Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
ich an dieser Weihnachtsfeier teilnehmen mußten, bin ich mit allen Widrigkeiten hier bestens allein fertig geworden; und ich kann das hier auch ohne Eure Hilfe zu Ende bringen!«
»Das will ich doch stark hoffen, mein Junge«, sagte Carolinus und verschwand.
Jim konnte nur noch den Schnee anstarren, die blattlosen Bäume und den sich immer schneller rötenden Himmel, während sich die Sonne langsam dem Horizont zuneigte.
Er schüttelte die Gefühle ab, die ihn in ihrem Bann hielten, und stapfte zu Angie zurück.
»Ich habe bereits einen der Bewaffneten ausgesandt, um die Gäste herbeizuholen. Wenn du einen Blick auf die Tribünen werfen willst, wirst du sehen, daß einige bereits angekommen sind«, sagte Angie, als Jim sie schließlich erreichte. »Einige Ritter wie Sir Harimore haben nicht einmal darauf gewartet, daß wir sie gerufen haben. Ist dir aufgefallen, wie dunkel es schon wird? Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie wir an Licht kommen könnten, falls es zu finster wird?«
»Ach das«, sagte Jim verdrießlich, »ja, das bekomme ich schon hin.«
Mit seiner neuen Art, Magie zu wirken, stellte er sich so etwas wie das Trollicht vor, dem er und Brian bei ihrem ersten Besuch in Mnrogars Höhle begegnet waren. Diesmal jedoch kam das Licht von sämtlichen Bäumen und Ästen - einschließlich der magischen Bäume und Äste, die gar nicht wirklich da waren. Es war im Augenblick noch keine besonders auffällige Beleuchtung, da der Himmel noch immer Tageslicht spendete, aber während der Winternachmittag sich nach und nach verdüsterte, würde dieses andere Licht immer heller erscheinen.
Die Tribünen füllten sich jetzt, und keiner der Zuschauer schien dem zusätzlichen Licht aus den Bäumen um sie herum besondere Bedeutung beizumessen.
Die Anspannung seines Gesprächs mit Carolinus löste sich langsam ein wenig.
»Ach, übrigens«, sagte Angie hinter der Wand mit der Krippe, wo das Publikum sie nicht sehen konnte, »Carolinus hat deine Wand zwischen den Leuten auf den Tribünen und uns wieder weggenommen. Er sagte, ich hätte recht; sie wäre nicht wirklich nötig. Wenn man den Leuten auf den Tribünen sagt, sie sollen bleiben, wo sie sind, werden sie das tun, und wenn wir die Hilfe der Bewaffneten oder der Ritter benötigten, dann wären diese in der Lage, zu uns herunterzukommen.«
»Und er hat die Wand weggenommen? Einfach so?« fragte Jim. »Also das ...«
Er schluckte seine Worte herunter; dann fiel plötzlich aller Zorn von ihm ab, und er war nur noch leicht erschöpft. Es hatte keinen Sinn. Carolinus war, was er war.
»Jim!« sagte Angie. »Stimmt etwas nicht?«
»Es ist schon gut, wirklich«, beschwichtigte Jim sie. Er spähte durch einen Spalt zwischen zwei Brettern über der Krippe und sah, daß die Tribünen jetzt beinahe vollständig besetzt waren. Aber nicht nur das; er sah auch Carolinus' rote Robe auffällig in der Mitte der ersten Reihe aufleuchten. Zur Rechten des Magiers saßen der Graf, Agatha Falon und der Prinz. Jim kehrte zu Angie zurück.
»Der Graf ist bereits da«, sagte er. »Er ist es gewohnt, daß alles sofort anfängt, wenn er erscheint. Wir haben jetzt beinahe Zwielicht. Besser, wir zögern nicht mehr lange. Willst du jetzt rausgehen und anfangen?«
»Jederzeit«, meinte Angie fröhlich. »Aber Jim, da stimmt doch irgend etwas nicht!«
»Nein, es ist wirklich alles in Ordnung«, sagte Jim. »Manchmal finde ich das Leben hier einfach ein wenig anstrengend, das ist alles. Kümmere dich nicht darum.«
Angie umarmte ihn, ging um die Stallmauer herum und trat vor das Publikum.
Jim, der sich zwar besser fühlte, sich aber gleichzeitig darüber ärgerte, daß er sich solchermaßen hatte beschwichtigen lassen, kehrte zu dem Spalt zwischen den beiden Brettern zurück.
Ich bin kein Vierjähriger, knurrte er bei sich... Aber vielleicht war er das in irgendeinem Winkel seines Herzens doch noch. Der Spalt gab ihm den Blick auf Angie und das Publikum frei. Er hatte Angie aufgetragen, mit normaler Stimme zu sprechen; er selbst würde dafür sorgen, daß alle sie hören konnten.
Jetzt konzentrierte er sich auf die Vorstellung ihrer Stimme, die jeden auf den Tribünen erreichte, als stünde sie nur wenige Fuß vor einem jeden einzelnen dort. Erst im allerletzten Augenblick, fiel ihm wieder ein, daß er dafür sorgen mußte, daß ihre Stimme auf dieselbe Art und Weise auch an seine Ohren drang, damit er überprüfen konnte, ob seine Magie funktionierte oder nicht.
Sobald sie zu
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