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Drachenruf

Drachenruf

Titel: Drachenruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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»Alles, draußen bleiben!«
    »In Ordnung«, erwiderte Silvina. »Hinaus mit euch! Ihr seht bei dem Gedränge ohnehin nichts. Hast du das Fleisch, Menolly? Ah, gut so. Glaubst du, dass es reicht?«
    »Bestimmt.«
    »Was sollen wir nun machen?«, fragte der Harfner hilflos.
    »Sobald sich die Kleinen einen Weg ins Freie bahnen, müsst ihr sie mit Futter anlocken«, entgegnete Menolly ein wenig erstaunt. Sicher hatte der Meisterharfner schon mehr als eine Gegenüberstellung miterlebt. »Schiebt ihnen einfach kleine Fleischbrocken in die aufgesperrten Mäuler!«
    »Und wann schlüpfen sie?«, warf Sebell ein. Er zerrte nervös an seinen Fingern.

    Das schrille Summen der Echsen steigerte sich noch; die Augen der kleinen Geschöpfe kreisten erregt. Plötzlich tauchte aus dem Nichts eine zweite Königin auf. Sie stieß einen durchdringenden Schrei aus, den Prinzessin beantwortete.
    »Silvina!« Menolly deutete auf die fremde Königin.
    »Meister Robinton, sehen Sie doch!«, rief die Wirtschafterin. Die Echsenkönigin flatterte auf den Kaminsims, setzte sich neben Prinzessin und stimmte in das schrille Summen ein.
    »Das ist Merga, Baron Groghes Königin«, meinte der Harfner und warf einen raschen Blick zur Tür. »Hoffentlich hat sie ihn nicht wieder so erschreckt...«
    Sie alle hörten, wie draußen im Korridor jemand mit polternder Stimme nach dem Harfner rief.
    »Los, bringt den Baron hierher!«, befahl der Meisterharfner, ohne den Blick von den beiden Eiern abzuwenden.
    »Robinton!« Sein Befehl erwies sich als unnötig, denn die Schritte draußen kamen rasch näher. »Robin... Was? Tatsächlich? Diese Merga spielt wieder verrückt. Zwingt mich einfach, hierherzukommen! Was soll das eigentlich? Wo ist Robinton?«
    Menolly drehte sich um, obwohl sie in einem der beiden Eier einen Riss entdeckt hatte, der sich rasch vergrößerte. Der Baron von Fort war ein Hüne von einem Mann, fast so groß wie der Harfner selbst, aber mit einem wuchtigen Körper und muskelbepackten Armen und Beinen. Er schnaufte schwer.
    »Da ist er ja! Was bedeutet das nun wieder?«
    »Die Eier sind reif, Baron Groghe!«
    »Eier?« Der Burgherr runzelte die Stirn. »Ach so. Ihre Echsen-Eier! Und Merga hat das gemerkt?«
    »Ich hoffe, wir haben Sie nicht mitten in der Arbeit gestört, Baron Groghe?«
    »Ah, schon gut. Ich bin der Sklave dieses winzigen Geschöpfs. Aber woher wusste sie Bescheid?«
    »Fragen Sie Menolly!«

    »Menolly?« Mit einem Mal spürte Menolly scharfe Blicke auf sich gerichtet. »Du bist Menolly?« Das klang überrascht. »Ein wenig spillerig, was? Hatte mir ein ganz anderes Bild von dir gemacht. Na, du brauchst nicht rot zu werden. Ich beiße selten. Das überlasse ich Merga. Aber dir tut sie bestimmt nichts. Die gehören alle dir? Nun seht euch das an! Meine Merga friedlich neben deiner Königin...«
    »Menolly!« Der Aufschrei des Harfners ließ sie herumschnellen.
    Sein Ei hatte gefährlich zu schaukeln begonnen und wäre um ein Haar vom Herdstein gekippt. Entsetzt streckte er beide Hände aus. Die Schale platzte und eine kleine Bronzeechse kugelte ihm in die Arme. Ihr Körper war noch feucht, aber sie kreischte vor Hunger.
    »Füttern! Los, füttern!«, rief Menolly.
    Robinton ließ kein Auge von dem Winzling. Ungeschickt tastete er nach dem geschabten Fleisch und stopfte es in den weit aufgerissenen Rachen. Das Bronzetier spreizte die Flügel, um besser Gleichgewicht halten zu können, schnappte gierig nach dem Fleisch und würgte es so rasch hinunter, dass Menolly Angst bekam, der Kleine könne daran ersticken.
    »Langsamer! Reden Sie auf das Tier ein! Besänftigen Sie es«, befahl Menolly. In diesem Moment zersprang das zweite Ei.
    »Eine Königin!«, rief Sebell und trat verblüfft einen Schritt zurück. Nur Baron Groghes Hand bewahrte ihn vor dem Sturz.
    »Füttern, Mann!«, fuhr ihn der Burgherr an.
    »Aber - die Königin ist doch nicht für mich bestimmt!« Er schaute ratlos zum Meisterharfner hinüber. »Zu spät!«, sagte Menolly und drückte ihm ein paar Fleischbrocken in die Hand. »Eine gehört dir und er hat sich schon für die andere entschieden. Los, gib ihr etwas zu fressen!«
    Der Meisterharfner sah und hörte nichts von dem Gespräch. Er richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die kleine Bronzeechse,
streichelte und fütterte sie, flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Die kleine Königin hatte sich inzwischen fest um Sebells Handgelenk gewunden und verschlang die Bissen, die er ihr zusteckte. Baron

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