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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hin?« fragte Connie.
    »Zum Green House.«
    »Yeah. Vielleicht ist Sammy noch da.«
    »Sammy?«
    »Der Penner. Der hieß so.«
    »Oh, ja. Und der sprechende Hund.«
    »Was für ein sprechender Hund?« sagte sie.
    »Nun, er kann vielleicht nicht sprechen, aber er hat uns was zu sagen, was wir wissen müssen, da bin ich mir verdammt sicher, und vielleicht kann er ja doch sprechen, was soll’s, wer kennt sich da noch aus, die Welt ist verrückt und diese verdammte Nacht erst recht. Im Märchen gibt es sprechende Tiere, warum dann nicht einen sprechenden Hund in Laguna Beach?«
    Harry merkte, dass er dummes Zeug redete, doch er fuhr so schnell und waghalsig, dass er noch nicht mal so lange den Blick von der Straße abwenden wollte, um festzustellen, ob Connie ihn skeptisch ansah.
    Sie klang allerdings keineswegs besorgt um seinen Geisteszustand, als sie sagte: »Was hast du vor?«
    »Ich denke, wir haben eine ganz kleine Chance.«
    »Weil er sich ab und zu ausruhen muss. Wie er dir im Autoradio gesagt hat.«
    »Genau. Besonders nach so etwas. Bisher lag immer eine Stunde oder mehr zwischen seinen… Auftritten.«
    »Materialisationen.«
    »Was auch immer.«
    Nach einigen weiteren Kurven waren sie wieder von Wohnhäusern umgeben und arbeiteten sich durch Laguna zum Pacific Coast Highway durch.
    Ein Polizeiauto und ein Krankenwagen schössen mit eingeschaltetem Blaulicht auf einer Querstraße an ihnen vorbei, mit großer Wahrscheinlichkeit aufgrund eines Anrufs auf dem Weg zum Lagerhaus.
    »Das ging aber schnell«, sagte Connie.
    »Jemand mit einem Autotelefon muss die 911 gewählt haben.«
    Vielleicht würde die Hilfe rechtzeitig eintreffen, um das Mädchen zu retten, dem der Arm abgerissen worden war. Vielleicht konnte sogar der Arm wieder angenäht und gerettet werden. Ja, und vielleicht gab es Mother Goose wirklich.
    Harry war guter Dinge gewesen, weil sie der PAUSE und dem Rave entkommen waren. Doch sein Adrenalinspiegel sank rasch, als er sich zu lebhaft vergegenwärtigte, wie brutal der Golem der jungen Frau den zarten Arm ausgerissen hatte.
    Verzweiflung schlich sich wieder in seine Gedanken.
    »Wenn eine geringfügige Chance besteht, während er sich ausruht oder sogar schläft«, sagte Connie, »wie können wir ihn dann schnell genug finden?«
    »Nicht mit einem Portrait von Nancy Quan, so viel ist sicher. Dafür haben wir keine Zeit mehr.«
    Sie sagte: »Ich glaube, wenn er sich das nächste Mal materialisiert, wird er uns töten, er wird nicht länger herumspielen.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Oder zumindest mich töten. Beim nächsten Mal dann dich.«
    »Im Morgengrauen. Dieses Versprechen wird unser kleiner Junge halten.«
    Sie waren einen Augenblick still und ernst.
    »Was können wir denn noch tun?« fragte sie.
    »Der Penner vor dem Green House -«
    »Sammy.«
    »- vielleicht weiß der was, was uns weiterhilft. Oder wenn nicht… dann… zum Teufel, ich weiß es nicht. Es sieht hoffnungslos aus, oder?«
    »Nein«, sagte sie heftig. »Nichts ist hoffnungslos. Wo Leben ist, ist Hoffnung. Wo Hoffnung ist, lohnt es sich immer, etwas zu versuchen, weiterzumachen.«
    Er fuhr um eine weitere Ecke, von einer Straße voller dunkler Häuser in eine andere, lenkte den Wagen wieder geradeaus, ging ein bisschen vom Gaspedal und sah sie erstaunt an. »Nichts ist hoffnungslos? Was ist denn mit dir passiert.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber es passiert immer noch.«
     

Kapitel 27
     

    Obwohl sie fast die Hälfte der einstündigen PAUSE auf der Flucht verbracht hatten, bevor sie in dem Lagerhaus am Ende des Canons gelandet waren, brauchten sie bei weitem nicht so lange, um dorthin zurückzukommen, von wo aus sie losgelaufen waren. Nach Connies Armbanduhr waren sie in weniger als fünf Minuten, nachdem sie den fahrbaren Untersatz der Lachgas-Dealer beschlagnahmt hatten, auf dem Küsten-Highway, teils, weil sie eine direktere Strecke nahmen und teils, weil Harry so schnell fuhr, dass sogar sie Angst bekam.
    Als sie mit einigen immer noch intakten Christbaumkerzen, die klirrend gegen die Seiten des Lieferwagens schlugen, schlitternd vor dem Green House anhielten, war es gerade 35 Sekunden nach 1:37 Uhr morgens. Das waren wenig mehr als acht Minuten, seit die PAUSE um 1:29 Uhr gleichzeitig begonnen und geendet hatte, was bedeutete, dass sie ungefähr drei Minuten gebraucht hatten, um sich aus dem überfüllten Lagerhaus herauszukämpfen und sich mit vorgehaltenem Revolver ein Transportmittel zu

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