Drachenwege
verzog, merkte man, dass die Begegnung mit der schwierigen Whermeisterin nicht gerade erquicklich verlaufen sein musste.
Meister Zist unterdrückte ein Lachen. J'lantir dankte ihm dafür, indem er ernst mit dem Kopf nickte.
»Natürlich habe ich mit dem Wher-Führer in Burg
Ista gesprochen«, fuhr er fort. »Und zu meiner nicht geringen Überraschung«, er hob eine Augenbraue und sah Meister Zist an, »erfuhr ich, dass in der Harfnerhalle nur sehr wenige Schriften aufbewahrt werden, die über den Umgang mit Wachwheren unterrichten.«
»Meines Wissens befindet sich dort so gut wie gar
keine Information bezüglich dieses Themas«, bestätigte der Harfner.
»Da der nächste Vorbeizug des Roten Sterns näher
rückt, dachte sich C'rion, es könnte nicht schaden, sich alles Wissenswerte anzueignen, das dazu dient, die Drachen im Kampf gegen die Fäden zu unterstützen«, sagte J'lantir. »Ich wurde dazu ausersehen, Informationen über Wachwhere zu sammeln.«
»Als ich J'lantir erzählte, dass Gaminth sich mit Kisk verständigen kann«, sagte M'tal und wies mit einer Handbewegung auf den aufmerksam lauschenden Wachwher, »fragte er, ob er mit uns zusammenarbeiten darf.«
»Das ist eine einzigartige Gelegenheit, um mit einem frisch geschlüpften Wachwher in Kontakt zu treten«, erklärte J'lantir.
»Ach, als frisch geschlüpft kann man Kisk nicht mehr bezeichnen«, korrigierte Meister Zist.
»Kisk ist jetzt über vier Monate alt«, sagte Kindan.
»In zwei Siebenspannen und drei Tagen wird sie
genau fünf Monate alt sein«, präzisierte Nuella.
»Der jüngste Wachwher, den ich bis jetzt zu Gesicht bekommen habe, ist drei Planetenumläufe alt«, sagte J'lantir. Er wandte sich an M'tal. »Was glaubst du, reifen sie schneller heran als Drachen?«
M'tal nickte. »Ich denke schon.«
»Das scheint mir auch so zu sein«, pflichtete J'lantir ihm bei. Er trat näher an Kisk heran und hielt ihr seine Hand unter die Nase.
»Es ist in Ordnung so, Kisk«, munterte Kindan den
Wachwher auf. Kisk legte den Kopf schief, beschnüffelte ausgiebig die Hand und leckte sie dann vorsichtig.
»Darf ich dich streicheln?«, fragte J'lantir den Wher und deutete eine höfliche Verbeugung an. Kisk gab einen bellenden Laut von sich. Der Drachenreiter warf Kindan einen Blick zu. »Heißt das Ja?«
Kindan nickte. »Dein Drache könnte vielleicht mit ihr sprechen«, schlug er vor.
»Das würde Kisk sicher gefallen«, meinte Nuella.
JTantirs Miene erhellte sich. »Eine gute Idee«, sagte er. Sein Gesicht nahm einen abwesenden Ausdruck an, ein Zeichen dafür, dass er mit seinem Drachen kommunizierte. Kisk ließ den Mann nicht aus den
Augen; plötzlich durchfuhr sie ein Ruck, sie zirpte aufgeregt und fing dann fröhlich an zu zwitschern.
Bedächtig watschelte sie näher an J'lantir heran, schob ihre Schulter unter seine Hand und drehte den Hals, um sich davon zu überzeugen, dass ihre Position zufrieden stellend war.
J'lantir strich Kisk mit beiden Händen über den Körper, betastete jeden Muskel und erforschte behutsam ihren Hals und den massigen Kopf. Er streichelte sie von den Augenwülsten bis zur Schwanzspitze. »Ähnlich wie ein Drache, aber in wesentlichen Punkten ganz verschieden«, kommentierte er versonnen. Er sah zu M'tal hinüber. »Sämtliche Wachwhere, die ich bis jetzt gesehen habe, weisen viel kräftigere Muskeln auf als selbst der durchtrainierteste Drache.«
»Das ist mir auch aufgefallen«, räumte M'tal ein.
J'lantir massierte leicht Kiks Stummelflügel, setzte eine nachdenkliche Miene auf und sagte: »Lolanth, bitte Kisk, die Schwingen zu spreizen.«
Kindan dachte sich, dass der Drachenreiter seine
Frage laut ausgesprochen hatte, um die anderen zu
warnen. Sie sollten sich nicht erschrecken, wenn Kisk damit begann, jähe Bewegungen zu vollführen.
Der Wachwher tschilpte glücklich und entfaltete die kurzen Schwingen.
»Die Flügel sind sehr klein«, bemerkte J'lantir. Er wandte sich an Kindan. »Und dein Vater ist tatsächlich auf einem Wachwher geflogen?«
»Ja«, bestätigte Kindan.
»Erstaunlich«, rief J'lantir aus. »Nicht einmal Meisterin Aleesa hat behauptet, das Wachwhere fliegen können.«
»Mir scheint, dass die Harfner nicht die einzigen
sind, die nützliches Wissen über Wachwhere vergessen haben«, meinte M'tal und blickte Meister Zist dabei neckend an. Zist zuckte lediglich die Achseln. M'tal richtete das Wort wieder an seinen Kameraden. »Ich frage mich, ob man einem Wachwher beibringen
Weitere Kostenlose Bücher