Drachentempel 01 - Sternenträume
einen unbestätigten Bericht von einem offensichtlich Amok laufenden Mann in einem Skinsuit.
Simon aktivierte eines der medizinischen Grids, und fünf Diagramme dehnten sich vor seinem Blickfeld aus, während er die Kabine des Helikopters verließ, Datenströme aus den Analysegeräten, mit deren Hilfe die Sanitäter das Blut der Opfer auf das eingesetzte Gift untersuchten und die mit der Datenbank des General Hospital von Cairns vernetzt waren.
Simon setzte eine altmodische Panoramasonnenbrille auf. »Interessant«, murmelte er. »Sehen Sie das?« Er hatte Kopien der Analysen an die Biowaffendivision von Zantiu-Braun geschickt und innerhalb weniger Sekunden eine positive Identifikation erhalten. Er übermittelte das verschlüsselte Paket an Adul.
»Ein lähmendes Hautgift«, beobachtete Adul. »Eine starke Überdosis.« Er schüttelte missbilligend den Kopf, bevor er seine Sonnenschutzmembran vor den Augen entfaltete. »Ein definitiver Todesfall. Die beiden mit allergischen Reaktionen werden bleibende Nervenschäden zurückbehalten.«
»Wenn sie Glück haben«, sagte Simon. »Und auch dann nur, wenn die Sanitäter sie schnell genug ins Krankenhaus schaffen.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte den dünnen Schweißfilm ab, der sich unter dem Einfluss der großen Hitze in Sekundenschnelle gebildet hatte.
»Soll ich veranlassen, dass man dem Hospital das Gegengift zur Verfügung stellt?«
»Lähmgifte bauen sich von alleine ab. Dafür sind sie gemacht.«
»Die Überdosis wird ihren Nieren höllisch zu schaffen machen.«
Simon blieb stehen und starrte Adul an. »Mein lieber Freund, wir sind hier, um zu untersuchen, warum und wie dieses Gift benutzt wurde, und nicht, um uns als Kindermädchen für eine Bande geistig minderbemittelter Zivilisten zu betätigen, die sich zu langsam geduckt haben.«
»Jawohl, Sir.«
Schon wieder dieser Tonfall. Simon beschloss, bei nächster Gelegenheit über Aduls Nützlichkeit als Security Operative nachzudenken. In seinem Geschäft war Empathie eine wertvolle Begabung, doch wenn daraus Mitgefühl entstand …
Sie bahnten sich ihren Weg durch das Labyrinth von Krankenwagen und Polizeifahrzeugen auf der Hauptstraße. Die Durchgänge waren von Menschen verstopft, mürrischen, stillen Einheimischen und vereinzelten aufgeregten, verängstigten Touristen. Vor der Terrasse rannten Polizisten in Shorts und weißen Hemden hin und her und waren bemüht, sich einen geschäftigen, zielstrebigen Anschein zu verleihen. Die Einsatzleiterin, eine großgewachsene Frau Mitte vierzig im Rang eines Captains mit navyblauer Uniform, stand am Geländer und lauschte einem jungen Constable, der aufgeregt seinen Bericht ablieferte.
Simons AS informierte ihn, dass die Einsatzleiterin Captain Jane Finemore hieß. Ihre Personalakte erschien auf dem virtuellen Display. Simon überflog sie kurz und verwarf sie wieder.
Die Polizisten verstummten, als er und Adul nach vorne traten. Captain Finemore wandte sich zu ihnen um, und Simon bemerkte, wie Verachtung über ihre Gesichtszüge huschte, als sie die malvenfarbene Zantiu-Braun-Flottenuniform von Adul erkannte. Dann musterte sie Simon in seinem konservativen Geschäftsanzug, und ihre Miene wurde nichtssagend und defensiv.
»Kann ich Ihnen helfen, Freunde?«, fragte sie.
»Ich fürchte, es verhält sich genau andersherum, Captain, äh, Finemore«, erwiderte Simon lächelnd, während er demonstrativ das Namensschild an ihrer Uniform entzifferte. »Uns ist ein Bericht zugegangen, nach dem ein Mann in einem Skinsuit in feindselige Handlungen verwickelt gewesen sein soll.«
Sie wollte gerade antworten, als die Tür der Bar aufgestoßen wurde und ein Team von Sanitätern mit einer Bahre nach draußen eilte. Simon wich ihnen aus und drückte sich gegen das Terrassengeländer. Der Patient war mit zahlreichen medizinischen Apparaten verbunden, und kleine Leuchtdioden blinkten drängend. Er war bewusstlos, doch er zuckte am ganzen Leib.
»Das konnte ich bisher nicht bestätigen«, sagte Captain Finemore irritiert.
»Doch es war der erste Bericht«, entgegnete Simon. »Ich bin angewiesen, ihn auf seinen Wahrheitsgehalt zu untersuchen, und zwar dringend. Falls jemand mit einem Skinsuit frei herumläuft, müssen wir uns augenblicklich darum kümmern, bevor die Situation noch weiter außer Kontrolle geraten kann.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst«, sagte Captain Finemore. »Ich habe unser bewaffnetes Einsatzkommando in Alarmbereitschaft
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