Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
Brians Männern, dessen Name Jim im Augenblick nicht einfallen wollte -, bevor er sein Pferd schlitternd vor ihnen zum Stehen brachte. »Wir hörten abseits der Straße rechts von uns ein Geräusch. Alfred, der der Sache auf den Grund ging, stellte fest, daß man ein kleines Stück weiter, wo ein Weg auf unsere Straße stößt, einer Reisegruppe aufgelauert und die Reisenden ermordet hatte. Er kam zu uns zurück, um uns zu berichten. Dann bin ich hingeritten, und schließlich haben wir dieses Geräusch wieder gehört, das uns durch Mark und Bein ging - das Geräusch, das wir schon zuvor gehört hatten, wie das Piepsen eines Vogels -, aber es war niemand mehr am Leben, niemand, der ein solches Geräusch hätte von sich geben können. Die Toten waren ein Edelmann von höherem Alter, eine junge Dame, zwei gemeine Frauen und acht Bewaffnete. Alle erschlagen und ausgeraubt.«
Angie und Geronde, die dicht hinter Jim und Brian geritten waren und sich bis zu diesem Augenblick angeregt unterhalten hatten, drängten nun ihre Pferde nach vorn.
»Beschreibt mir noch einmal dieses Geräusch!« befahl Angie.
»Wie ich schon sagte, Mylady«, erwiderte der Bewaffnete. »Es war wie das Piepsen eines Vogels, aber kein lebendiges Wesen...«
»Ich möchte mir das ansehen!« sagte Angie.
Sie und Geronde drängten ihre Pferde an Jim und Brian vorbei und ritten die Straße hinunter.
»Wartet! Verdammt!« schrie Brian und setzte sein Pferd in Bewegung; Jim war nur eine halbe Sekunde langsamer als er. »Ich bitte um Vergebung, meine Damen, aber bitte bleibt, wo Ihr seid.«
Brian und Jim hatten sie mittlerweile eingeholt. Die beiden Frauen hielten an, und Brian drehte sich im Sattel um, um den Knappen und Bewaffneten hinter sich etwas zuzurufen. Mit einem guten Dutzend bewaffneter Männer, die Angie und Geronde folgten und sie abschirmten, ritten Jim und Brian voraus. Sie folgten den Bewaffneten, die die Botschaft gebracht hatten, die Straße entlang in den Wald hinein und kamen an den Ort, von dem der Bewaffnete berichtet hatte.
Dort saß einer der Bewaffneten des Spähtrupps - in dem Jim nun mit ein wenig Verspätung den gerade erwähnten Alfred erkannte - auf seinem Pferd; er sah wie ein Wächter aus, der den Schauplatz des Grauens hütete. Nicht nur menschliche Leichen, sondern auch tote Pferde lagen auf dem schneebedeckten Boden.
»Habt Ihr es noch einmal gehört - dieses Piepsen?« rief Angie, sobald sie auf die Lichtung kamen.
Der wartende Bewaffnete drehte sich zu ihr um.
»Dreimal, Mylady«, sagte er. »Es hielt eine ganze Weile an - so lange, wie man braucht, um den Anfang eines Vaterunser zu beten. Ich war gerade bis >Pater noster qui est in coelis< gekommen...«
»Wann habt Ihr es das letzte Mal gehört?«
»Erst vor wenigen Augenblicken, Mylady. Aber hier ist niemand, der noch lebt.« Alfred warf einen abergläubischen Blick auf die Leichen um ihn herum.
Es war tatsächlich eine Szene, an die sie sich ihr Lebtag erinnern würden, und das keineswegs mit Gefühlen, die auch nur im entferntesten erfreulich genannt werden konnten.
Der Weg, auf dem die ermordeten Reisenden gekommen waren, war kaum mehr als ein Pfad durch die Bäume, kenntlich durch die Hufabdrücke ihrer Pferde.
Am Ort des Gemetzels weitete sich dieser Weg zu einer Lichtung von ungefähr dreißig Metern Länge und bis zu einer Breite von etwa fünfzehn Metern; ringsum standen Bäume dicht an dicht. Die Angreifer hatten sich nur wenige Meter von jenen entfernt verstecken können, auf die ihre Pfeile zielten.
»Alles mal herhören!« rief Angie. »Wenn wir dieses Piepsen noch einmal hören, möchten wir wissen, woher es kommt.«
Ihre Stimme klang angespannt. Jims Gedanken konzentrierten sich jedoch weniger auf das mysteriöse Geräusch als auf die Szenerie selbst. Die schwarzen Stämme und Äste der blattlosen Bäume, der graue spätnachmittägliche Himmel über ihnen und das tote Weiß des Schnees verliehen dem Ganzen etwas von einem surrealistischen Gemälde.
Es war offensichtlich, daß die meisten Reisenden von den Pfeilen sofort getötet worden waren; man hatte mit Langbögen aus kürzester Entfernung, aus dem dichten Gebüsch und von den Bäumen in der unmittelbaren Umgebung auf sie geschossen. Jim sah, daß die Schäfte mühelos durch die Lederwämse der Bewaffneten gedrungen waren, die sie auf größere Schußweiten wahrscheinlich geschützt hätten.
Die Bewaffneten waren nur zu acht gewesen - eine kleine Schar von Beschützern, wenn man
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