Drachentempel 01 - Sternenträume
während die Fabrik allmählich zum Leben erwachte.
»Ihr solltet vielleicht den Rest der Anlage in Augenschein nehmen«, schlug der Seniortechniker Ntoko vor. Eine einigermaßen höfliche Aufforderung, aus den Füßen zu gehen.
»Machen wir«, versicherte ihm der Corporal.
»Was denn in Augenschein nehmen?«, fragte Colin, nachdem sie das Kontrollzentrum verlassen hatten.
»Revolutionäre und Terroristen, schätze ich«, antwortete Ntoko. »Entspann dich, mein Junge; wir haben eine leichte Aufgabe übernommen. Sechs Stunden lang durch die Gegend laufen, und dann zurück zur Unterkunft, ohne dass irgendjemand Schaden genommen hat.«
»Ich dachte, es würde mehr dahinter stecken als das«, gestand Lawrence.
»Das tut es niemals, Kleiner«, erwiderte Ntoko fröhlich. »Die Platoons sind nur hier wegen dem einen oder anderen anarchistischen Hitzkopf, der einen Dreck auf gegenseitige Sicherheit und unsere Gammastrahler gibt. Alle anderen ducken sich mit zusammengebissenen Zähnen und machen weiter mit ihrer Arbeit. Sie mögen uns vielleicht nicht, aber sie verursachen keine Scherereien.«
»Benutzen wir denn den Gammastrahler jemals?«
»Bis jetzt noch nicht. Ich bezweifle, dass es jemals so weit kommt.«
»Gott sei Dank.«
»Es hat etwas mit Logik zu tun, nicht mit Gott. Wenn wir je in eine Situation geraten, wo wir ihn benutzen müssen, haben wir bereits verloren. Wenn die Dinge so außer Kontrolle geraten, dass wir eine halbe Million Menschen töten müssen, um den Rest dazu zu zwingen, uns zu gehorchen, dann macht es wohl kaum Sinn, ihn einzusetzen. Mit so einem Wahnsinn würden wir überhaupt nichts erreichen, außer die Feindseligkeit über jede Vernunft hinaus aufzupeitschen und damit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass wir es nicht wieder zurück nach Hause schaffen. Setz Gammastrahlen gegen einen Planeten ein, und sie werfen deinen Schiffen alles entgegen, was sie haben, um Vergeltung und Rache zu üben.« Seine dicken gepanzerten Hände tippten mit einem lauten Klacken gegen seine Hüfte. »Abgesehen davon könnte ich einen derartigen Befehl niemals erteilen. Du vielleicht?«
»Nein, Sir«, sagte Lawrence entschieden.
»Selbstverständlich nicht. Trotzdem wirst du deine Scatter-Pistole abfeuern, wenn ich es dir befehle.«
»Kein Problem, Corp.«
»Guter Junge. So, du und Colin, ihr sucht die beiden östlichen Bunker ab. Stellt sicher, dass sich niemand dort herumdrückt und unserer Überwachung zu entgehen versucht. Es wäre nicht das erste Mal. Einige Leute trauen ihren Mitbürgern einfach nicht zu, dass sie Frieden halten. Traurig, aber wahr.«
Sie wanderten durch schlecht beleuchtete Korridore und nahmen willkürlich Abzweigungen. Weder auf Infrarot, noch auf Bewegungsdetektoren oder Bildverstärkern und Geräuschfiltern war irgendjemand anderes im Bunker zu entdecken.
»Das ist völlige Zeitverschwendung«, brummte Colin auf Lokalfrequenz. »Es ist nicht wie auf einem Planeten, wo sich die Leute außerhalb der Städte verstecken können. Wir wissen ganz genau, wie viele Personen es in Manhattan gibt. Sie sind im AS-Memory aufgelistet.«
»Hör auf zu jammern. Wie der Corp gesagt hat, es ist ein leichter Job.«
»Sicher. Aber wie sieht das in unserer Akte aus? Ich wollte ein wenig Action sehen und vielleicht die Chance bekommen, mir eine Auszeichnung zu verdienen.«
»Wirst du wohl endlich damit aufhören? Ganz Manhattan City unter Kontrolle zu halten, ohne auch nur einen einzigen Schuss abzufeuern, ist die perfekteste Operation im Universum. Und wir sind Teil davon. Damit bekommen wir unsere Auszeichnung. Die Company mag es, wenn die Dinge glatt laufen.«
»Vielleicht.«
Über ihren Köpfen gurgelten und bebten die Fabrikohre, als Flüssigkeiten durch sie schossen. »Newton, Schmidt, hierher«, befahl Ntoko. »Bunker drei, Sektion vier.«
»Was gibt’s denn, Corp?«, fragte Lawrence.
»Kommt einfach her.« Ntokos Stimme klang ausdruckslos.
»Auf dem Weg.«
Sie konnten nicht rennen. Jede wirkliche Kraft, die ihre Beine ausübten, würde sie geradewegs gegen die Decke krachen lassen. Stattdessen bewegten sie sich mit langen, schwingenden Schritten, die Arme abwehrbereit erhoben, um sich von der Decke abzudrücken, falls ein Bogen zu hoch wurde.
Als sie sich der Tür zu Bunker drei näherten, zog Colin seinen Karabiner und schaltete die Sicherung aus.
»Bist du verrückt?«, zischte Lawrence. »Diese Dinger sind mit explosiver Munition geladen! Du könntest glatt ein Loch in
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