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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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und einen Augenblick senkten sie feierlich die Köpfe. Dann machten sie sich über die Schweine her.
    Schließlich begannen sie damit, sich durch die Überreste des Lagers zu arbeiten. Die meisten Dinge waren verbrannt, aber Metalltöpfe hatten das Feuer ebenso überstanden wie Schnallen, Kanonenkugeln und, was am aufregendsten war, ein großer, schwerer Goldklumpen, den sie in den rußigen Überresten einer Truhe fanden. Mit der Schnauze hatte Reedly sie vor ihnen auf den Boden befördert, und unzählige Hälse wurden gereckt, um voller Bewunderung
einen Blick hineinwerfen zu können. In der Morgensonne leuchtete das Gold atemberaubend.
    »Und wie wollen wir das aufteilen?«, fragte Requiescat und beäugte den Klumpen begehrlich.
    »Wir müssen ihn sicher verstauen«, bestimmte Temeraire, »und wenn der Krieg vorbei ist, werden wir die Schätze, die wir erbeutet haben, zusammenlegen und überall prächtige Pavillons errichten, die wir alle benutzen können, wann immer wir wollen. Das ist viel besser, als wenn jeder von uns nur genug hat, um einen kleinen Teil eines Pavillons an einem einzigen Ort zu kaufen. Und aus dem, was übrig bleibt, werden wir für jeden von uns Orden anfertigen lassen, sodass wir jeder eine Medaille haben, die zu unserer Größe passt.«
    Mit diesem Verfahren erklärten sich alle einverstanden. Nach komplizierten Verhandlungen wurden einige der Drachen, nämlich Reedly, Chalcedony, ein weiterer Gelber Schnitter und ein Schwenkflügler, ausgewählt, den Goldklumpen an einen sicheren Ort im Zuchtgehege zurückzubringen, obwohl ihn Reedly mühelos auch allein hätte tragen können.
    Der Rest von ihnen blieb an Ort und Stelle, um das Lager nun mit noch größerem Enthusiasmus zu durchsuchen. Dabei entdeckten sie die Kanone.
    Die meisten Waffen waren zerstört worden, und jene, deren Gehäuse nicht verschmort oder von Säure zersetzt worden waren, hatten die Geschützmannschaften unschädlich gemacht, ehe sie sie zurückließen. Eine einzige jedoch hatte sich unter dem schützenden Gewicht eines schwelenden Zeltes befunden und war auf diese Weise der Zerstörung entgangen. Zwar war sie ein wenig von der Säure angefressen und an den Kanten versengt, aber es blieb eine wahrhaft große Kanone, ein ordentlicher Zwölfpfünder, und es gab rundherum genug Kugeln. Sogar ein Vorrat an Schießpulver war noch übrig, denn die Pulverwagen waren abseits vom Lager abgestellt worden.
    »Aber wie sollen die Männer wissen, was zu tun ist, wenn sie nicht ausgebildete Soldaten sind?«, gab Temeraire zu bedenken. An Bord
verschiedener Schiffe hatte er viele Male gesehen, wie Kanonen abgefeuert wurden, aber er konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, was im Einzelnen zu tun war. »Vielleicht kann Perscitia das herausfinden …« Er sah sich um und stellte fest, dass sie nicht wie die anderen das Lager durchkämmte, sondern zu einem Ball zusammengerollt in der Nähe des Wasserlochs lag.
    Er ging zu ihr und fragte: »Bist du verletzt?«
    »Natürlich bin ich nicht verletzt«, erwiderte sie schnippisch.
    »Warum hockst du denn dann hier, statt dich umzusehen? Wir haben bereits etwas Gold gefunden, und vielleicht gibt es noch mehr.«
    »Nun, es ist ja nicht so, als wenn ich etwas davon abbekommen würde«, sagte sie, »ich habe ja gar nicht gekämpft.«
    »Jeder hatte die Gelegenheit«, erwiderte Temeraire. Er hatte nicht das Gefühl, ungerecht gewesen zu sein. Natürlich sollten die Schwergewichte als Erstes angreifen, denn sie konnten den größten Schaden anrichten.
    Perscitia wandte den Blick ab und schmiegte ihre Flügel noch enger an ihren Körper.
    »Du kannst wieder verschwinden, wenn du dich nur lustig machen willst und Streit suchst. Schließlich geht es keinen etwas an, wenn ich mich nicht ums Kämpfen schere.«
    »Ich mache mich überhaupt nicht über dich lustig, und hör endlich auf, so streitlustig zu sein!«, sagte Temeraire. »Mir ist gar nicht aufgefallen, dass du nicht gekämpft hast.«
    Sie druckste kurz herum und murmelte dann mit einem bedeutsamen Blick auf die restlichen Drachen als Erklärung: »Aber die anderen haben es gemerkt.«
    »Warum kämpfst du denn nicht, wenn es dir so viel bedeutet?«, erkundigte sich Temeraire. »Du hättest doch den Zeitpunkt selbst bestimmen können.«
    »Ich wollte nicht«, sagte sie trotzig. »Bitte schön, jetzt weißt du es und kannst mich einen Feigling nennen, wenn du willst, das ist mir völlig egal.«
    »Oh«, stieß Temeraire aus und setzte sich auf

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