Tür warf, durch die die beiden Genannten kommen würden, »würde es Euch vielleicht interessieren, von der Reise nach Glastonbury zu hören, die ich erst vor anderthalb Monaten unternommen habe.«
»Aber ja ...«, sagte Jim.
»Geronde war bei mir, aber von einigen der unbedeutenderen Dinge, die sich unterwegs ereignet haben, hat sie nichts bemerkt«, erklärte Brian. »Der Zufall wollte, daß die Gattin des Gastwirts im ersten Gasthaus, das wir besuchten, keinen unerfreulichen Anblick bot. Ich habe ihr selbstverständlich kaum Aufmerksamkeit geschenkt; und natürlich war Geronde bei mir. Daher gingen wir auf unser Zimmer und aßen dort. Aber während Geronde früh zu Bett ging, litt ich an Schlaflosigkeit, erhob mich wieder und ging auf einen Tropfen Wein und in der Hoffnung auf ein wenig Gesellschaft hinunter. An diesem Abend war noch ein Ritter in dem Gasthaus...«
Sir Brian erzählte mit leiser Stimme weiter, und Jim wurde schon bald offenbar, worauf die Sache hinauslief: Jener andere Ritter hatte ebenfalls bemerkt, daß die Gastwirtin keinen unerfreulichen Anblick bot, und war irgendwie auf den Gedanken - den natürlich vollkommen irrigen Gedanken - gekommen, daß Sir Brian dies ebenfalls bemerkt hatte.
»...Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Bursche auf so einen Gedanken gekommen sein will...«, meinte Brian.
Der Gedanke war natürlich, wie Brian immer wieder betonte, vollkommen aus der Luft gegriffen.
Schließlich war er mit Geronde dort und konnte keine andere Frau ansehen, die in der Nähe war. Aber die Vorstellung dieses anderen Ritters entwickelte sich offensichtlich zu einer fixen Idee, und die Dinge näherten sich dem Punkt, an dem die beiden Männer drauf und dran waren, das Gasthaus zu verlassen, um das Thema mit ihren Schwertern zu erörtern.
»...es wurden Worte gewechselt, müßt Ihr verstehen«, sagte Brian nun, »die ein Edelmann nicht übergehen kann. Daher hatte ich keine andere Wahl, als mich genauso bereitwillig dem Schwerterspiel zu stellen wie er. Nun, um eine lange Geschichte kurz zu machen ...«
Aber es war bereits zu spät, um eine lange Geschichte kurz zu machen. In diesem Augenblick traten Angie und Geronde durch die Eingangstür, die sowohl Jim als auch Brian aus den Augenwinkeln beobachtet hatten. Die beiden Frauen kamen an den lisch und setzten sich zu ihnen - und beide trugen sie diesen kaum wahrnehmbaren Ausdruck geheimer Selbstzufriedenheit, der für gewöhnlich darauf schließen ließ, daß irgendeine Angelegenheit geregelt war und einen Punkt erreicht hatte, jenseits dessen niemand mehr noch etwas an den Dingen ändern konnte.
»Nun, nun!« unterbrach Brian sich selbst mit ziemlich lauter, munterer Stimme. »Wir sind wirklich froh, Euch zu sehen, meine Damen! Es war richtig einsam ohne Euch, nicht wahr, James?«
»Ja«, antwortete Jim. »O ja, wirklich.«
Brian kippte den letzten Wein in sein Glas und setzte sich aufrecht hin.
»Hm, na ja«, sagte er. »Hier sitzen wir; die Frühmette liegt längst hinter uns, und bis zur Terz ist es nicht mehr allzu lange. Wenn wir nicht bald aufbrechen, wird es Mittag sein, bevor wir uns versehen. Wir müssen in der Priorei von Edsley übernachten, wenn wir am Tag des heiligen Thomas beim Grafen ankommen wollen. Und wenn wir bis dahin nicht dort sind ... es schaudert mir bei dem Gedanken, welche Quartiere im Haus dann noch für uns übrig sein werden. Also, auf die
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