Drachentränen
Menge wahrscheinlich nicht finden würde und dass er wahrscheinlich auch keine Chance hätte, ihr zu helfen, selbst wenn er sie ausfindig machte, da der wachsende menschliche Mahlstrom offenbar bereits die Stärke eines Hurrikans erreicht hatte.
Harry hielt Connies Hand fest und schob sich durch die Tänzer und die mittlerweile lärmenden Zuschauer mit ihren Bierflaschen und Ballons voller Lachgas ganz nach hinten durch zur Rückwand des Lagerhauses, die weit unter der Empore lag. Außerhalb der Reichweite der Partybeleuchtung. Die dunkelste Stelle im Gebäude.
Er sah nach links und nach rechts. Konnte keine Tür entdecken.
Das war nicht sonderlich überraschend, wenn man bedachte, dass ein Rave schließlich eine illegale Drogenparty war, die in einem verlassenen Lagerhaus veranstaltet wurde, und nicht ein Studentenball im Tanzsaal eines Hotels mit hell leuchtenden roten »Exit«-Schildern. Aber, Herrgott, es wäre so sinnlos und blöde, die PAUSE und die Golems zu überleben, um dann von Hunderten von voll gedröhnten Kids tot getrampelt zu werden, die verzweifelt versuchten, sich alle gleichzeitig durch einen Ausgang zu quetschen.
Harry beschloss, nach rechts zu gehen, aus keinem anderen Grund, als dass er in irgendeine Richtung gehen musste. Bewusstlose Jugendliche lagen auf der Erde und erholten sich gerade von kräftigen Lachgas-Inhalationen. Harry bemühte sich, auf niemanden zu treten, doch das Licht unter der Empore war so schwach, dass er ein paar Leute in dunklerer Kleidung erst sah, als er schon über sie gestolpert war.
Eine Tür. Fast wäre er vorbeigegangen, ohne sie zu bemerken.
Hinter ihm im Lagerhaus hämmerte die Musik unvermindert weiter, doch das Geschrei der Menge klang plötzlich ganz anders. Es war kaum noch der Lärm von Feiernden, sondern hatte sich in ein hässlicheres Grollen verwandelt, das mit panischen Schreien durchsetzt war.
Connie packte Harrys Hand so fest, dass sie seine Knöchel zusammenpresste.
In der Dunkelheit drückte Harry gegen die Tun Warf sich mit seinen Schultern dagegen. Sie rührte sich nicht. Nein. Musste eine Außentür sein. Zieh sie nach innen. Aber das funktionierte auch nicht.
Die Menge kämpfte sich auf die Außenwände zu. Das Geschrei schwoll unerträglich an, und Harry konnte die Hitze und Panik der nahenden Menge förmlich spüren, die jetzt auch auf die Rückwand zurollte. Sie hatten offenbar jede Orientierung verloren und wussten nicht mehr, wo die Haupteingänge waren.
Er tastete nach einer Türklinke, Knauf oder Riegel, was immer es sein mochte, und betete, dass nicht abgeschlossen war. Er fand einen senkrechten Hebel mit einem Schnappverschluss, drückte darauf und spürte es klicken.
Die ersten aus der fliehenden Menge rammten sie bereits von hinten, Connie schrie auf, und Harry stieß die Leute zurück, versuchte sie aus dem Weg zu halten, damit er die Tür aufziehen konnte - lieber Gott, bitte lass es keine Toilette und kein Wandschrank sein, wo wir zu Tode gequetscht werden -, er hielt den Daumen fest auf dem Verschluss, die Tür knackte, er zog sie nach innen, brüllte der Menge hinter ihm zu, um Gottes willen zu warten, und dann wurde ihm die Tür aus der Hand gerissen und mit Macht aufgezogen. Er und Connie wurden von der verzweifelt wogenden Menschenmenge hinter ihnen in die kühle Nachtluft hinausgeschoben.
Auf einem Parkplatz stand mehr als ein Dutzend Ravers um die Rückseite eines weißen Ford-Lieferwagens herum. Der Wagen war mit zwei Reihen grüner und roter Christbaumkerzen behängt, die an die Batterie angeschlossen und die einzige Lichtquelle in der tiefen Dunkelheit zwischen der Rückfront des Gebäudes und der mit Gestrüpp bewachsenen Canonwand waren. Hinter dem Lieferwagen füllte ein langhaariger Mann aus einem Druckbehälter, der auf einer Handkarre befestigt war, Luftballons mit Lachgas, und ein vollkommen kahlköpfiger Mann kassierte Fünf-Dollar-Noten. Händler wie Kunden blickten erstaunt auf, als die schreienden und rufenden Menschen aus der Hintertür des Lagerhauses hervorbrachen.
Harry und Connie trennten sich und gingen um die Leute hinter dem Lieferwagen herum, sie zur Beifahrertür und Harry auf die Fahrerseite.
Er riss die Tür auf und wollte hinter das Lenkrad klettern.
Der Kerl mit dem rasierten Kopf packte ihn am Arm und zog ihn wieder raus. »Hey, Mann, was soll das?«
Während er rückwärts aus dem Lieferwagen gezogen wurde, griff Harry unter seine Jacke und zog seinen Revolver. Er drehte sich um
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