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Drachentempel 01 - Sternenträume

Drachentempel 01 - Sternenträume

Titel: Drachentempel 01 - Sternenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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paar vereinzelte Überreste unter all dem Eis, das die Welt der Mordiff bedeckte. Es war alles, was von einer Spezies geblieben war, die einst ihren Planeten mit wunderbaren Städten überzogen hatte.«
    Die Kinder seufzten und schauderten. Viele von ihnen sahen hinauf zu den Sternen, um sich zu versichern, dass ihre eigene Sonne noch immer dort war und so hell und warm wie immer vom Himmel schien. Die Wolken zogen allmählich ab und wurden vom Seewind über Memu Bay in große graue Fetzen zerrissen. Weißgoldene Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg zwischen den Lücken hindurch und jagten über das Land. Denise betrachtete lächelnd das warme Wasser des Ozeans und die blühenden Pflanzen und Bäume draußen jenseits des Gartens.
    »Das war schaurig!«, sagte Jedzella schließlich. »Warum mussten sie alle sterben?«
    »Wegen ihrer Lebensumstände. Der Nebel bedeutete, dass sie stets nur nach innen sehen konnten. Wir haben mehr Glück. Wir wissen, dass es Sterne gibt. Wir konnten uns ganz anders entwickeln. Wir fanden Erleuchtung und konnten lernen, uns anders zu verhalten und anders zu leben.« Denise bemühte sich nach Kräften, den Sarkasmus aus ihrer Stimme zu halten.
    Eines der Mädchen winkte aufgeregt. »Was bedeutet Erleuchtung, Miss?«
    »Es bedeutet, sich freundlich und gefühlvoll zu verhalten und nicht dumm und gewalttätig.« Sie zögerte und blickte sich in der Runde um. »Nun, wer möchte nach draußen auf die Schaukel?« Es war immer noch zu nass, und Mrs. Potchansky würde ihr wahrscheinlich einen Vortrag halten, weil sie zugelassen hatte, dass die Kinder ihre Sachen nass machten. Doch sie waren glücklicher, wenn sie draußen herumtoben und ihre Energien abbauen konnten, und Denise wollte ihnen das nicht nehmen, nicht für einen Augenblick.
    Sie rannten jubelnd und kreischend unter dem Dach hervor zu den Schaukeln. Denise folgte ihnen langsam. Die Mordiff-Geschichte versetzte sie stets in eine melancholische Stimmung. Die Geschichte ihrer Tragödie wies zu viele Parallelen mit der Geschichte der Menschheit auf.
    Eine Dringlichkeitsmeldung riss sie aus ihren Gedanken. Acht Millionen Kilometer von Thallspring entfernt waren zwei Fusionsplasmajets entdeckt worden. Spacecom suchte nach weiteren. Der Datenverkehr zwischen den Büros und den Satelliten verdoppelte sich innerhalb fünfzehn Sekunden, dann verdoppelte er sich noch einmal und wieder.
    Denise schlug erschrocken die Hand vor den Mund und sah zu den Kindern. Ihre sorglosen Rufe, ihr Lachen und ihr Kreischen drängten sich in Denises Bewusstsein, und mit einem Mal fürchtete sie um ihre Zukunft. Sie legte den Kopf in den Nacken und suchte die Himmelsgegend ab, in der Spacecom die Antriebsspuren entdeckt hatte. Es war ein relativ enges Fenster direkt über dem westlichen Horizont. Zu viele Wolken versperrten die Sicht auf den Himmel, um die winzigen blauen Funken zu erkennen, von denen sie wusste, dass sie da sein mussten. Doch die Nachricht über ihre Ankunft war wie ein Schock. Die Welt war mit einem Schlag kälter und dunkler geworden.
    Es hatte angefangen.
     
     
    Captain Marquis Krojen lehnte sich im »Kommandosessel« auf der Brücke der Koribu zurück. In Wirklichkeit war es kein Sessel, sondern ein einfacher schwarzer Plastikstuhl mit Sicherheitsgurten, der hinter einer Computerstation am Boden festgenietet war. Elf weitere identische Stationen befanden sich in dem quadratischen Abteil, ausgerichtet in zwei Reihen zu sechs und einander zugewandt. Neun davon waren gegenwärtig besetzt; Bereitschaft für den Exodus.
    Als junger Offizier hatte er einmal in einer Observationskanzel in der vorderen Antriebssektion den Exodus beobachtet; sein damaliger Kommandant hatte entschieden, dass er für die Operation nicht benötigt wurde. Er hatte zusammen mit seinen Kameraden wie gebannt auf den Augenblick gewartet und sich mit verkrampften Gliedern und stickiger Luft abgefunden, nur um nichts zu versäumen. Am Ende war es so unspektakulär wie die meisten Ereignisse an Bord eines Raumschiffs. Die Wand des Wurmlochs, absolute Schwärze, wurde nach und nach transparent, und die Sterne schimmerten hindurch, wie ein glanzloses Zwielicht an einem nebligen Abend.
    Das war dreißig Jahre her. Seither hatte er sich nicht mehr die Mühe gemacht, das Ereignis zu beobachten. Er zog die präziseren Ergebnisse vor, die sein DNI und die Diagramme auf den Schirmen lieferten. Fünf seiner Junioroffiziere drängten sich gegenwärtig in der Beobachtungskanzel zur

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