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Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll

Titel: Drachenritter 05 - Der Drache, der Graf und der Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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mit einem Außenseiter über eine private Angelegenheit wie diese zu sprechen. Aber ich brauche Wein dafür. Ich sage Euch, ich muß reden oder in Stücke brechen!«
    Er war plötzlich sehr jung und hilflos. Jim sah ihn lange an und gab dann nach.
    »Ich werde nachsehen, ob wir welchen haben«, sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und ging an dem Vorhang vorbei in das Nebenzimmer, wo die Amme den schlafenden Robert in ihren Armen wiegte.
    »Haben wir Wein da?« fragte er mit gedämpfter Stimme.
    Sie sang Robert leise etwas vor.
    »Ba ba, kleiner Wurm...«, sang sie. Dann hob sie die Stimme ein wenig, um Jim zu antworten. »Da drüben in der Ecke, Mylord, in der Truhe.«
    Dann fuhr sie mit ihrem beinahe stimmlosen Singsang fort. Jim trat an die Truhe, öffnete den Deckel und fand nicht nur Wein, sondern Brot und auch einige kleine Kuchen darin. Er überlegte, ob er auch einige der Kuchen mitnehmen sollte, um vielleicht ein wenig feste Nahrung in den Prinzen hineinzubekommen -dann ging es ihm durch den Sinn, daß der Prinz bereits gegessen haben mußte. Es würde wahrscheinlich nicht viel nutzen, wenn man versuchte, noch mehr feste Nahrung in ihn hineinzuzwingen.
    Er nahm eine Flasche Wein und einen Lederkrug mit sorgsam abgekochtem Wasser, das man mit dem Wein mischen konnte. Außerdem griff er nach zwei Metallbechern, die er ebenfalls ins Nebenzimmer mitnahm und auf den Tisch vor den Prinzen stellte. Dann zog er sich den anderen Sessel heran und setzte sich dem jungen Mann gegenüber. Nachdem er den Becher des Prinzen ungefähr zu einem Viertel mit Wein gefüllt hatte, griff er nach der Lederflasche.
    »... kein Wasser!« rief der Prinz.
    Jim beachtete ihn nicht und schenkte wenigstens genauso viel Wasser wie Wein in den Becher. Dann gab er einen Schluck von beidem in seinen eigenen Becher.
    Der Prinz erhob keine Einwände mehr, sondern griff nach dem mit Wasser gemischten Wein und nahm durstig einen Schluck. Jim setzte seinen Becher ebenfalls an die Lippen, aber nur, um sie zu befeuchten. Dann stellte er ihn wieder auf den Tisch.
    »Was ist es, das Euch Sorgen bereitet, Hoheit?« fragte Jim.
    »Agatha Falon!« antwortete der Prinz.
    Jim war verwirrt. Er wußte zu wenig von Agatha Falon, um zu begreifen, wovon der Prinz redete. Durchaus möglich, daß der junge Mann sich einfach zurückgesetzt, mißachtet oder irgendwie gekränkt fühlte. Er versuchte einen Schuß ins Blaue.
    »Ja«, sagte er, »ich habe sie beobachtet, wie sie in ein angeregtes Gespräch mit dem Grafen verstrickt war.«
    »Ach das?« meinte der Prinz mit einer wegwerfenden Handbewegung, bevor er sich endgültig in seinem Sessel zusammensinken ließ. »Das ist doch nichts. Sie sammelt Trophäen. So ist sie eben. Sie ist keine Schönheit, aber sie buhlt immer um die Aufmerksamkeit des höchstgestellten Mannes in ihrer Reichweite. Nein, der Graf bedeutet ihr nichts. Es geht um meinen Vater!«
    »Den König?« Jim wußte, daß fast alle ungebundenen und auch gebundenen Frauen, die an den Hof kamen, hofften, die königliche Aufmerksamkeit zu erregen. Der König, der die mittleren Jahre noch immer nicht überschritten hatte, mochte zwar ein Trunkenbold sein, konnte aber dennoch unter den verfügbaren Damen seine Wahl treffen. Wahrscheinlich hatte ein reicher Baron wie der Vater des kleinen Robert beträchtliche Zeit am Hof verbracht, und Agatha war natürlich bei ihm gewesen. Aber nach dem, was Jim von ihr gesehen hatte, überraschte es ihn, daß eine Frau wie sie sich zu einem Problem entwickeln konnte, sei es für den König oder für den ersten Prinzen des Landes, dem ihr Interesse an seinem Vater zu schaffen machte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Seine Majestät...« Jim suchte immer noch nach dem richtigen Wort, als der Prinz ihn unterbrach.
    »Pfui!« sagte der Prinz.
    Jim war verblüfft. Er hatte noch nie zuvor jemanden tatsächlich >Pfui< sagen hören.
     
    »Diese aufdringliche Dirne!« fuhr der Prinz fort. »Nicht, daß er neuerdings so ... Ich hielt ihn in meiner Jugend für einen Gott, wenn ich ihn in seiner Robe und mit seiner Krone sah, und auch damals, als er die Rüstung trug, die er für die große Seeschlacht mit den Franzosen angelegt hatte. Aber er ist der König! Und sie hat es nicht nur auf die königliche Gunst abgesehen - sie will Königin werden!«
    Jim war verblüfft - mehr, als er das jemals bei einer solchen Eröffnung erwartet hätte. Vielleicht hatten ihm die wenigen Jahre, die er hier verbracht hatte, ein

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