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Drachenschiffe vor Vinland

Drachenschiffe vor Vinland

Titel: Drachenschiffe vor Vinland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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von ihnen traten vor ihre Zelte und streckten sich in der Sonne.
    Einar duckte sich hinter ein dichtes Gebüsch und dachte darüber nach, was er nun als Nächstes tun sollte. Einige Frauen gingen zum Bach, um Wasser zu holen. Als sie wieder zurück zu den Zelten gingen, hatte Einar Glück: Auch Keh-Doh wurde zum Wasserholen geschickt. Er trug ein hölzernes Gefäß bei sich, kniete am Ufer nieder und füllte es mit Wasser.
    »Keh-Doh!«, rief Einar leise aus den Büschen heraus.
    Keh-Doh blickte auf und sah sich suchend um. Dann hatte er Einar entdeckt. Einar winkte dem Skrälingerjungen vorsichtig.
    Keh-Doh sah sich um und ging dann auf Einar zu. Er hockte sich zu Einar in die Büsche. »Geh weg!«, sagte er.
    »Aber wieso denn? Was ist los?«, fragte Einar verwirrt.
    »Ihr – besser geht weg. Fort von hier. Ihr gefährlich.«
    »Wir sind gefährlich? Eure Männer haben doch plötzlich unsere Siedlung angegriffen, obwohl sich doch noch einen Tag zuvor alle gut verstanden haben!«
    »Gut?«, fragte Keh-Doh und dabei bildete sicheine Falte auf seiner Stirn, die ihn ziemlich ärgerlich erscheinen ließ.
    »Wir haben euch Geschenke gemacht! Viele Krüge voll guter Milch!«
    »Geschenk – mit Gift«, sagte Keh-Doh. Er deutete auf seinen Bauch und verzog das Gesicht. »Alle Häuptlinge sehr krank. Ich auch. Weißes Wasser war Gift!«
    »Aber nein, sie war gut! Vielleicht haben eure Männer den Met nicht vertragen!«
    Keh-Doh schüttelte den Kopf. »Ich – kein Met«, sagte er. »Nur Milch.«
    Einar schluckte. Das war also der Grund dafür, dass die Skrälinger plötzlich so feindselig geworden waren! Sie hatten die Milch nicht vertragen und glaubten, dass die Wikinger ihnen absichtlich etwas Giftiges gegeben hatten.
    »Ihr denkt: Überfall auf uns leicht, wenn Bäuche weh!«
    »Nein, Keh-Doh, das ist nicht wahr!«
    »Ist doch wahr. Alle krank, die Milch trinken!«
    »Ich beweise dir, dass die Milch gut war!«, sagte Einar.
    »Trinkt deine Schwester die Milch? Oder Vater und Mutter?«
    »Ich würde sie sogar selbst trinken, wenn ihr noch etwas davon habt. Bring mich zu deinem Vater oder einem der anderen Häuptlinge! Man soll mir den Rest von dieser Milch bringen und ich trinke alles davon, was noch da ist!«
    Keh-Doh wirkte jetzt sehr nachdenklich.
    »Wirklich kein Gift in der Milch?«, fragte er zweifelnd.
    »Nein – wirklich nicht«, versicherte Einar.
    »Du hast – Mut!« Keh-Doh nickte ernst.
    »Eure Milch zu trinken, ist nicht besonders mutig – denn ich weiß, dass sie gut war, als ihr sie bekommen habt!«
    Keh-Doh gab sich schließlich einen Ruck. »Komm, Einar!«, sagte er.
    Als Keh-Doh Einar ins Lager der Skrälingerführte, wurden sie sofort umringt. Stimmen redeten durcheinander und einige der Krieger wollten von Einar wissen, wo die Männer seien.

    »Keine Männer!«, beteuerte Einar. »Ich bin allein hier!«
    Die Skrälinger glaubten das zuerst nicht. Sie schickten ein paar Krieger aus, die sich in der Gegend umsehen sollten. Keh-Doh machte unterdessen den Erwachsenen klar, weshalb Einar ins Lager der Skrälinger gekommen war. Einar verstand kaum etwas. Dazu konnte er die Skrälinger-Sprache einfach noch nicht gut genug.
    Schließlich wurde ein Krug mit Milch geholt.
    »Das übrig«, sagte Keh-Doh an Einar gewandt.
    »Dann werde ich es trinken, damit alle begreifen, dass es nicht unsere Absicht war, euch zu vergiften!«
    Er nahm den Krug und führte ihn zum Mund.
    Das Gerede unter den Skrälingern verstummte. Sie sahen wie gebannt zu, wie der weiße Junge die gesamte Milch trank.
    Einar wischte sich hinterher den Mund ab. So viel Milch auf einmal hatte er noch nie getrunken. Hoffentlich wurde ihm nicht allein deswegen doch noch schlecht.

Frieden?
    Am Morgen hatte man in Thorfinnsgard natürlich gemerkt, dass Einar nicht mehr da war. Nur Freya wusste mehr darüber, aber sie wollte Einar nicht verraten. Doch als ihr Bruder auch bis zum Mittag nicht zurückgekehrt war, wurden ihre Sorgen zu groß.
    Sie erzählte ihrer Mutter Sigrun, dass sie gesehen hatte, wie Einar sich in der Nacht fortschlich.
    »Und, wohin meinst du, ist Einar gegangen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Freya. »Aber er wollte einfach nicht glauben, dass Keh-Doh jetzt sein Feind sein soll.«
    »Er wird doch nicht zum Lager der Skrälinger geschlichen sein!«, meinte Sigrun und stemmte die Hände in die Hüften. Sigrun erzählte ihrem Mann davon und Sven Bleichhaar wollte sofort ein paar Männer zusammenrufen, um selbst zum Lager der

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