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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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andere. Auch wenn er bei Turnierkämpfen keine herausragenden Leistungen...«
    Er hatte keine Zeit, seinen Satz zu beenden, denn in eben diesem Augenblick trafen die beiden gegnerischen Ritter mit dem gewohnten Krachen und Brechen der Lanzen aufeinander.
    Wie durch ein Wunder hatte Mnrogar Sir Bartholomews Schild mit seinem Speer genau in der Mitte getroffen, wie es sich gehörte. Und wie der Ritter vor ihm wurde Sir Bartholomew aus dem Sattel katapultiert, fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Wie zuvor brauchte Mnrogar zwanzig oder dreißig Meter, um das Wildschweinpferd zum Stehen zu bringen und zu wenden. Dann ritt er zurück, wiederum ohne auch nur einen Blick auf seinen gefallenen Gegner zu werfen.
    Als Sir Murdoch vom Pferd geworfen wurde, war die Menge in zorniges Brüllen ausgebrochen. Dasselbe Brüllen war auch jetzt zu hören, obwohl es diesmal mit einem gewissen Stöhnen durchmischt war.
    Ob diese Dinge lediglich Entsetzen über Sir Bartholomews Sturz verrieten oder über die Wucht, mit der er aus dem Sattel gerissen worden war, konnte Jim nicht ausmachen. Jedenfalls ritt Mnrogar zu seinem Ende der Schranke zurück, und Angie führte ihn und das Wildschweinpferd wieder ins Zelt. Dort angekommen, hielt Mnrogar sein Roß mit brutaler Gewalt im Zaum. Dann stieg er wie zuvor aus dem Sattel, hockte sich auf den Boden, nahm den Helm ab und blickte ins Nichts.
    »Ich schäme mich beinahe«, sagte Brian mit nachdenklicher Stimme, »einen Anteil daran gehabt zu haben, daß zwei so gute Ritter so mühelos aus dem Sattel gehoben wurden, auch wenn man keinen von beiden eine große Lanze nennen kann. Wie Ihr bereits angedeutet habt, James, es ist das Gewicht des Trolls und seines Reittiers, die Mnrogar einen solchen Vorteil verschaffen. Wahrlich, wenn ich beiseite stünde und urteilen müßte, würde ich bei dem, was ich weiß, erklären, es hätte sich um unehrliche Siege gehandelt, erzielt mit unwürdigen Mitteln.«
    Brians Tonfall war nicht gerade erregt zu nennen, aber Jim hörte aus seiner Stimme deutliche Zeichen der Selbstanklage.
    »Es geschieht für einen guten Zweck, Brian, vergeßt das nicht«, erwiderte er.
    »O ja. Das sage ich mir auch immer wieder«, antwortete Brian. »Aber dennoch wünschte ich, es hätte einen anderen Weg zu diesem Ziel gegeben.«
    Jim warf einen Blick auf Mnrogar, der nach wie vor auf dem Boden des Zelts hockte. Aber der Troll schien ihr Gespräch mit derselben Gleichgültigkeit aufzunehmen wie die Niederlagen seiner gefallenen Gegner.
    Brians Blick war dem Jims gefolgt.
     »Aber natürlich bedeutet das für ihn überhaupt nichts«, sagte Brian grimmig. »Für Kreaturen wie ihn ist der Sieg in einem Turnier wie das Fällen eines Baumes für einen Waldarbeiter. Eine notwendige Arbeit, nicht mehr. Er hat keine Vorstellung von Ehre und Mut.«
    »Es ist ein wenig unfair, so etwas von ihm zu erwarten, meint Ihr nicht auch, Brian?« gab Jim zu bedenken. Er hätte nie damit gerechnet, daß er den Troll eines Tages verteidigen würde. Aber seit Mnrogars wildem Gefühlsausbruch bei dem Gedanken, verlieren zu können, wofür er fast zweitausend Jahre gekämpft hatte, konnte Jim nicht umhin, dem Troll Gefühle zuzubilligen. »Vielleicht würde er genauso reagieren wie wir -nur auf andere Dinge, denen wir keine Bedeutung beimessen würden.«
    Brian wandte den Blick von dem Troll ab.
    »Da habt Ihr zweifellos recht, James«, erwiderte er, »aber ich habe während all der Jahre, in denen ich die Kunst der Lanze erlernt habe, zu viele Male auf der Verliererseite gestanden, um mir Gedanken darüber machen zu wollen, was diese Dinge sein könnten.«
    Plötzlich erscholl vom anderen Ende der Schranke abermals eine Trompete.
    »Was ist das? Etwa eine ehrlose Geste von der anderen Seite?« sagte Brian und hob ruckartig den Kopf. »Ein neuer Gegner, und das so bald? Sie wollen anscheinend nur allzu schnell den nächsten Ritter in den Kampf schicken, solange Mnrogar und dessen Pferd noch atemlos und erschöpft von ihrem letzten Waffengang sind. Ich gebe Euch den guten Rat, unseren Antwortruf so lange hinauszuzögern, wie es Euch notwendig erscheint, James. Es wird denen da oben auf den Tribünen recht geschehen, eine Weile auf ihren Händen zu sitzen und sie warm zu halten, während der Troll und sein Pferd wieder zu Atem und Kraft kommen.«
    »Ich glaube nicht, daß das notwendig ist, Brian«, sagte Jim, der erst Mnrogar, dann das Wildschweinpferd ansah. »Mnrogar benimmt sich, als hätte er lediglich

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