Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll
nur mitgekommen, um zu sehen, was passiert, ganz gleich, was die beiden Trolle, die mich suchen, glauben mögen.«
»Ha!« sagte der Graf, und sein Schnurrbart zitterte vor Erregung. »Glaubt Ihr, daß Männer wie wir sich im Kampf gegen Trolle hinter einem anderen Troll verstecken müssen? Nein! Jeder Troll, der sich uns nähert, tut dies auf eigene Gefahr - und es ist mir gleich, wie viele da draußen sein mögen.«
»Und ich werde ebenfalls mit hinausgehen!« rief der Bischof. »Mit meinem Amtsstab ...«
»Mylord«, unterbrach ihn der Kaplan mit leiser, tadelnder Stimme, »die Tage Bischof Odos sind lange vorüber.«
»Nun, dann eben mit einem Kreuz«, sagte der Bischof, »einem guten, schweren Metallkreuz. So etwas muß doch irgendwo in der Burg zu finden sein!«
Angie sah Jim an.
»Die Aufführung sollte ganz in der Nähe der Burg stattfinden«, sagte sie.
»Was diese Trolle betrifft«, mischte Brian sich ein, »uns Rittern würde nichts besser gefallen, als ein ordentlicher Kampf. Und die Drachen...«
»Um die braucht Ihr Euch nicht zu kümmern«, entgegnete Jim entschlossen. »Der Turmwächter war erregt, nachdem er die Trolle gesehen hatte, und hat wahrscheinlich ein paar größere Vögel für Drachen gehalten. Vergeßt die Drachen. Im übrigen gebe ich Mnrogar vollkommen recht. Ich glaube, daß die meisten Trolle keine Bedrohung darstellen. Sie haben schon vor langer Zeit gelernt, daß sie besser beraten sind, vor bewaffneten Menschen davonzulaufen; außerdem wollen nur zwei von ihnen mit Mnrogar um dieses Land kämpfen.«
»Was bringt sie auf den unverschämten Gedanken, sie könnten hier Land gewinnen, indem sie diesen Troll erschlagen - nun, verflucht, wollen wir diese Dinge für den Augenblick einmal beiseite schieben«, sagte der Graf.
Dann unternahm er eine nicht unbeträchtliche Anstrengung und senkte die Stimme.
»Die Tatsache ist die«, sagte er, »daß es mir hier nicht an Bewaffneten mangelt, und selbst wenn ich im Augenblick keine anderen Leute hier zu Gast hätte, würde ich auf meinem eigenen Grund und Boden hingehen, wo ich will, ganz gleich, wie viele Trolle vom Turm aus zu sehen wären.«
»Gut!« rief Angie schnell, bevor Jim noch etwas anderes sagen konnte. »Also, ich nehme an, damit ist die Sache erledigt, nicht wahr, Mylord James?«
Jim sah erst sie an, dann die anderen Anwesenden, und stellte fest, daß in allen Gesichtern, außer dem des Kaplans, leidenschaftliche Kampfeslust brannte.
»So wird es wohl sein«, antwortete er.
42
»Aber wie hast du die Tribüne vom Turnierplatz hier herüberbekommen?« fragte Jim.
Sie befanden sich an der Stelle, an der Angies Aufführung stattfinden sollte. Sie schienen ringsum von Bäumen umgeben zu sein, obwohl natürlich die Bäume zwischen ihnen und der Burg - die man zwischen den Baumstämmen noch schwach hindurchschimmern sehen konnte - nur eine von Jims Magie geschaffene Illusion waren. Die Kulisse für das Stück, die Jim sich vorgestellt und ebenfalls auf magische Weise geschaffen hatte, war bereits an Ort und Stelle.
Sie bestand aus dem Gerüst einer Scheune und war überdacht, wo die Krippe mit dem Jesuskind stehen sollte. Gegenüber der Krippe war ein weiterer Stall mit einem Ochsen und einem Tier, das Jim eher für ein Maultier zu halten geneigt war statt für einen Esel.
Angie trug bereits ein weißes, fließendes Gewand -Jim fragte sich, woher sie wohl den Stoff haben mochte -, in dem sie ziemlich plump aussah, da sie es zwangsläufig über einige andere Kleidungsstücke hatte ziehen müssen, auch wenn der Bereich um die Krippe auf magische Weise gewärmt wurde. Robert Falon lag glücklich schlafend unter dicken Decken in der warmen Krippe.
Unweit entfernt von der Stelle, wo er und Angie standen, auf dem offenen, verschneiten Gelände zwischen ihnen und den Tribünen, hockte Mnrogar. Er hatte den Kopf dem echten Wald zugewandt, nicht den magischen Bäumen zwischen ihnen und der Burg. Er rührte sich nicht. Er tat überhaupt nichts außer zu warten - aber allein seine Reglosigkeit vermittelte ein beängstigendes Gefühl schlummernder Bedrohlichkeit.
»Carolinus hat sie für mich bewegt«, sagte Angie.
»Carolinus?« fragte Jim. »Dann hast du also mit ihm geredet.« Jäher Zorn stieg in ihm auf. »Ich habe versucht, ihn zu erreichen, seit dem Mnrogar und Agatha diesem Verhör unterzogen wurden.«
»O ja«, antwortete Angie. »Er ist gleich aufgetaucht, als ich hier herauskam, und hat gefragt, ob er mir
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