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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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zu machen, dass die Franzosen sich vier Schwergewichten auf der anderen Seite gegenübersahen. Rasch drehte Temeraire ab und schrie: »Chalcedony! Flieg herum und greif an!«
    »Was?«, rief Chalcedony zurück, der mitten in der Luft seine Kreise drehte und versuchte, auf diese Weise seine Position zu halten. Er, die anderen Gelben Schnitter und die Mittelgewichte bildeten eine große Masse, die darauf wartete, selbst über das Lager herfallen zu dürfen.
    »Die Chevaliers! Ihr alle sollt sie umkreisen und von hinten angreifen, sodass ihr sie auf uns zutreibt«, donnerte Temeraire ungeduldig.
    »Oh«, erwiderte Chalcedony, und die Schnitter schossen los. Wie ein Schwarm umkreisten sie die Chevaliers.
    »Zweite Linie«, rief Temeraire, und die Schwenkflügler und Graukupfer machten sich in zwei kurzen Reihen auf den Weg. Gemeinsam überflogen sie das Lager ein zweites Mal, quer zur Schneise, die die Schwergewichte geschlagen hatten. Sie alle waren Mittel- und Leichtgewichte, aber so außergewöhnlich schnell und geschickt, dass sie selbst unter günstigeren Umständen schwer zu treffen gewesen wären. Hinzu kam, dass die Soldaten all ihre Waffen auf die Schwergewichte in entgegengesetzter Richtung ausgerichtet hatten, sodass die Umstände für die Franzosen alles andere als angenehm waren. Viele der Schwenkflügler richteten jedoch nichts aus, und anstatt geradewegs über die Zelte hinwegzuschießen, machten Velocitas, Palliatia
und einige andere mitten im Flug halt, drängten sich so eng zusammen, dass sie wie ein fester Block erschienen, kehrten ein Stück zurück und drehten sich wieder um oder unternahmen andere komplizierte Flugmanöver. Es war nichts als pure Angeberei, und Temeraire beäugte ihr Gehabe mit gerunzelter Stirn, denn auf diese Weise brauchten sie für die Flugstrecke weitaus länger als vorgesehen und setzten sich der Gefahr aus, beschossen zu werden. Und überhaupt sollte die Reihe inzwischen wieder an den Schwergewichten sein.
    Allerdings kam er sich missgünstig vor, und immerhin wartete ein prächtiger Kampf mit den Chevaliers auf sie. Aber so sehr er auch Ausschau hielt, er konnte die Chevaliers nicht auf sie zukommen sehen. Sie waren viel zu beschäftigt damit, sich zu verteidigen. In Zweiergruppen griffen die Schnitter sie von beiden Flanken aus an, und sobald sich ein Chevalier umdrehte, um eine Attacke zu parieren, setzte ihm ein weiteres Paar aus einer anderen Richtung zu. Auch von unten kamen die Schnitter, sodass die Männer an Bord der französischen Tiere sie nicht so leicht beschießen konnten. »Oh«, stieß Temeraire ungnädig hervor. Es war ein geschickter Weg, die Drachen in Schach zu halten, aber er hatte sich die Sache ganz anders vorgestellt.
    Wenigstens benahmen sich die Graukupfer wie gewünscht. Während die Schwenkflügler vorführten, was sie alles konnten, griffen sich die Leichtgewichte alles, was ihnen in die Quere kam, Zeltstangen oder junge Bäume, die sie aus dem Boden rissen, und peitschten damit auf das Lager ein. Sie schlugen Männer und Zelte gleichermaßen nieder und verteilten die Feuer noch weiter.
    »Da haben wir ja eine Kanone«, bemerkte Majestatis trocken und zeigte mit seinen Krallen hinunter. Den Franzosen war es trotz des allgemeinen Durcheinanders gelungen, eine ihrer Kanonen richtig in Stellung zu bringen, und ein Dutzend Männer, die die Schrapnellkanonen ausrichteten, stand daneben.
    »Weg da«, gellte Temeraire sofort. »Velocitas! Palliatia – o nein, sie hören nicht auf mich.« Und dann mussten sie dafür bezahlen: Die
Kanone feuerte, eine Kartätschensalve löste sich, die Schrapnellwaffen spuckten, und in den Reihen der Schwenkflügler erhob sich ein Kreischen, als die Geschosse auf sie zukamen.
    »Rasch, Majestatis, wir sind die Schnellsten …«
    »Hey, ich werde auch nicht einfach hier herumsitzen«, tönte Requiescat, aber Temeraire war bereits brüllend abgetaucht. »Die Kanone ist für mich«, rief Majestatis und schoss hinterher. Es gelang ihm, der heißen Kanone im Vorbeiflug einen Hieb zu versetzen, und seine langen Krallen richteten verheerendes Unheil unter der Artillerie-Besatzung an.
    Temeraire steuerte auf die Schwenkflügler zu, trieb sie zusammen und drängte sie nach oben. Dann brachte er seine Schulter unter Velocitas, der die schwerste Verwundung erlitten hatte: Ein Schrapnellgeschoss hatte ihn mitten ins Gesicht getroffen. Sein goldgelber Kopf war überall von Schwarz und Rot überzogen, und seine Augen und Nüstern

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