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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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waren bereits so entsetzlich geschwollen, dass er nichts mehr sehen konnte, und Schleim strömte von seinem Gesicht. Er stöhnte jämmerlich.
    Und dann tauchte Requiescat hinten ihnen ab, war jedoch zu schnell für sein Gewicht und fuhr mit ausgebreiteten Flügeln durch das Lager im Versuch, sein Tempo zu drosseln. Er mähte Soldaten und Drachen gleichermaßen zu beiden Seiten nieder, während er mit den Krallen und seinem Schwanz eine mächtige Furche durch die Mitte des Lagerplatzes grub.
    »In die Luft«, rief Temeraire zornig und schüttelte einige Zelte und eine Reihe von Soldaten ab, die sich an seine Beine geklammert hatten. »Alle wieder aufsteigen! Sofort!« Mit einem Brüllen verlieh er dem Befehl Nachdruck, und diesmal war es ein beeindruckender Laut, mit dem er in Richtung der Munitionsvorräte zielte, die sorgfältig neben den Kanonen aufgeschichtet waren. Die Kugelpyramiden schwankten und brachen dann zusammen. Quer durchs Lager rollten die Geschosse, zermalmten die Beine der Männer, und die Drachen sprangen, in neuerliche Aufregung versetzt, in die Luft.
    »Seht mal, seht mal!«, schrie Fricato, einer der Graukupfer, während er sich höherschraubte. »Seht nur, ich habe ein Pferd erwischt!« Und er schüttelte das Tier in seinen Klauen.
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um etwas zu fressen«, rief Temeraire zurück, doch der Anblick erinnerte ihn an ihr eigentliches Vorhaben. Er stieg noch etwas höher, um einen besseren Überblick zu bekommen. Tatsächlich kreisten weitaus mehr Schatten in der Nähe der Schweine, und das Tor zum Gatter stand weit offen und schwang in den Angeln. »Wir haben die Schweine«, rief Temeraire, und ein freudiges Gebrüll erhob sich. Dann fügte er hinzu: »Wir können jetzt abziehen!«
    »Warum?«, fragte Majestatis.
    »Wie bitte?«, entgegnete Temeraire.
    »Warum sollten wir denn abziehen?«, erkundigte sich Majestatis und zeigte nach unten. Die Soldaten flohen in einem Pulk Richtung Osten. Sie waren in die Flucht geschlagen und machten lediglich lange genug halt, um die Verwundeten auf Karren zu heben und sie davonzuziehen. Auch in der Luft drehten die Chevaliers ab und flüchteten. Das Lager stand in Flammen und wartete verlassen auf den Einzug der Eroberer.
     
    »Nun«, sagte Temeraire am nächsten Morgen und lugte durch das leicht verkohlte Kanonenrohr. »Das ist ja schön und gut, aber ich bin mir nicht sicher, was wir damit anfangen sollen.«
    »Wir können es ihnen in der nächsten Schlacht auf die Köpfe fallen lassen«, schlug Moncey vor.
    »Da höre sich das einer an! Wir können doch eine richtige Kanone nicht derartig verschwenden«, klagte Gentius. »Was wir brauchen, sind Männer, die sie für uns abfeuern. Eine richtige Geschützmannschaft. Und wir brauchen auch gute Ärzte«, fügte er hinzu. »Für uns und für sie.« Damit wies er auf die Gefangenen, von denen die meisten Verwundete waren, die auf dem Feld zurückgelassen worden waren. Viele waren es nicht. Als es den Drachen endlich
gelungen war, die Brände im Lager zu löschen, waren die meisten der Opfer bereits tot.
    Lloyd und seine Männer hatten die Überlebenden fortgebracht und ein Zelt für sie aufgebaut. Die Toten jedoch blieben liegen. Die Schlacht war sehr zufriedenstellend verlaufen, auch wenn sie nicht so lange angedauert und so geordnet abgelaufen war, wie man es hätte wünschen können. Temeraire bereute es nicht, dass er die Soldaten getötet hatte. Es war nur gut so, denn sonst hätten sie ein anderes Mal erneut gegen sie kämpfen müssen, und schließlich waren die Franzosen diejenigen, die eingedrungen waren. Aber es tat ihm leid, dass sie tot waren, und sie boten einen traurigen Anblick.
    Die meisten der Wilddrachen begriffen nicht, was das Problem war, und einige schlugen vor, die Gefallenen zu verspeisen. Temeraire legte entsetzt seine Halskrause an, und auch die anderen zischten empört, sodass der Vorschlag zurückgezogen wurde. »Ja, genug mit diesem Gerede«, sagte Gentius. »Aber wir können sie auch nicht hier herumliegen lassen. Das gehört sich nicht; schließlich waren es gute Gegner.«
    Und so hob eine Gruppe Schnitter ein Grab aus. Vielleicht mochte es mit sieben Metern ein bisschen zu tief geraten sein, aber nichtsdestoweniger sammelten die Kurierdrachen die Toten zusammen, legten sie in das Loch und schaufelten anschließend die Grube wieder zu. Respektvoll steckte Chalcedony eine der am wenigsten verkohlten französischen Standarten senkrecht in den Hügel,

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