Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
alte Garnoch ist auf den Klippen geblieben, weil ihm sein Rheumatismus zu schaffen macht; und Tanjara stand kurz davor, ihr Ei zu legen. Alle hier wollen wissen, wann wir den kleinen Prinzen zu sehen bekommen.«
»Das kann ich Euch noch nicht sagen«, antwortete Jim. »Diese Frage ist nämlich gar nicht so einfach zu beantworten. Zuerst muß ich Euch etwas erklären -können mich alle hier hören? Sind alle Cliffsider nahe genug, um mich zu hören?«
In der Menge um ihn herum erhob sich ein allgemeines »Ja«; in den tiefen Baßstimmen der Drachen schwang ein Hauch von Schroffheit mit.
»Mylord«, sagte Secoh tadelnd, »Ihr wißt, wie gut wir Drachen hören.«
»Natürlich. Verzeiht mir«, sagte Jim. »Nun, wie dem auch sei, ich will Euch jetzt erklären, wie es weitergeht. Ihr werdet alles hören können, was Angie und ich und die Zuschauer des Stücks reden.«
»Des Stücks? Was für ein Stück?« fragten mehrere Stimmen in einer Vielfalt verschiedener Tonarten.
»In der Tat wird das für Euch alle ein großes Vergnügen sein«, antwortete Jim. »Angie wird den Anfang machen und eine Geschichte erzählen, und ich möchte, daß Ihr genau zuhört. Ich glaube, die Geschichte wird Euch gefallen. Es geht um den kleinen Prinzen und den Drachen, nur daß die Geschichte diesmal so erzählt wird, wie man sie von Anfang an erzählt hat. So wie sie beim allerersten Mal erzählt wurde, damit alles seine Richtigkeit hat. Das würde Euch doch gefallen, oder?«
Es erhob sich ein allgemeines Gemurmel tiefer Zustimmung.
»Wenn Ihr wollt«, sagte Jim, »könnt Ihr ruhig noch näher kommen und ebenfalls zuschauen. Mit Hilfe von Magie und mit Leuten, die genau das tun, was die Leute in der Geschichte auch getan haben, werden wir etwas machen, das wir eine >Aufführung< nennen. Man bezeichnet so etwas auch als ein >Spiel<; es ist so, als würdet Ihr die Geschichte tatsächlich so sehen, wie sie sich seinerzeit abgespielt hat.«
Diesmal nahm das beifällige Gemurmel eine Lautstärke an, die Jim zusammenzucken ließ. Er vermutete, daß Angie und die Bewaffneten auf ihrer Lichtung es ebenfalls hören konnten.
»Aber Ihr müßt sehr leise sein, und Ihr müßt dafür sorgen, daß niemand Euch sieht«, warnte Jim die Drachen.
Die Antwort war ein Stimmengewirr, das ihm versicherte, man würde sie nicht sehen können und sie würden so leise sein wie Frettchen, Mäuse, Schlangen, Geister... und eine Reihe anderer Beispiele von Geschöpfen, die besonders für ihre Lautlosigkeit bekannt waren.
»Gut!« sagte Jim.
»Aber was ist mit diesen Trollen, Mylord?« wollte Secoh wissen. »Sollen wir etwas gegen diese Trolle unternehmen? Wir könnten ein paar von ihnen in Stücke reißen und die anderen vertreiben.«
»Nein, ich glaube, das ist nicht nötig, Secoh«, antwortete Jim. »Sie haben schließlich ihre eigenen Sitten, und es ist nur recht und billig, wenn wir sie sich selbst überlassen. Außerdem machen sie uns im Augenblick keine Schwierigkeiten, und ich glaube auch nicht, daß es soweit kommen wird. Es geht hier lediglich um den Troll, der unter der Burg des Grafen lebt und der von Zwillingstrollen herausgefordert werden soll.«
»Ah, ein Kampf!« rief Secoh glücklich, und ein Summen erfreuter Erregung lief durch die Reihen der Drachen hinter ihm. So sehr die Drachen Trolle verachteten, war es ihnen für gewöhnlich doch bei weitem lieber, einem Kampf zuzusehen, als selbst in einen verwickelt zu werden.
»Nun denn, Secoh«, sagte Jim. »Angie wird bald nach den Gästen schicken, das heißt, die Dinge werden jetzt sehr schnell ins Rollen kommen.«
»Vielen Dank, Mylord«> sagte Secoh.
Jim machte sich auf den Weg, und die Drachen hinter ihm debattierten sogleich leise darüber, wie es wohl sein mochte, sich ein Stück anzusehen oder einem Trollkampf beizuwohnen. Jim ging mit langen Schritten zurück durch den Wald, und als er um eine dickleibige Eiche herumging, die ihm im Weg stand, wäre er beinahe mit Carolinus zusammengestoßen.
»Carolinus!« sagte er und sah den Magier verwundert an. »Ihr seid fast genauso schlimm wie Aragh.«
»So etwas sagt ein Lehrling nicht zu seinem Meister!« gab Carolinus ernst zurück. »Ich bin nicht jemand, der genauso schlimm ist wie andere. Andere dürfen vielleicht hoffen, genauso gut zu sein wie ich - wahrscheinlich aber ohne jede Aussicht auf Erfolg.«
»Natürlich«, erwiderte Jim. »Ach übrigens, vielen Dank, daß Ihr Angie die Tribünen herbeigezaubert habt.«
»Ach das«, sagte
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